Personen und Themen mit S
Sänger, Schauspieler, Regisseur, Intendant, geb. 5.1.1880 Berlin, gest. 3.4.1961 Englewood Cliffs (N. J., USA)
S. kam nach Studien in Köln, Mailand und Wien und Engagements bzw. Intendanzen u. a. in Straßburg, Münster, Halle und Berlin 1921 ans Hamburger Stadttheater, wo er erst Direktor, ein Jahr später Intendant wurde. Gemeinsam mit dem Dirigenten → Egon Pollak [1] brachte S. die Opernregie in Hamburg auf einen modernen Stand (Der Ring des Nibelungen 1926-28) und sorgte für die Erweiterung des Repertoires um zeitgenössische Werke (Hamburger Erstaufführung von Ernst Kreneks Oper Jonny spielt auf 1927). Das Doppelgespann S./Pollak war antisemitischen Schmähungen in der Presse (Hamburger Tageblatt) ausgesetzt. Als Pollak 1931 Hamburg verließ und Karl Böhm neuer Generalmusikdirektor wurde, stufte man S. zum Oberspielleiter herab. Im März 1933 folgte die Zwangspensionierung. S. engagierte sich in der Fachschaft Künstler der Hamburger Beratungsstelle für jüdische Wirtschaftshilfe. Desgleichen wirkte er in der im September 1933 gegründeten Gemeinschaft jüdischer Künstler mit (→ Jüd. Kulturbund [2]). 1934 übernahm er die künstlerische Leitung der Jüdischen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft in Hamburg. Im folgenden Jahr emigrierte S. über Frankreich in die USA (→ Emigration [3]). An der Ostküste unweit von New York City lebend, wurde S. zunächst Oberspielleiter an der Metropolitan Opera, 1945 dann Generaldirektor der New Yorker City Center Opera Company, die er zehn Jahre lang leitete. S. war auch Dozent an der Juilliard School in New York und an der Academy of Vocal Arts Philadelphia. Bemerkenswert ist sein Einsatz für die bei Bombardierungen im Krieg schwer beschädigte Hamburger Oper. Als Mitglied des Board of Governors der American Guild of Musical Artists organisierte S. 1948 eine groß angelegte Hilfsaktion zugunsten der Hamburgischen Staatsoper und ihres Ensembles.
Prediger, Pädagoge und Schriftsteller, geb. 1.11.1784 Sandersleben, gest. 17.11.1862 Hamburg
S. genoss in jungen Jahren eine traditionelle religiöse Erziehung, während er seine allgemeine Bildung später überwiegend im Privatunterricht oder autodidaktisch erwarb. Seit 1802 unterrichtete er Deutsch und Hebräisch an der jüdischen Reformschule in Dessau, an der er auch erste Gelegenheit zu öffentlichen Ansprachen erhielt. 1818, das Jahr, in dem er die rabbinische Ordination erwarb, übertrug ihm der Hamburger Neue Israelitische → Tempelverein [4] das Amt des zweiten Predigers, das er fortan neben → Eduard Kley [5] ausübte. Mehr noch als dieser galt S. als herausragender Kanzelredner, der als solcher bestrebt war, über die Nachahmung christlicher Muster hinauszugelangen und eine genuin jüdische Form für den gottesdienstlichen Vortrag zu entwickeln. Von ihm verfasst, erschienen nicht nur zahlreiche Predigtsammlungen, sondern auch eine deutsche Übersetzung der hebräischen Bibel. In mehreren Streitschriften ergriff er für die → Emanzipation [6] der deutschen Juden das Wort. An der Bearbeitung und Neuauflage des Tempelgebetbuchs 1841 maßgeblich beteiligt, verteidigte S. die darin enthaltenen liturgischen Veränderungen gegen die massive Kritik, die sowohl die Reformer als auch die Orthodoxie formulierten. Er verstand sich zeitlebens als Protagonist einer auch den außerkultischen Bereich umfassenden Neugestaltung jüdischer Frömmigkeitsmuster, für die er auf den 1844 bis 1846 stattfindenden Rabbinerversammlungen in Braunschweig, Frankfurt a. M. und Breslau das Wort ergriff. 1857 trat S. als Kanzelredner in den Ruhestand.
Jurist, geb. 6.7.1897 Hamburg, gest. 4.9.1938 Hohwacht
S. besuchte das Johanneum und legte dort, nachdem er im September 1914 als Kriegsfreiwilliger in das Heer eingetreten war, im August 1915 das Notabitur ab. Im August 1917 vor Verdun verwundet, wurde er im Dezember 1918 aus dem Heeresdienst entlassen. Anschließend studierte er an den Universitäten Halle, München und Hamburg Jura. Nach dem Bestehen der zweiten juristischen Prüfung im Februar 1924 trat er in die von seinem Vater Hermann Samson geführte Anwaltskanzlei ein. Politisch stand S. der Sozialdemokratie nahe. 1920 heiratete er die evangelisch konfirmierte Ilse Elkan. Auch wenn er im Vorstand des → Israelitischen Krankenhauses [8] wirkte, standen er und seine Familie mit vier Kindern dem Judentum bis 1933 fern. Als aber im Frühjahr 1933 die antijüdischen Maßnahmen und Gesetze einsetzten, sah sich S. in der Pflicht, den Verfolgten zu helfen. Zuerst organisierte er die Anwaltshilfe, bald darauf übernahm er den Vorsitz der Beratungsstelle für jüdische Wirtschaftshilfe. Im September 1933 wirkte er maßgeblich an der Gründung der Reichsvertretung der deutschen Juden mit, in deren Gremien er an vielen Beratungen teilnahm. Er wurde Vorsitzender des Landesverbandes Norddeutschland und des Ortsverbandes Hamburg des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. Auch der 1934 gegründete → Jüdische Kulturbund Hamburg [2] stand unter seiner Leitung. Zu den Vorstandssitzungen der jüdischen Gemeinde (→ Gemeinde [9]) wurde er als ständiger Berater hinzugezogen. Auf die mit diesen Aufgaben verbundene hohe Arbeitsbelastung wird zurückzuführen sein, dass S. im Alter von nur 41 Jahren beim Baden in der Ostsee an einem Herzschlag starb. Seine Kinder kamen im Dezember 1938 mit einem Kindertransport nach Großbritannien. Seine Frau und seine Eltern folgten ihnen im April 1939.
(auch: Felix Friedrich), Kunsthistoriker und Institutsleiter, geb. 8.1.1890 Wien, gest. 22.3.1948 Dulwich (London)
S., Sohn eines Juristen, zeigte bereits als Schüler eine Neigung zur Kunstgeschichte, deren Studium er in Wien begann und in Berlin fortführte. 1912 promovierte S. in Wien mit Rembrandt Studien. S. beschäftigte sich mit astrologischen und mythologischen Illustrationen. 1910 begegnete er erstmals → Aby Warburg [10] in Hamburg, der ihn fortan unterstützte. 1914 an der → Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg [11] angestellt, musste er seine Arbeit durch Krieg und Frontaufenthalt in Italien unterbrechen. Nach Kriegsende war er vorübergehend bei einer Volksbildungseinheit des österreichischen Militärs tätig, 1919 kehrte er nach der Erkrankung Warburgs als dessen Stellvertreter an die Bibliothek zurück. 1922 habilitierte sich S., 1926 wurde er außerordentlicher Professor. Es ist S.s Verdienst, nach Gründung der Universität Hamburg die private Bibliothek in eine international anerkannte Institution umgewandelt zu haben. Neben anderen waren → Ernst Cassirer [12] und → Erwin Panofsky [13] eng mit der Bibliothek verbunden. S. schuf zwei Schriftenreihen und sorgte für einen festen Mitarbeiterstab. Nach der Rückkehr Warburgs und dem Neubau der Bibliothek 1926 widmete sich S. verstärkt eigenen Forschungen und Publikationen. Als Warburg 1929 starb, übernahm S. erneut die Leitung der Bibliothek. Nach dem rettenden Transfer der Bibliothek 1933 nach London gelang es ihm, das Warburg Institute jetzt auch in die Fachkreise Englands einzubinden. Gemeinsam mit → Gertrud Bing [14] bemühte er sich um zahlreiche Verfolgte und ermöglichte ihnen die → Emigration [3]. 1939 wurde S. britischer Staatsbürger, 1941 Fellow der British Academy. 1944 wurde das Institut der University of London angegliedert – die Zukunft war gesichert. Die Anstrengungen der schwierigen Kriegsjahre und die aufopferungsvollen Bemühungen S.s mögen zu seinem frühen Tod beigetragen haben.
geb. 9.9.1874 Brody (Galizien), gest. 1.2.1954 London
Seit 1904 arbeitete S. als selbständige promovierte Kunsthistorikerin in Hamburg. Bereits früh engagierte sie sich für den Expressionismus. Seit 1907 war sie passives Mitglied der »Brücke« und gründete 1916 den Frauenbund zur Förderung deutscher bildender Kunst. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie durch Vorträge sowie durch zahlreiche Publikationen. 1919 schloss sie sich als »literarisches Mitglied« der Hamburgischen Sezession an. Gemeinsam mit Wilhelm Niemeyer gab sie 1919-23 die Monatsschriften Die rote Erde und Kündung (1921) heraus. Durch die Vermittlung von Avantgarde-Kunst in Privatsammlungen sowie durch Präsentation ihrer reichen Sammlung moderner Kunst in der von Karl Schmidt-Rottluff gestalteten Wohnung suchte sie junge Künstler zu fördern. Diese revanchierten sich mit über 19 Schapire-Bildnissen. Fast 30 Jahre lang etablierte sie mit Gleichgesinnten ein tolerantes Kunst-Klima in Hamburg. Nach der Machtübernahme als Jüdin und Vertreterin der Moderne ausgegrenzt, veröffentlichte sie bis 1937 unter Pseudonym und setzte ihre Vortragstätigkeit vor privaten Hörerkreisen fort. Zudem engagierte sie sich im → Jüdischen Kulturbund Hamburg [2] und veranstaltete wöchentliche Treffen von Künstlern und Kunstfreunden in ihrer Wohnung. 1937 wurde sie als »Kritiker(in) der Systemzeit« in der Münchner Ausstellung »Entartete Kunst« angeprangert. Im August 1939 gelang ihr die → Emigration [3] nach England, während ihre Familie später im KZ in Polen umkam. Mit unermüdlicher Energie baute sie in London eine neue bescheidene Berufsexistenz auf. S. starb an einer Herzattacke auf der Freitreppe der Tate-Gallery.
Bis zur Aufklärung stand die religiös-traditionelle Bildung im Mittelpunkt jüdischer Erziehung und hatte als identitätsstiftendes Moment hohe Bedeutung. Mit dem Ende des 18. Jahrhunderts begann eine weitreichende Verschiebung. Die weltliche Bildung gewann durch die Aufklärung an Gewicht und wurde als Mittel auf dem Weg zur wirtschaftlichen Gleichstellung und rechtlichen → Emanzipation [6] der Juden in der deutschen Gesellschaft gesehen.
Für jüdische Kinder und Jugendliche entwickelte sich daraus folgend im Laufe des 19. Jahrhunderts eine Vielzahl schulischer Bildungseinrichtungen. Diese Ausdifferenzierung wurde durch die innerjüdisch-religiösen Differenzen verstärkt. Im Einzelnen wären an schulischen Einrichtungen zu nennen: religiös-orthodoxe und religiös-liberale Schulen, Privatschulen jüdischer und christlicher Pädagogen sowie die staatlichen Volks- und höheren Schulen. Am Ende der Weimarer Republik besuchte etwa die Hälfte der jüdischen Schulpflichtigen staatliche schulische Einrichtungen.
Das jüdische Schulwesen begann mit dem ausschließlich religiösen Unterricht im »Cheder«, in jenen einklassigen »Schulen« im Zimmer (hebr.: Cheder) eines jüdischen Religionslehrers. Anfang des 18. Jahrhunderts existierten 39 derartige Einrichtungen, die alle in der Hamburger → Neustadt [16] gelegen waren. Stärker weltlich orientierte Eltern schickten ihre Kinder auf private christliche Schreib- und Rechenschulen. Eine höhere Bildung erhielten im 18. und 19. Jahrhundert nur wenige Jugendliche, seit 1778 war dieser Weg auf dem Christianeum in Altona und seit 1802 auf dem Johanneum in Hamburg für Juden offen. Das Schulwesen der → Deutsch-Israelitischen Gemeinde [17] differenzierte sich bis in die Weimarer Republik hinein nach Geschlecht. Spätestens seit dem »Gesetz betreffend das Unterrichtswesen«, das der Hamburger Senat am 11. November 1870 verkündete und das in Hamburg das staatliche Schulwesen begründete, mussten sich alle jüdischen Schulen im Lehrplan an den staatlichen Schulen ausrichten.
[18]Für die Kinder ärmerer jüdischer Elternhäuser entstanden – wie in ganz Deutschland – so genannte Frei- oder Armenschulen, in denen der Zugang zum weltlichen Wissen und damit der Weg aus der Isolation geebnet werden sollte. In Hamburg wurden zwei Schulen für Jungen von jüdischer Seite aufgebaut: 1805 wurde die Israelitische Armenschule der Talmud Tora (40) gegründet, zunächst noch vorrangig als orthodoxe Religionsschule, ab 1822 öffnete sie sich auch weltlicher Bildung. So entwickelte sich diese Anstalt von einer Religionsschule im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts zu einer Volks-, später Realschule, in den frühen dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts zu einer neunstufigen Oberrealschule, die bis zum Abitur führte. Die → Talmud Tora Schule [19] blieb aber immer die Schule der gesetzestreuen Juden. Liberal orientierte Juden gründeten 1815 die → Israelitische Freischule [20] (41), die mit ihrer stärker weltlichen Ausrichtung als Alternative zur religiös orthodoxen Talmud Tora Schule intendiert war und daher Schüler auf ein weltliches Gewerbe vorbereiten sollte. Große Bedeutung wurde dem Deutschunterricht zugeschrieben, denn nur mit der Beherrschung der deutschen Sprache war auch eine gesellschaftliche Integration der Juden zu erreichen. Seit 1848 wurde die Schule von → Anton Rée [21] geleitet. Durch die Aufnahme christlicher Schüler entwickelte sich die Schule zu einer gemischtkonfessionellen Anstalt. Nach 1870 war sie die zahlenmäßig größte Schule der Stadt. 1890 erhielt sie den Namen Stiftungsschule von 1815, da inzwischen weit mehr christliche als jüdische Schüler die Anstalt besuchten. 1920 wurde sie verstaatlicht und zur Dr. Anton-Rée-Realschule, 1933 musste sie wegen rückläufiger Schülerzahlen schließen.
Für Mädchen bestanden im 19. Jahrhundert die 1798 privat gestiftete Unterrichtsanstalt für arme israelitische Mädchen und die 1818 von der Deutsch-Israelitischen Gemeinde eingerichtete Armenschule für jüdische Mädchen. Beide Schulen wurden 1884 zur Israelitischen Töchterschule im Schulhaus Karolinenstraße (89) vereinigt. Die Schule orientierte sich am Lehrplan der Hamburger Volksschule und war allein jüdischen Mädchen vorbehalten. Unter der Schulvorsteherin → Mary Marcus [22], die die Schule über 50 Jahre hinweg bis 1924 führte, wurde die Schule ausgebaut, und unter → Alberto Jonas [23] erhielt sie 1930 die Anerkennung als Realschule.
Für die Ausbildung einer großen Anzahl jüdischer Mädchen der Mittel- und Oberschicht waren vor allem auch Privatschulen von großer Bedeutung. So war mit dem Ziel, jüdischen Mädchen eine religiös-moralische wie auch wissenschaftliche Ausbildung zu geben, im Jahr 1863 die Private Höhere Mädchenschule von Moritz Katzenstein (44) gegründet worden. Als 1892 der Schriftsteller und Pädagoge → Jakob Loewenberg [24] diese Schule übernahm, entwickelte sie sich zu einer der führenden reformpädagogisch inspirierten Anstalten des höheren Mädchenschulwesens in Deutschland. Zu dem Profil der Schule gehörte die Betonung der ästhetischen Fächer, die Weckung der kreativen Kräfte der Schülerinnen unter anderem im Literaturunterricht, Aufführungen und freie Schülervorträge sowie die künstlerische Ausgestaltung der Klassenräume. Darüber hinaus wurde die enge Verbindung von Schule und Elternhaus zu einem Markenzeichen des Pädagogen Loewenberg, der seine Schule auch christlichen Schülerinnen öffnete. Auch diese Anstalt musste 1931 aus wirtschaftlichen Gründen infolge der Weltwirtschaftskrise ihre Tore schließen.
[25]Für Töchter liberal eingestellter jüdischer Eltern waren neben der Loewenberg-Schule insbesondere die Wahnschaff-Schule (1879-1939) und die Delbanco-Schule (1899-1915), aus der dann die Schule von Ria Wirth hervorging, gut frequentierte Bildungseinrichtungen. Für streng orthodox erzogene jüdische Mädchen der Oberschicht wurde 1893 die Israelitische Höhere Mädchenschule (48) gegründet. 1912 wurde sie als Lyzeum, später als Realschule anerkannt, musste aber ebenfalls 1931 aus finanziellen Gründen schließen. Für jüdische Mädchen wie für jüdische Jungen gleichermaßen galt auch noch in der Weimarer Republik: Wer studieren und damit Abitur machen wollte, war gezwungen, eine staatliche Schule zu besuchen.
Für Jungen und Mädchen der jüdisch-liberalen Oberschicht blieb bis zur Auflösung 1939 auch die privat geführte Bertramschule (1848 gegründet) eine geschätzte Bildungseinrichtung. Weitere private Anstalten, die von jüdischen Schülerinnen und Schülern besucht wurden, werden von Otto Rüdiger in seiner Geschichte des Hamburgischen Unterrichtswesens (1896) angeführt, sind von der Forschung bislang aber nicht aufgearbeitet worden.
Mit der Verdrängung der jüdischen Schülerinnen und Schüler aus den staatlichen Schulen der Hansestadt (→ Jüdisches Leben zur Zeit der Verfolgung [26]) nahm die Zahl der Schülerschaft an den beiden verbliebenen jüdischen Schulen, der Talmud Tora Schule und der Jüdischen Mädchenschule in der Karolinenstraße, nach 1933 zunächst erheblich zu. Die beiden Schulen wurden zum Zufluchts- und Schutzraum jüdischer Kinder in einer ansonsten feindlichen Umgebung. Die Schulen setzten neben dem normalen Lehrstoff nun verstärkt auf eine berufsorientierte Vorbereitung für eine → Emigration [3] nach Palästina oder in andere Aufnahmeländer. Im April 1939 wurden die beiden Schulen zwangsweise zusammengelegt. Einer Reihe von Schülerinnen und Schülern war bis dahin die Flucht ins Ausland geglückt. Seit 1941 durfte die Schule nur noch als Volksschule geführt werden und musste den Namen »Jüdische Schule in Hamburg« führen. Unterrichtet wurde in den Räumen des Schulhauses Karolinenstraße. Im Mai 1942 musste die Schule ins jüdische Waisenhaus Papendamm (67) umziehen. Am 30. Juni 1942 wurde die Jüdische Schule in Hamburg – wie alle jüdischen Schulen im Deutschen Reich – durch einen Erlass des Reichserziehungsministeriums geschlossen. Alle verbliebenen Schülerinnen und Schüler, ihre Eltern sowie ihre Lehrerinnen und Lehrer wurden deportiert (→ Deportation [27]). Kaum einer hat überlebt.
Schauspieler, Regisseur und Produzent, geb. 7.11.1888 Hamburg-St. Pauli, gest. 11.9.1954 München
Der geschmeidige Showman und Dandy durchlief drei erfolgreiche Karrieren im Film von 1910 bis in die dreißiger Jahre, ehe er von den Nazis ins Exil vertrieben wurde. Aufgewachsen auf St. Pauli, arbeitete S. zunächst als kaufmännischer Angestellter im Verlagshaus Scherl in Berlin, während er nebenher bereits als Statist am Königlichen Schauspielhaus tätig war. Als Filialleiter des Verlags kam er nach Bremen und Hamburg, wo er sich auch in einem Bühnen-Verein um Richard Ohnsorg engagierte. 1912 nahm er eine Stellung bei einem reisenden Varieté an, bevor er an das Stadttheater Bern wechselte. Bis 1920 hatte er ein Engagement an den Meinhard-Bernauer-Bühnen in Berlin. In den zwanziger Jahren trat S. nur noch gelegentlich auf der Bühne auf. Seit 1916 machte er sich vor allem als Filmschauspieler einen Namen, indem er meist als zynischer Bonvivant oder abgefeimter Großstadt-Ganove glänzte. Mit Anita Berber, Conrad Veidt und Werner Krauß bildet er das erfolgreiche Quartetto infernale in Richard Oswalds Sittenkino. Ab 1918 betätigte er sich auch als vielseitiger Regisseur und Produzent. Seit der Mitte der zwanziger Jahre entstanden improvisierte Komödien, in denen S. nicht nur als Star brillierte, sondern auch Regie führte und produzierte. Als Regisseur von Tonfilmen galt S. zudem als Spezialist für ironische, musikalische Komödien wie Viktor und Viktoria (1933) und Amphitryon (1935). Ab 1933 arbeitete S. als so genannter »Halbjude« mit einer von Goebbels erteilten Sondererlaubnis, bis er 1937 in die USA emigrierte (→ Emigration [3]). 1938 führte er in Hollywood zunächst Regie bei Musikfilmen, ab 1942 verdingte er sich meist als Darsteller von Nazi-Schurken. Nach seiner Rückkehr im Jahr 1949 verschrieb sich S. vor allem der Theaterarbeit in München. Daneben trat er aber auch in Nebenrollen im Film auf, für seinen Auftritt in Meines Vaters Pferde wurde ihm 1954 der Bundesfilmpreis verliehen. Beim CineFest in Hamburg wird seit 2004 der Reinhold Schünzel-Preis für Verdienste um das deutsche Film-Erbe verliehen.
Offizier und Diplomat, geb. 16.1.1903 Berlin, gest. 23.2.1969 Jerusalem
Der begabte Sohn des Hamburger Kaufmanns Benjamin Sealtiel und der aus Karlsruhe stammenden Helene Wormser fiel in seiner Jugend durch rebellisches und provozierendes Verhalten auf. Nach einer katastrophalen Schulzeit auf der → Talmud Tora Schule [19] versuchte er sich erfolglos in verschiedenen kaufmännischen Berufen in Hamburg, Bremen und Fürth sowie zwischen 1923 und 1925 als Orangenpflücker in Palästina. In Marseille trat er 1925 in die Fremdenlegion ein, der er bis 1931 angehörte. Nach 1933 arbeitete er kurze Zeit für den Hechaluz in Palästina, um dann 1934 in Frankreich tätig zu werden, hier vor allem als Europa-Beauftragter und Waffenkäufer für die zionistische militärische Untergrundorganisation Hagana. Im November 1936 wurde S. an der belgisch-deutschen Grenze verhaftet, bis 1939 in zahlreichen deutschen → KZ [28] (Fuhlsbüttel, Dachau etc.) inhaftiert, bevor er Ende 1939 nach Palästina abgeschoben wurde. Als aktives Mitglied des jüdischen Untergrunds von den Engländern zum Tode verurteilt, machte der später begnadigte S. eine steile Karriere in der Armee: Er war Kommandant von Haifa und auf Vorschlag von Ben Gurion Befehlshaber (Aluf) der Hagana im belagerten Jerusalem (1948). Trotz erfolgreicher Verteidigung musste er den Ostteil der Stadt aufgeben, was ihm bis heute von seinen israelischen Kritikern vorgehalten wird. Nach der Staatsgründung diente der sprachbegabte und überzeugte Zionist, ein Freund von Martin Buber und Gershom Scholem, seinem Land erfolgreich als Botschafter in Mexiko, Brasilien und Holland. In seinen letzten Lebensjahren kam er wiederholt nach Hamburg, um das Grab seiner Eltern zu besuchen.
Mitglieder der wohlhabenden Kaufmannsfamilie S. T. gehörten im 17. und 18. Jahrhundert zu den reichsten und einflussreichsten portugiesisch-jüdischen Familien in Hamburg und in Amsterdam (→ Portugiesisch-Jüd. Gemeinde [29]). Als Hamburger Residenten vertraten die S. T.s nicht nur die politischen und wirtschaftlichen Interessen Spaniens und Portugals, sondern auch Dänemarks und Schwedens.
Der aus einer angesehenen und einflussreichen Converso-Familie stammende Großkaufmann Diego Abraham Teixeira de Sampayo (1581-1666) floh vor der Inquisition aus Portugal, um ungestört als Jude leben zu können, jedoch ohne zunächst formal zum Judentum überzutreten. Er ließ sich für kurze Zeit in Brasilien nieder und führte seit 1613 seine internationalen Geschäfte meist von Antwerpen aus, wo er 1622 zum ersten Mal zum Konsul der »portugiesischen Nation« gewählt wurde. 1643 bestätigte ihm der spanische Hof seine adelige Herkunft und sein Wappen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Köln verzog Diego S. T. im Juli 1646 nach Hamburg, wo das von ihm und seinem Sohn Manuel Isaac (1631-1705) geführte Unternehmen als eines der bedeutendsten unter den portugiesischen Juden Europas galt. Die T.s belieferten verschiedene europäische Höfe mit Luxusartikeln und wickelten Geld- und Wechselgeschäfte für sie ab. Sie betätigten sich nicht nur im lukrativen Überseehandel, sondern vor allem in Bank- und Wechselgeschäften sowie im Juwelenhandel. Sie waren Finanziers der dänischen Krone und des holsteinisch-gottorfschen Hofes, vermittelten Geldgeschäfte für die Habsburger und verwalteten die Gelder der schwedischen Königin Christine, die 1655 Diego T. und 1666 dessen Sohn Manuel zu ihren Residenten in Hamburg ernannte. 1647 traten er und seine Familie öffentlich zum Judentum über. Diego nahm den Namen Abraham S., sein Sohn Manuel den Namen Isaac S. an, was große internationale Aufmerksamkeit erregte und die Hamburger Lutheraner zu wütenden Protesten veranlasste. In der Gemeinde spielte der wegen seiner Frömmigkeit und Großzügigkeit geschätzte Diego T. von Anfang an eine große Rolle. Nach dem Tod seines Vaters wurde Isaac/Manuel Erbe des prosperierenden Familienunternehmens, das sich immer mehr im internationalen Warenhandel und im Versicherungswesen betätigte. Als sich die Auseinandersetzungen zwischen Bürgerschaft und Senat sowie den Portugiesen verschärften, zog Manuel T. seine Gelder bei Kämmerei, Börse und Bank ab, verließ Hamburg und ließ sich vor 1699 in Amsterdam nieder. Infolge dieser Transaktion kam es zu einem großen Börsenkrach in Hamburg.
Jurist, Soziologe und Gemeindefunktionär, geb. 24.4.1912 Bernburg (Anhalt), gest. 8.1.1978 Frankfurt a. M.
S. wuchs in Bernburg auf, wo er das Humanistische Gymnasium besuchte; er studierte von 1930 bis 1934 in Halle und Leipzig Rechtswissenschaften. Bereits in jungen Jahren war er zionistisch und linkssozialistisch engagiert. 1934 schloss er sein Studium mit der Promotion ab; das Staatsexamen abzulegen wurde ihm verwehrt. 1934 bis 1936 war er in der Papierwarenfabrik seines Vaters beschäftigt. 1938/39 arbeitete er in Stettin als Bezirksfürsorger der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden. Am 9. November 1938 wurde er verhaftet und in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Danach ging er nach Hamburg und übernahm die allgemeine Wohlfahrtspflege (→ Sozial- und Wohlfahrtswesen [30]), die Wirtschaftshilfe, Berufsumschichtung für Jugendliche (→ Hachschara [31]) und die jüdische Winterhilfe sowie die stellvertretende Leitung der Bezirksstelle Nordwestdeutschland der Reichsvereinigung. Im Juli 1942 wurde er nach Theresienstadt deportiert (→ Deportation [27]), wo er vor allem zionistische Jugendbildungsarbeit leistete. S. wurde mit seiner Frau Trude, die er in Theresienstadt heiratete, im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und von dort nach Dachau und Kaufering überführt. Beide überlebten die KZ und organisierten 1945/46 in Theresienstadt die Repatriierung der deutschen und österreichischen Überlebenden. 1946 übernahm S. in Davos die Leitung eines Sanatoriums für lungenkranke zionistische Jugendliche, die Lager überlebt hatten. 1947 bis 1950 studierte er Soziologie, Sozialphilosophie und Sozialökonomie in Zürich. 1950 kehrte er nach Hamburg zurück, wo er in der Sozialabteilung, im → Wiedergutmachungsreferat [32] der → Jüdischen Gemeinde [9] und als deren Vorstandsmitglied wirkte. In einem Musterprozess erstritt S., dass die in der NS-Zeit zwangsweise Kennzeichnung mit dem »Judenstern« als haftgleich entschädigt wurde. Er gründete die Jüdische Zentrale Wohlfahrtsorganisation für die Bundesrepublik wieder und leitete sie bis 1961. Ab 1961/62 lehrte S. an der Frankfurter Universität – von 1966 bis 1977 als ordentlicher Professor – Sozialpädagogik, Jugendkriminologie und Jugendrecht. Er gründete und leitete Komitees, Initiativen und Arbeitsgruppen, von denen wichtige Impulse auf die Sozialpädagogik in Theorie und Praxis ausgingen.
Geschäftsführer und Kantor der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, geb. 14.1.1922 Breslau, gest. 1.11.1989 Hamburg
S. stammte aus einem wohlhabenden und religiösen Elternhaus. Infolge rechtlicher Beschränkungen musste er 1941 das jüdische Realgymnasium seiner Heimatstadt Breslau vorzeitig verlassen. Bis zu seiner → Deportation [27] arbeitete er dann als Verwaltungslehrling in der örtlichen Jüdischen Gemeinde. S. überlebte die Lager Theresienstadt, Auschwitz und Birkenau. Nach der Befreiung kehrte er nach Breslau zurück, wo er jedoch keine überlebenden Familienangehörigen mehr vorfand. Er ging nach Erfurt und beteiligte sich dort am Wiederaufbau der Jüdischen Gemeinde. 1953 verließ S. die DDR und wurde Kantor der → Jüdischen Gemeinde Hamburg [9], drei Jahre später übernahm er auch das Amt des Geschäftsführers. S., der 1986 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, prägte mit seiner Persönlichkeit die Gemeinde nach innen und nach außen. Einerseits bescheiden, selbstlos und korrekt, wirkte er zugleich distanziert und dominant. Am Bau der neuen → Synagoge [33] in der Hohen Weide (55) war S. maßgeblich beteiligt, auch der Bau des Altersheimes in der Schäferkampsallee (63), das in den neunziger Jahren geschlossen wurde, war weitgehend seiner Initiative und Beharrlichkeit zu verdanken. Er vertrat die Hamburger Jüdische Gemeinde in zahlreichen Institutionen: Bis zu seinem Tod war er u. a. Mitglied im Beirat der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland sowie Vorstandsmitglied der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland.
Beleuchtungs- und Innenarchitekt, Schmuckkünstler, geb. 28.2.(10.3.)1894 Kiew, gest. 4.11.1965 Stevenage (England)
Auf der Flucht vor den Judenpogromen in Russland gelangte S. 1905 nach Wien, wo er seit 1908 eine dreijährige Goldschmiedlehre bei Cheine Litweie absolvierte und bis 1913 bei den Wiener Werkstätten Anstellung fand. Daran schloss sich ein Studium des Ingenieurwesens an der TH Wien und an der Kunstschule von Johannes Itten an. 1922 erhielt S. sein Meisterdiplom für das Goldschmiedehandwerk. 1924 übersiedelte er nach Hamburg, wo er seit 1928 in der Jüdischen Gemeinde (→ DIG [17]) aktiv war. Freischaffend arbeitete er in der Hansestadt, bis er 1933 nach London emigrierte (→ Emigration [3]). S.s wichtigste künstlerische Arbeiten entstanden vor der Auswanderung. Aus der Zeit am Bauhaus in Weimar (1919) stammen Entwürfe für Gebrauchsgeschirr, Lampen, Herstellung von Schmuck. In Hamburg widmete er sich der Herstellung von Möbeln und Geräten, Dosen, Kannen und Lampen, bevorzugt in Kugel- oder Halbkugelform. Seit 1930 produzierte er zudem konstruktiv strengen Schmuck in Naturstein und Stahl. Im selben Jahr wurden seine Plastiken, Landschafts-Aquarelle und Zeichnungen ausgestellt, doch wandte er sich später von der freien Kunst ab. S. betätigte sich zudem als Innenarchitekt – unter anderem erhielt er den Auftrag zur Gestaltung von Innenraum und Beleuchtung des Israelitischen Tempels in der Oberstraße (53). In den Jahren 1935-40 fand S. Beschäftigung als Lehrer in Dartington Hall, Totnes. 1937 wurden 22 seiner Goldschmiedearbeiten im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe als »entartet« deklariert und beschlagnahmt. 1940-41 war er als »feindlicher Ausländer« auf der britischen Isle of Man interniert. Nach dem Krieg unterrichtete er zunächst als Lehrer in Hampstead, seit 1950 dann als Tutor für Industriedesign am Royal College of Art in London. In zweiter Ehe heiratete er 1949 Rita Ingeborg Mashkowsky, die 1950 eine Tochter zur Welt brachte. 1957-64 leitete S. den Fachbereich Industriedesign am College of Art and Crafts in Birmingham, 1965 lehrte er als Dozent am Ravensbourne College in Kent.
Philosoph und Universitäts-Lehrer, geb. 19.1.1905 Braunschweig, gest. 23.8.1962 Brunswick Ma. (USA)
S., Sohn eines jüdischen Kaufmanns, besuchte ab 1914 das humanistische Gymnasium in Braunschweig. Die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie und die nervliche Verfassung von S. führten ihn 1918 an die Odenwaldschule nach Oberhambach. Der tiefe Eindruck dieser Jahre, besonders sichtbar in der lebenslang nahen Verbindung zu dem Reformpädagogen Paul Geheeb und dessen Frau Edith, prägte S. und führte ihn zum Studium der Philosophie. Nach Etappen in Heidelberg und Berlin fand er in → Ernst Cassirer [12] an der Universität Hamburg seinen Lehrer und Doktorvater. Über Cassirer kam S. an die → Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg [11]. Dort arbeitete er ab 1927 als studentischer, später als freier Mitarbeiter. Seine Gedächtnisrede für → Aby Warburg [10] verdeutlicht seine Nähe zu diesem Gelehrten. Nach 1933 leitete S. in Hamburg philosophische Arbeitsgemeinschaften der → Franz-Rosenzweig-Gedächtnisstiftung [34] bei dem Israelitischen → Tempel [4] in der Oberstraße (53). Seiner Frau Elly Reis war als Jüdin das Studium an der Hamburger Landeskunstschule am Lerchenfeld untersagt. 1936 zogen beide nach München. 1938, im Rahmen der Reichspogromnacht, wurde S. verhaftet und verbrachte vier Wochen im KZ Dachau. Dank der Einwirkung von Wissenschaftlern wie → Fritz Saxl [35] und → Gertrud Bing [14] gelang die Entlassung und 1939 die → Emigration [3] des Ehepaars nach London, wo S. einen Bericht über Dachau verfasste. Nach Übersiedlung in die USA 1940 und dem Abschluss des M. A. an der Harvard University unterrichtete S. ab 1943 Deutsch. 1946 wechselte er an das Bowdoin College in Brunswick (Maine). S. lehrte dort Deutsch und Literatur, später sein eigentliches Fach Philosophie. Seine gesundheitliche Disposition führte immer wieder zu Lebenskrisen. 1962 nahm sich S. das Leben.
Wie in allen jüdischen Gemeinden entwickelte sich auch in Hamburg bereits in der → Frühen Neuzeit [36] eine jüdische Wohlfahrt, die zunächst durch die → Synagogen [33] verwaltet wurde und – abgesehen von der Arbeit einiger Vereine wie Beerdigungsbruderschaften (→ Beerdigungswesen [37]) – hauptsächlich die Verteilung von Almosen regelte.
Als sich im späten 18. Jahrhundert ein öffentliches Unterstützungswesen herausbildete, waren Juden von dessen Leistungen zunächst explizit ausgenommen. Nach der Befreiung der Stadt von den Franzosen entwickelte sich ein weit verzweigtes und auf Effizienz bedachtes separates jüdisches Wohlfahrtswesen. Im Jahr 1818 wurde die überwiegend durch die → Deutsch-Israelitische Gemeinde [17] finanzierte Israelitische Armenanstalt gegründet, die auf vier verschiedenen Gebieten aktiv war. Sie gewährte registrierten Armen eine regelmäßige finanzielle Unterstützung, unterstützte temporär Not leidende Juden mit Geld- oder Sachspenden, speiste jüdische Waisen- und Findelkinder und verteilte Brot, Suppe und gegebenenfalls medizinische Pflege an mittellose Juden. Betrieben wurde die Anstalt von ehrenamtlich tätigen Armenpflegern, die in sieben Distrikten arbeiteten, Anträge von Bedürftigen entgegennahmen und über Hilfsmaßnahmen entschieden. Die Institution war damit ähnlich organisiert wie die aus öffentlichen Mitteln finanzierte Allgemeine Hamburgische Armenanstalt von 1788. Nahezu zeitgleich wurden eine Reihe weiterer Institutionen gegründet: der Verein der jungen israelitischen Armenfreunde zur Vertheilung von Brod und Suppe, der seit 1818 mittels seiner Speisungen die Straßenbettelei bekämpfte, das Vorschuß-Institut von 1819, das Kredite an in Not geratene Gemeindemitglieder vergab, sofern diese einem »nützlichen Gewerbe« nachgingen, und die Depositen-Casse milder Stiftungen, die 1818 zunächst gegründet worden war, um Aussteuergelder zu verwalten, sich aber schnell zu einem wichtigen Finanzinstrument der Gemeinde entwickelte, das aus Stiftungen und Legaten eingenommene Gelder verwaltete.
Präventiv in der Armutsbekämpfung waren vor allem die jüdischen Schulen (→ Schulwesen [38]) tätig. Während eine 1798 von privaten Spendern gegründete Unterrichtsanstalt für arme israelitische Mädchen lediglich hauswirtschaftliche Fähigkeiten vermittelte, unterrichteten die orthodoxe → Talmud Tora Schule [19] von 1805 und die seit 1816 bestehende, der Reform nahe stehende → Israelitische Freischule [20] unbemittelte Jungen auf allen Gebieten. Zwei von Jüdinnen geleitete Bekleidungsvereine stellten diesen Schülern die Schuluniformen zur Verfügung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Zahl der bedürftigen Schüler in einer insgesamt prosperierenden Gemeinde sank, entwickelten sich beide Schulen zu nachgefragten Lehranstalten für die jüdische Mittelschicht. Ähnliches traf auf das 1841 durch eine Einzelspende des Bankiers → Salomon Heine [39] gegründete → Israelitische Krankenhaus [8] zu. Zunächst ein integraler Bestandteil der Armenfürsorge, entwickelte es sich später im Jahrhundert zu einer der führenden Anstalten Hamburgs, der sich auch zahlreiche nichtjüdische Patienten anvertrauten.
Weitere institutionalisierte Säulen jüdischer Wohlfahrtsarbeit waren ein Jungen- (27, 28) und ein Mädchenwaisenhaus (23) und das 1886 eröffnete, finanziell hervorragend ausgestattete Altenhaus (62) der Deutsch-Israelitischen Gemeinde, in dem Männer über sechzig und Frauen über fünfundfünfzig Jahre Aufnahme finden konnten. Daneben gab es eine Vielzahl von kleineren, meist auf bestimmte Zwecke spezialisierten jüdischen → Vereinen [40], die das Unterstützungsangebot der größeren Institutionen ergänzten. Schließlich müssen die zahlreichen, vor allem in den letzten beiden Dritteln des 19. Jahrhunderts begründeten jüdischen → Stiftungen [41] für Freiwohnungen erwähnt werden, die preiswerte Unterkünfte vorwiegend, aber oft nicht ausschließlich, für Juden schufen. 1909 existierten in Hamburg insgesamt 66 solcher Stiftungen, ein Drittel davon waren von jüdischen Stiftern gegründet worden.
Das im Laufe des 19. Jahrhunderts wachsende jüdische Wohlfahrtswesen versorgte die bedürftigen jüdischen Einwohner Hamburgs in nahezu jeder Lebenslage. Besonderes Gewicht wurde auf die Prävention der Armut gelegt, und gerade in der zweiten Jahrhunderthälfte besaß das höchst erfolgreiche jüdische System Vorbildcharakter, was auch von Nichtjuden anerkannt wurde. Die vermögenderen jüdischen Einwohner der Stadt wandten über die Gemeindeabgaben, Sammlungen und Spenden nicht nur erhebliche finanzielle Mittel auf, sondern investierten auch viel Zeit und Mühe in Aufrechterhaltung und Verbesserung der wohltätigen Einrichtungen. Die Aufhebung des Gemeindezwangs und vollständige rechtliche Gleichstellung jüdischer und nichtjüdischer Hamburger in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts bedeuteten auch für die Wohlfahrt eine wichtige Zäsur (→ Emanzipation [6]). Der hamburgische Staat erklärte, dass nunmehr die Allgemeine Armenanstalt für jüdische Bedürftige zuständig sei und die institutionell separate Versorgung der Juden aufzuhören habe. Dies rief großen Widerstand in der Gemeinde hervor. Nach längeren Verhandlungen wurde ein Kompromiss geschlossen, der vorsah, dass ein separates jüdisches System auf freiwilliger Basis weiter existierte, Juden aber im Prinzip staatliche Unterstützung erhalten sollten. In der Praxis änderte sich dadurch jedoch nichts. Im Gegenteil, gerade im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts verdichteten sich die jüdischen Organisation und Institutionen in besonderer Weise und boten weiterhin Hilfe in allen Lebenslagen an.
Was motivierte die jüdischen Hamburger, dieses sehr kostspielige System auch nach dem Wegfall des staatlichen Zwangs noch auszubauen? Zum einen gebot dies die starke Verankerung wohltätigen Handelns in der jüdischen Tradition und Religion. Zum anderen war die organisierte Wohlfahrt ein integraler Bestandteil der jüdischen öffentlichen Sphäre Hamburgs und unverzichtbar für die Regulierung sozialer Beziehungen innerhalb der Gemeinde. Darüber hinaus waren sich die Juden bewusst, dass die Unterstützung ihrer eigenen Armen eine wichtige Voraussetzung für die Erlangung der Gleichberechtigung war. Auch nach den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts galt daher in der Gemeinde stets die Maxime, dass bedürftige Juden nach Möglichkeit nicht der Allgemeinheit zur Last fallen sollten. Von existentieller Bedeutung war das jüdische Unterstützungswesen schließlich wieder in der Zeit des Nationalsozialismus. Nach 1933 entzog der Staat jüdischen Bedürftigen sukzessive jede Unterstützung, sodass ein großer finanzieller und organisatorischer Druck auf den jüdischen Organisationen lastete (→ Jüdisches Leben zur Zeit der Verfolgung [26]). Dass diese trotz der durch Berufsverbote stark anwachsenden Zahl jüdischer Hilfesuchender und der aufgrund von → Emigration [3] finanziell geschwächten Gemeinde lange Zeit in der Lage waren, größeres Elend unter der jüdischen Bevölkerung zu verhindern, zeugt von der Leistungsfähigkeit des Systems und dem großen Engagement seiner Träger. Auch bei der Wiedergründung der → Jüdischen Gemeinde in Hamburg [9] im Sommer 1945 war eine Unterstützungsorganisation maßgeblich beteiligt. Die Hilfsgemeinschaft der Juden und Halbjuden kümmerte sich um die Bedürfnisse der Displaced Persons und Rückwanderer, die Hamburg nach dem Krieg (wieder) zu ihrer temporären oder endgültigen Heimat machten.
Pädagoge und Schulleiter, geb. 22.7.1898 Ballenstedt (Anhalt), gest. 30.3.1985 New York
S. wurde 1926 mit knapp 28 Jahren der jüngste jemals an der → Talmud Tora Realschule (TTR) [19] ernannte Direktor. Der rasche Aufschwung der TTR unter S.s Leitung und deren Aufwertung von der Real- zur Oberrealschule im Jahre 1932 dokumentierten den guten Ruf, den die Lehranstalt in- und außerhalb Hamburgs genoss. Die politischen Umbrüche des Jahres 1933 stellten S. vor ungeahnte Schwierigkeiten, die er jedoch geschickt zu meistern wusste: So gelang es ihm in den folgenden Jahren eine Mädchenklasse in der Oberstufe einzurichten und die dauernden Schwankungen der Schülerzahlen zu bewältigen – verursacht durch → Emigration [3] einerseits und durch Aufnahme von Schülern aus umliegenden Orten wie auch von evangelisch getauften Kindern jüdischer Eltern (die nach der rassistischen Diktion der Nationalsozialisten als Juden galten), andererseits. Er musste die fast täglichen Anweisungen der Gestapo genaustens befolgen und war verantwortlich für das Verhalten der Schüler auf dem Schul- und Heimweg gemäß der strengen polizeilichen Vorschriften. Wenngleich seine nichtzionistische Haltung die Erwartungen seiner Schüler enttäuschte, genoss S. unter diesen großen Respekt. Die Schule blieb ein Hort des Lernens und sogar von fröhlichen Schülerinitiativen – bis zur Reichspogromnacht (→ Novemberpogrom [42]), in der zahlreiche Lehrer und Schüler geschlagen und verhaftet wurden. Sein Verantwortungsgefühl bewegte ihn, 1939 von der Begleitung eines Kindertransportes nach England zurückzukehren, aber eine Amerika-Reise 1940 rettete ihm das Leben. Viele seiner ehemaligen Schüler erwarteten ihn eigentlich in Eretz Israel. Sein veröffentlichtes Hauptwerk ist The Comprehensive Hebrew Calendar, der 1952 und wieder 1986 in New York erschien.
Rabbiner, geb. 4.1.1872 Balassa-Gyarmat (Ungarn), gest. 29.5.1934 Hamburg
S. erhielt eine traditionelle ostjüdische Erziehung und erwarb seit seinem 14. Lebensjahr profunde rabbinische Kenntnisse an den Talmudhochschulen in Preßburg, Pápa (Ungarn) und Frankfurt a. M. An den Universitäten von Heidelberg und Würzburg absolvierte er ein philosophisches Studium, das er 1896 mit einer Promotion über den russischen Logiker Afrikan Spir abschloss. Im Jahr 1900 wurde er Rabbiner in Halacz (Schlesien), 1909 Rabbiner in Miskolc (Ungarn). Im gleichen Jahr berief ihn der Hamburger → Synagogenverband [43] zu seinem Oberrabbiner auf Lebenszeit. In diesem Amt, das er von 1910 bis zu seinem Tod fast ein Vierteljahrhundert ausübte, war er zugleich der erste Oberrabbiner, der auch von der sefardischen Gemeinde (→ Portugiesisch-Jüdische Gemeinde [29]) anerkannt wurde, nachdem diese 1910 dem Synagogenverband beigetreten war. S. stand im Ruf großer rabbinischer Gelehrsamkeit, doch seine autoritative Rabbinatsführung führte zu mancherlei Auseinandersetzungen. Er galt als eigensinnig und unnachgiebig und knüpfte nur mühsam Kontakte, sodass er nur geringe Popularität genoss. Seine Zeitgenossen achteten seinen unbestechlichen Wahrheitssinn, seine tiefe Frömmigkeit und sein umfassendes talmudisches Wissen. Seine halachischen Vorträge galten als Meisterwerke und vermochten auch seine Gegner in ihren Bann zu ziehen. S. schloss sich der orthodoxen Vereinigung Agudas Jisroel an und übernahm sowohl in deren Landesorganisation, in der er lange den Vorsitz führte, als auch in der Hamburger Gemeinde Aufgaben in der religiösen Jugenderziehung.
Die Entwicklung einer eigenen Sportbewegung der deutschen Juden war zunächst eng mit dem politischen → Zionismus [44] verbunden und stand daher anfangs bewusst im Gegensatz zu assimilatorischen Vorstellungen. In Hamburg lassen sich erste Organisationsformen zu Beginn des 20. Jahrhunderts feststellen.
Im Jahr 1902 gründete sich die Jüdische Turnerschaft von 1902, die als Vorläufer des 1910 gegründeten Jüdischen Turn- und Sportvereins Bar Kochba gelten kann. Die sportpolitische Zielsetzung war auch hier betont zionistisch. Man sah eine eigene Sportbewegung innerjüdisch als ein Mittel zur Gewinnung jüdischer Identität und in der Außendarstellung als Korrektiv gegenüber dem → antisemitischen [45] Vorwurf des jüdischen Intellektualismus, dem bewusst sportliche Körperlichkeit entgegenzusetzen sei. Dem Bar Kochba gelang es rasch neben dem herkömmlichen Turnbetrieb Jahn’scher Prägung Abteilungen für Leichtathletik, Rudern, Fechten, Fußball und Hockey einzurichten. Der Verein wurde Teil des 1921 gegründeten Turn- und Sportverbandes Makkabi, der sich ebenfalls entschieden zum politischen Zionismus bekannte. Zu Beginn der Weimarer Republik wuchs die Bedeutung der jüdischen Sportbewegung auch in Hamburg, gleichzeitig trat vor allem unter den sporttreibenden Jugendlichen eine Zersplitterung ein. Bereits 1925 formierte sich auf der Reichsebene im Rahmen des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten (RjF) der Sportbund Schild. Er konnte erst Anfang der dreißiger Jahre auch in Hamburg Fuß fassen. Noch 1927 kam es mit dem Hamburger jüdischen Sport- und Turnverein (Hakoah) zu einem weiteren Sportverein, der sich als Gegengründung zum Bar Kochba (Makkabi) verstand und dazu insbesondere seine politische und religiöse Neutralität betonte. Bar Kochba und Hakoah hatten zusammen wohl etwa 800 Mitglieder. Daneben gab es noch den zionistischen Jugendbund Blau-Weiss mit einer eigenen »Sportabteilung«.
Mit dem NS-Regime veränderte sich die Lage des jüdischen Sports grundlegend. Juden wurden als »Nichtarier« in Anwendung des so genannten Arierparagraphen des öffentlichen Dienstrechts aus den allgemeinen Sportverbänden im Frühsommer 1933 ausgeschlossen. Die jüdische Sportbewegung nahm daraufhin einen Aufschwung. In Hamburg eröffnete die Sportgruppe Schild im Sommer 1934 mit gemeindlicher Unterstützung in Lokstedt-Niendorf eine eigene Sportplatzanlage, nachdem Bar Kochba 1932 einen Sportplatz in Bramfeld für seinen Sportbetrieb gepachtet hatte. Während Bar Kochba (Makkabi) sich durch das NS-Regime in seiner zionistischen Grundhaltung bestärkt sah, erlebte die Sportgruppe Schild eine Phase der politisch notwendigen Neuorientierung. Hatte man hier anfangs noch gehofft, eine sportliche Ertüchtigung jenseits zionistischer Zielsetzungen werde das NS-Regime wohlwollend dulden, musste der RjF und damit auch die Sportgruppe Schild 1934 erkennen, dass man sich Illusionen hingegeben hatte. Mit fortschreitender Intensität der Diskriminierung übernahm der Sport vor allem für die jüdischen Jugendlichen zunehmend eine identitätsstiftende Funktion. Trotz des Außendrucks im NS-Staat (→ Jüdisches Leben zur Zeit der Verfolgung [26] blieb in Hamburg die Konkurrenzlage innerhalb der jüdischen Sportbewegung ungebrochen. Anfang 1935 gab es vier Sportvereine, die zionistische Jugendgruppe Blau-Weiß mit etwa 200 Mitgliedern, den ebenfalls zionistischen Bar Kochba mit etwa 450 Mitgliedern, den »neutralen« Hakoah mit etwa 200 Mitgliedern und die Sportgruppe Schild mit etwa 600 Mitgliedern. Die Gesamtzahl von etwa 1.450 Mitgliedern entsprach zu diesem Zeitpunkt einem Anteil von rund 10 Prozent der Angehörigen der → Deutsch-Israelitischen Gemeinde [17]. Der Sportverein Hakoah wurde im Februar 1935 aus dem Reichsausschuß jüdischer Sportvereine ausgeschlossen und löste sich alsbald auf. Die zionistischen Ziele der Jugendgruppe Blau-Weiß und von Bar Kochba bedingten einen laufenden Mitgliederverlust durch → Emigration [3], zumeist im Sinne der Alija nach Palästina, der durch den Eintritt jungzionistischer Bünde nicht ausgeglichen werden konnte. Immerhin richtete die Jugendgruppe Blau-Weiß noch 1936/1937 eine eigene Sportanlage in Lokstedt ein. Hingegen wuchs die Sportgruppe Schild und konnte 1936 zeitweise eine vierstellige Mitgliederzahl erreichen. Die Jüdische Gemeinde förderte diese Entwicklung eines jüdischen Breitensports nachhaltig auch finanziell. Nach dem → Novemberpogrom [42] 1938 löste die Gestapo alle jüdischen Organisationen – auch die Sportvereine – mit Ausnahme der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland und der jüdischen Gemeinden auf.
geb. Goldschmidt, geb. 27.9.1905 Hamburg-Altona, gest. 10.8.1990 Hamburg
S. wuchs in der Altonaer Ohlendorffsallee (heute Susettestraße) auf. Nach ihrem Abitur studiert sie Theaterwissenschaften in München. 1935 wurde ihr Sohn Pit geboren. Zusammen mit ihrer Schwester → Erna Goldschmidt [46]und 107 weiteren Hamburgern wurde G. am 23. Juni 1943 nach Theresienstadt deportiert (→ Deportation [27]). Dort bekam sie über den »Putzdienst« Kontakt zu den »Prominenten« des Lagers. Später arbeitete sie in der Zentralbibliothek Theresienstadt. Im Mai 1945 wurde das Lager von der Roten Armee befreit. S. lebte danach mit ihrer Familie in Hamburg-Othmarschen. Ende der vierziger Jahre heiratete sie den Auschwitz-Überlebenden Martin Starke. 1948 promovierte sie in München. 1964 kehrte S. mit ihrem bis 1945 in Deutschland versteckt gehaltenen Sohn Pit nach Theresienstadt zurück, um ihm das »Prominentenghetto« zu zeigen. 1975 veröffentlichte sie unter dem einem Propagandafilm der Nazis entliehenen Titel Der Führer schenkt den Juden eine Stadt ihre Erinnerungen an das Lager Theresienstadt. S. hatte einige Dokumente aus Theresienstadt mitbringen können, die 2002 im Heinrich-Heine-Haus, einer Außenstelle des Altonaer Museums, in der Ausstellung Lebensbilder aus dem Lager – Das Theresienstadt-Konvolut gezeigt wurden. Nach der Ausstellung forderte die SPD-Fraktion in Altona, dass ein öffentlicher Platz nach Käthe Starke zu benennen sei, doch ist dies bis heute nicht geschehen.
Arzt und Religionsphilosoph, geb. 6.8.1789 Bruchhausen (Westfalen), gest. 18.5.1866 Zürich
S. bestand 1807 die Abschlussprüfung am Christaneum in Hamburg mit Auszeichnung, nahm dann ein Medizinstudium an der Kieler Universität auf und promovierte dort 1811. Im Februar 1812 eröffnete er eine Arztpraxis in Altona. Die im Dezember 1814 mit Hinde (Johanna) Mathiessen geschlossene Ehe blieb kinderlos. Das Ehepaar S. führte in der Palmaille in Altona ein offenes Haus. S. war Mitglied des Vorstandes in der jüdischen Gemeinde Altonas, arbeitete im jüdischen Schul- und Vereinswesen und war ehrenamtlicher Hospital- und Armenarzt der Gemeinde. Gemeinsam mit → Gabriel Riesser [47] engagierte er sich im Hamburger Verein für Emanzipationspolitik. 1827 richtete er zusammen mit dem Großkaufmann Karl Theodor Arnemann die erste Flussbadeanstalt in Altona ein, die kostenlos zu nutzen war. Bis 1833 versuchte er sich vornehmlich als Dichter, Maler und Musiker und veröffentlichte medizinische und naturwissenschaftliche Abhandlungen. Zwischen 1833 und 1845 trat S. öffentlich für die → Emanzipation [6] der Juden in den Herzogtümern Schleswig und Holstein ein. Die Übersiedlung des Ehepaares nach Rom 1849 hat auch mit dem gescheiterten Engagement für die Gleichberechtigung der Juden zu tun. Hinzu kamen gesundheitliche Gründe und Unstimmigkeiten mit der jüdischen Gemeinde, die nicht bereit war, ihm nach 32-jähriger Tätigkeit als Armenarzt eine Pension zu zahlen. In Italien widmete er sich seinem philosophischen Lebenswerk Die Offenbarung nach dem Lehrbegriffe der Synagoge. S.s Neubestimmung der Offenbarungslehre auf der Grundlage der klassischen Quellen des Judentums erfolgte unter Einbeziehung Maimonides' und des modernen wissenschaftlichen Denkens und stand damit zwischen Tradition und Moderne. S. war ein Repräsentant der neuen Zeit, ohne sich allerdings den Idealen der Aufklärungsepoche ganz zu verschreiben. Die Basis seines Denkens bildeten die Lehren der Propheten sowie die rationale Philosophie Kants.
Psychologe und Philosoph, geb. 29.4.1871 in Berlin, gest. 27.3.1938 in Durham (USA)
S. wirkte 17 Jahre in Hamburg, während deren er das Psychologische Institut (bis 1929: Psychologisches Seminar und Laboratorium) zu einem international beachteten Zentrum psychologischer Forschung ausbaute. Aufgewachsen im assimilierten Berliner Reformjudentum, studierte S. in seiner Vaterstadt seit 1888 Psychologie und Philosophie und wurde dort 1893 promoviert. 1896 folgte er einem Angebot seines einstigen Lehrers Hermann Ebbinghaus, sich bei ihm in Breslau zu habilitieren. Ab Juli 1897 war S. zehn Jahre lang Privatdozent für »Philosophie, insbesondere Psychologie« an der Breslauer Universität, dann weitere neun Jahre Extraordinarius ebendort. In diese Zeit fielen auch die Heirat mit seiner Cousine Clara S. (1899) und die Geburt der Kinder Hilde (1900), Günther (1902; später der Philosoph Günther Anders) und Eva (1904). Teils in enger Kooperation mit Clara S. entstanden die Monographien über die Kindersprache und die Psychologie der frühen Kindheit. Parallel erschienen der erste Band von Person und Sache sowie Die differentielle Psychologie in ihren methodischen Grundlagen. Überdies war S. führend beteiligt an der Gründung des privaten »Instituts für angewandte Psychologie und psychologische Sammelforschung« in Berlin und seiner Zeitschrift. Gleichwohl blieb ihm der Ruf auf ein Ordinariat verwehrt, weil er nicht bereit war, um der Karriere willen seinen Glauben zu wechseln. 1916 wurde er auf die Hamburger Professur für »Philosophie, Psychologie und Pädagogik« berufen, auf der er eine breite Wirkung entfaltete. Mit Gründung der Universität zum Ordinarius ernannt, widmete er sich u. a. der Jugendkunde und Begabungsforschung, wobei er seine Untersuchungen zur Intelligenzprüfung fortsetzte. 1931 wurde er zum Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Psychologie gewählt. S.s Entlassung nach dem »Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« 1933 bedeutete nicht nur das jähe Ende einer herausragenden Wissenschaftlerkarriere, sondern mit der Entlassung Heinz Werners und dem Freitod Martha Muchows auch das faktische Ende des Psychologischen Instituts. Das Ehepaar S. emigrierte 1934 in die Niederlande, kurz danach in die USA (→ Emigration [3]), wo William an der Duke University in Durham (North Carolina) ein knappes Auskommen, nicht aber eine neue Wirkungsstätte fand. In Hamburg erinnert seit 1964 die Sterntwiete in Lohbrügge an diesen vielseitigen Wissenschaftler, in der Universität die zu seinem hundertsten Geburtstag enthüllte Bronzebüste von Fritz Fleer im »Philosophenturm«, bei den Psychologen ein »William-Stern-Raum« im »Wiwi-Bunker« und, als »e.V.«, die »William-Stern-Gesellschaft für Begabungsforschung und Begabungsförderung«.
Rabbiner, geb. 1820 Steinbach, gest. 11.3.1888 Hamburg
S., Sohn eines rabbinischen Gelehrten, betrieb religiöse Studien unter anderem bei den streng traditionellen Talmudisten Seckel Wormser in Fulda und Seligmann Bär Bamberger in Wiesenbronn, dem er 1840 nach Würzburg folgte. 1844 nahm er ein Studium der Orientalistik an der dortigen Universität auf, während er zugleich als Hauslehrer in den Dienst des Barons Joel Jakob von Hirsch trat. 1848 wirkte S. zunächst als Religionslehrer und Hilfsrabbiner in Bad Homburg. Nach seiner Ordination war er seit 1851 als Rabbiner in Hamburg tätig. Allerdings wurde ihm die besondere Ehrenstellung vorenthalten, die sein Vorgänger → Isaac Bernays [48] innegehabt hatte. Trotz seiner eingeschränkten Autorität und unbeschadet mittelmäßiger Talente als Prediger machte sich S., der 1855 die Tochter des britischen Chief Rabbi Nathan Adler heiratete, um das religiöse Gemeindeleben verdient. Er erteilte Talmudschülern privaten Unterricht und gründete 1862 den religiösen Lernverein Mekor Chajim. Überdies gelang es ihm, die von der Gemeinde unterhaltene und unter seiner Leitung stehende → Talmud Tora Schule [19] als Realschule 2. Ordnung auszubauen, die auch unter nichtorthodoxen Eltern einen ausgezeichneten Ruf genoss. Nach der 1867 erfolgten Neuordnung der Hamburger → Deutsch-Israelitischen Gemeinde [17] als Dachverband zweier Kultusverbände trug S. den Titel eines Oberrabbiners, als welcher ihm aber nur noch die Betreuung von Mitgliedern des (orthodoxen) → Synagogenverbandes [43] zukam.
Chemiker, geb. 17.2.1888 Sohrau (Oberschlesien), gest. 17.8.1969 Berkeley (USA)
Nur zehn Jahre, von 1923 bis 1933, wirkte S. als Ordinarius für Physikalische Chemie in Hamburg. Und doch gelang ihm hier die Etablierung einer Forschungseinheit, welche den Ruf der jungen Universität international verbreitete. Vor allem für seine Hamburger Arbeiten erhielt er 1943 den Nobelpreis für Physik. Ältester Sohn aus einer wohlhabenden Getreidehändler- und Mühlenbesitzerfamilie, ging S. in Breslau zur Schule. 1906 begann er ein naturwissenschaftliches Studium, welches ihn über Freiburg und München zurück nach Breslau brachte, wo er 1912 in Physikalischer Chemie promoviert wurde. Die folgende Phase seiner Arbeit führte ihn zu Albert Einstein, mit dem er 1913 von Prag an die ETH Zürich wechselte. 1913 habilitierte sich S. in der Schweiz. Einsteins Weggang nach Berlin 1914 folgte S.s Umhabilitation nach Frankfurt. Während des Ersten Weltkriegs diente S. als Unteroffizier zunächst in der Wetterbeobachtung in Russland, dann in Walther Nernsts Laboratorium für Physikalische Chemie in Berlin. Gemeinsam mit Walther Gerlach gelang ihm 1921 der Nachweis des magnetischen Moments des Elektrons und der Richtungsquantelung von Drehimpulsen (»Stern-Gerlach-Versuch«). Parallel hierzu erhielt S. ein Extraordinariat für Theoretische Physik in Rostock. Zwei Jahre später wurde er auf die Professur für Physikalische Chemie in Hamburg berufen. Formal auf eigenen Antrag wurde S. mit Ende des Sommersemesters 1933 entlassen. Er fand am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh / Pennsylvania (USA) eine neue Arbeitsmöglichkeit. Nach seiner Emeritierung 1945 zog er nach Berkeley. Hamburg und Deutschland hat er nicht wieder besucht. Im Jahr seines hundertsten Geburtstages enthüllte der Universitäts-Präsident an S.s einstiger Wirkungsstätte an der Jungiusstraße eine von der Patriotischen Gesellschaft ermöglichte Gedenktafel.
Zigarrenarbeiter und Arbeiterführer, geb. 3.7.1824 Hamburg, gest. 4.1.1902 Hamburg
Nachdem S. die → Israelitische Freischule [20] abgeschlossen hatte, arbeitete er als Arbeiter in einer Tabakmanufaktur und wohnte bei seiner Mutter im → Lazarus-Gumpel-Stift [49] (29). Dem Arbeiter-Bildungsverein trat er schon im Gründungsjahr 1845 bei. 1847 ging er auf Handwerkerwanderschaft in mehrere Städte Westdeutschlands sowie Brüssel und Antwerpen. S. gehörte wohl dem geheimen Bund der Kommunisten an, dessen Hamburger Gruppe zu den größten in Deutschland zählte. Im September 1848 beteiligte er sich aktiv an der Gründung des Hamburger Cigarren-Arbeiter-Vereins und wurde zu dessen Vizepräsidenten, 1850 zum Präsidenten gewählt (→ Sally Eschwege [50]). Er vermittelte den Beitritt der Hamburger Zigarrenarbeiter an die Deutsche Assoziation und setzte sich darüber hinaus erfolgreich für den Anschluss an die berufsübergreifende Deutsche Arbeiter-Verbrüderung ein, die von dem jüdischen Schriftsetzer Stephan Born in Berlin geführt wurde. S. übernahm 1850 die Präsidentschaft im Hamburger Bezirks-Comitee der Verbrüderung. Diese Organisation war die erste, die durch die aus Berlin gesteuerte Gegenrevolution verboten wurde. Dennoch wurde S. von den mehr als tausend Mitgliedern des Arbeiterbildungsvereins noch 1852 zum Vizepräsidenten gewählt. Bald darauf wurde er jedoch nach einer Intervention aus Preußen unter verschärfte Polizeiaufsicht gestellt. 1853 beendete S. seine politischen Aktivitäten und machte sich als Zigarrenhersteller selbständig. Er blieb Mitglied in der Jüdischen Gemeinde, heiratete 1854 und erwarb 1858 das Bürgerrecht.
Die ersten jüdischen S. datieren auf den Beginn des 18. Jahrhunderts. Sie waren nach den traditionellen, religiös begründeten Prinzipien der jüdischen Wohltätigkeit (→ Sozial- und Wohlfahrtswesen [30]) ausgerichtet und sorgten mit Geld und Naturalien für arme Gemeindemitglieder, Familienangehörige, Bräute, Kranke und dienten rituellen Zwecken; häufig gab es auch mehrere Aufgabenstellungen.
So stiftete das Jacob Lazarus Legat von 1716 Brautgeld für arme Verwandte und das Lipmann Osterode Legat von 1720 zweimal jährlich Gelder für arme Verwandte und Bräute. Unter dem Einfluss der Aufklärung und der Reformbewegung setzten sich dann auch säkulare Zielsetzungen durch, insbesondere im Bildungsbereich und in der Berufsausbildung, wie sich an den zahlreichen Zustiftungen für die → Israelitische Freischule [20] (41) von 1815 und an den berufspolitischen Zielsetzungen der Hermann Heineschen Stiftung von 1837 zeigte. Das jüdische Stiftungswesen in Hamburg entfaltete seit der bürgerlichen Gleichstellung von 1849 eine bemerkenswerte Breite, die von der rituellen Grabstellenpflege bis zur paritätisch verteilten Mietunterstützung reichte. Insgesamt dominierten wohltätige Bestimmungen der S., daneben gab es auch herausragendes jüdisches Engagement für Wissenschaft und Kultur. Jüdische Mäzene, wie → Salomon Heine [39], → Marcus Nordheim [51], Alfred Beit und Mitglieder der Familie → Warburg [52], belebten alte Hamburger Stiftungstraditionen, wie die → Wohnstiftungen [53], neu, begründeten auch konfessionsübergreifende, paritätische S. und zeigten sich allen gesellschaftlichen Belangen gegenüber aufgeschlossen. Im 18. Jahrhundert wurden 56 S. von Juden gegründet, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bereits rund 80 und in der zweiten Hälfte noch einmal 130. Von 1900 bis zur Zerschlagung des jüdischen Stiftungswesens unter nationalsozialistischer Gewaltherrschaft Ende 1942 wurden dann sogar noch einmal 170 S. ins Leben gerufen. Für den gesamten Zeitraum sind 438 jüdische S. nachgewiesen. Dieser Boom war eingebunden in die ökonomischen und gesellschaftlichen Transformationen jüdischen Lebens im voranschreitenden Emanzipationsprozess. Die traditionell-religiösen Fundamente jüdischen Stiftungsengagements wurden zunehmend als Instrumente bürgerlichen Handelns begriffen und stellten die Integration der Juden in die bürgerliche Gesellschaft eindrucksvoll unter Beweis.
Die beiden S. an der 1919 gegründeten Universität Hamburg hatten geringe Mitgliederzahlen. Sowohl in der Saxonia als auch in der Kadimah waren meist weniger als 10 Studenten pro Semester aktiv, zuweilen konnte ein regulärer Verbindungsbetrieb nicht aufrechterhalten werden.
Die Saxonia, im Mai 1919 gegründet, war farbentragend und gab unbedingte Genugtuung, war also bereit, Verletzungen ihrer Ehre auch mit Waffen, z. B. in Duellen zu verteidigen. Sie gehörte dem 1896 gegründeten, deutsch-vaterländisch orientierten Kartell-Convent der Verbindungen deutscher Studenten jüdischen Glaubens (KC) an. Ihr Wahlspruch war: »Lewwer duad us Slaav«. Die Mitglieder trugen Farben und Mütze, die zentralen Insignien studentischer Korporationen. Bereits zum Zeitpunkt ihrer Gründung tat sich die Saxonia mit anderen jüdischen Studenten zur Interkorporativen Arbeitsgemeinschaft der jüdischen Studenten zusammen, die sich zum Ziel setzte, »Angriffen auf die Ehre und die Rechte der Juden als Staatsbürger und als Studierende entgegenzutreten«. Zudem beteiligte sich die Saxonia an einem weiteren Bündnis von Einzelpersonen und Gruppen, der Jüdischen Arbeitsgemeinschaft. Sie trat allerdings wieder aus, als die Arbeitsgemeinschaft mit den Zionisten zusammenarbeitete. Das Verbindungsleben bestand im täglichen Fechten, Turnen und regelmäßigen Kneipen. Ihre Mitglieder erhielten Unterricht in jüdischer Geschichte und Religion. Großen Raum nahm bei der Saxonia das erfolglose Bemühen ein, die Anerkennung durch das Ortskartell waffentragender Verbindungen zu erlangen. Im Sommersemester 1923 musste die Saxonia aufgrund von Mitgliedermangel ihren Betrieb einstellen. Ein Hanseatischer Landesverband des KC mit 80 Mitgliedern blieb bestehen und organisierte regelmäßige Zusammenkünfte wie die monatlichen KC-Abende. 1929 wurde ein Stammtisch eingerichtet, bis 1933 bestand die Verbindung als Vereinigung Aktiver KCer fort. Die Einbindung des KC in das gesellschaftliche Leben Hamburgs zeigte sich bei öffentlichen Feiern, Kommersen oder Vortragsabenden, die von jüdischen Honoratioren wie → Max Warburg [54] besucht wurden. Zudem nahmen die Mitglieder des KC und des Landesverbandes regelmäßig an Veranstaltungen der Logen (→ Logenwesen [55]) und des jüdischen Jugendbundes teil.
Die zionistische Verbindung Kadimah (→ Zionismus [44]) im Kartell jüdischer Verbindungen (KJV) wurde ebenfalls im Sommersemester 1919 gegründet und bestand bis 1933. Auch sie hatte mit Mitgliedermangel zu kämpfen. Sie nahm verbindungsstudentische Formen an, trug die Farben Blau-Weiß-Gelb und wählte die Losung »Hilf Dir selbst!«. Fechten fand nicht statt, die körperliche Ausbildung bestand in Turnen und Boxen. Neben geselligen Zusammenkünften wurden Hebräischkurse angeboten. Die Kneipe der Kadimah befand sich im Logenheim in der Hartungstr. 9-11 (92). Im gesellschaftlichen Leben Hamburgs präsentierte sich die Kadimah vor allem durch öffentliche Kommerse, wie zum Beispiel aus Anlass einer Herzl-Gedenkfeier im Jahr 1924. Sie beteiligte sich am nationaljüdischen Jugendausschuss und turnte regelmäßig im Jüdischen Turnverein Bar Kochba (→ Sportvereine [56]). Am 19. Juli 1933 wurde die Kadimah auf behördlichen Befehl aufgelöst.
Neben den Studentenverbindungen existierte von 1919 bis 1933 die Vereinigung Jüdischer Akademiker im Bund Jüdischer Akademiker. Der Bund erstrebte die Verbindung von orthodoxem Judentum und moderner Wissenschaft. Er hatte keinen korporativen Charakter und umfasste nur einige hundert Mitglieder, in Hamburg etwa 50 Mitglieder, darunter → Joseph Carlebach [57].
In der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, bezeichnet S. die Versammlung, in jüdischen Quellen des 1. Jahrhunderts n. Chr. (Josephus, Philo) und besonders im Neuen Testament zunehmend den Versammlungsort.
Über lateinische Autoren gelangte der Begriff ins Deutsche. Im Mittelalter sprachen deutsche Juden von der Schul, auf dem Balkan und in den slawischen Ländern wird sie seitdem Tempel genannt. Im modernen deutschen und amerikanischen Sprachgebrauch bezeichnet Tempel die S. der Reformgemeinden, die liberalen Vorkriegs- und heutigen Einheitsgemeinden hielten an S. fest.
Während in vielen europäischen Städten jüdische Gemeinden seit dem 16. Jahrhundert freistehende, mehr oder minder repräsentative, reich ausgestattete S. errichteten, begnügten sich Hamburgs und Altonas Juden bis Mitte des 17. Jahrhunderts mit Beträumen. Die Altonaer Gemeinden, denen die liberale dänische Judenpolitik S. erlaubte, waren zu klein; Hamburg verbot Juden Grundeigentum, S. und selbst religiöse Zusammenkünfte. Die heimlichen Beträume der Sefarden (ab 1612 am Alten Wall (1), ab 1627 an der Herrlichkeit (2)) übersah der Senat jahrzehntelang, weil die Stadt von deren Vermögen und weitgespannten Handelsbeziehungen profitierte. Versuche, am Alten Wall eine S. zu bauen, scheiterten (1670-73); den dort ab 1652 genutzten Betraum ersetzte erst 1834 ein Neubau (13). Die frühesten selbständigen S. entstanden durch den Umbau von Wohnhäusern (1642/43 an der Altonaer Mühlenstraße, 1654 in einem Hof am Neuen Steinweg (3) in der Hamburger → Neustadt [16]). Die ersten repräsentativen Synagogenneubauten errichteten die Altonaer Gemeinden, die Aschkenasen an der Kleinen Papagoyenstraße (1680-84) (→ HIG [59]) (96) und die Sefarden an der Bäckerstraße (1771) (→ Portugiesisch-Jüd. Gemeinde [29]) (97), in kaum einsehbaren Höfen. Ihre Raumschemata unterschieden sie jedoch voneinander: Wie in mittel- und osteuropäischen aschkenasischen S. bildete in der S. Papagoyenstraße die von vier Säulen umgebene Bima (erhöhte Estrade mit einem Pult für die Toralesung) das Raumzentrum, der Toraschrein stand an der Ostwand, das Gestühl war auf ihn ausgerichtet. Die S. Bäckerstraße folgte mit der Bima in der Nähe des Eingangs im Westen, dem Toraschrein im Osten und dem Gestühl entlang der Längswände der sefardischen und italienischen Tradition. In beiden S. hatten Frauen ihre Plätze auf vergitterten Emporen. Der Ausbau der ehem. Berend Cohen-Klaus an der Elbstraße (7) durch die Altonaer Aschkenasen, die bislang Beträume in der Alt- und Neustadt unterhalten hatten, markiert 1788/89 den Beginn des Synagogenbaus in Hamburg. Zu betreten war die großräumige, lichte S. durch die Vorderhäuser, in denen Rabbiner und S.diener wohnten, die Gemeindeverwaltung im Obergeschoss und die Mikwe (rituelles Tauchbad) im Keller untergebracht waren. [60]
Wachstum der Gemeinden und Migration innerhalb der Stadt, → Emanzipation [6] und veränderte Rechtslage sowie innerjüdische Modernisierungsprozesse führten im 19. und 20. Jahrhundert zu einer Vielzahl von Neubauten. Die religiöse Reform forderte mit der Angleichung des Synagogenraums an Kirchenraumschemata (d. h. Aufhebung der Bima als Raummitte, Aufstellung der Bänke mit einem Mittelgang und Blick auf den Toraschrein, Abschaffung der Frauenemporen, Einführung einer Kanzel für die landessprachliche Predigt und einer Orgel) einschneidende Neuerungen. Keineswegs allgemein akzeptiert, führte dies in vielen Großstädten zu Mischformen und in Hamburg zu jeweils eigenen S. für Orthodoxe, Liberale und die Reformgemeinde. Die Frage des Baustils, seit den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts im Kontext nationaler Identitätsbildung allgemein diskutiert, wurde im Synagogenbau zu einem besonderen Problem, denn es gab keinen spezifisch jüdischen historischen Synagogenbaustil, auf den man hätte zurückgreifen können. So gaben bei der Wahl des Baustils eher politisches Kalkül und Selbstbewusstsein den Ausschlag als die religiöse Richtung. In Hamburg stellte sich die Frage bei den großen Neubauten der Jahrhundertmitte, dem → Tempel [4] (17) an der Poolstraße (1844; Architekt H. G. Krug) und der Gemeinde-S. (19) an den Kohlhöfen (1859; → Albert Rosengarten [61]). Die kleineren S. der orthodoxen Alten und Neuen Klaus-Vereinigung an der Peterstraße (1849, 1853 (9)) und der Sefarden (18) an der Markusstraße (1855; beide Albert Rosengarten) fügten sich weitgehend in die umgebende Wohnbebauung ein. Im Tempel Poolstraße setzte die Gemeinde die 1818 im ersten Tempel an der Brunnenstraße (12) begonnene behutsame Anpassung des Innenraums an den Reformritus fort. Außen zeigte sich der neue Tempel als modisch weiß geschlämmter, mit klassizistischen, gotisierenden und neuislamischen Formen spielender Putzbau. Die Kohlhöfen-S. war hingegen ein repräsentativer gelber Backsteinbau im Rundbogenstil mit hoher Tambourkuppel. Erstmals wurde hier die Fassade einer Synagoge von weitem sichtbar, denn die beiden mit der Synagoge zusammen in Auftrag gegebenen Neubauten für die → Talmud Tora Schule [19] (19), die anfangs auftragsgemäß die Synagoge verdecken sollten, rückten im Verlauf des Planungsprozesses an die seitlichen Grundstücksgrenzen und gaben so den Blick auf die im Hof stehende Synagoge frei. Nicht nur die Selbstwahrnehmung der Gemeinde und ihre Ansprüche an die Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit hatten sich also gewandelt, auch die politisch-rechtliche Situation der Hamburger Juden hatte sich verbessert und schlug sich in ihrem Synagogenbau nieder. Der Synagogenraum war flach überkuppelt, verhältnismäßig hell und vollständig ausgemalt; seine Einrichtung folgte dem traditionellen aschkenasischen Schema. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Stildiskussion bei der neuislamischen → Neuen Dammtor S. [62] (47), einer der wenigen monumentalen unter den vielen Vereins-S. Hamburgs (1895; Schlepps & Rzekonski), und der mächtigen neuromanischen → Bornplatz-S. [63] (50) (1906; Ernst Friedheim & → Semmy Engel [64]) nochmals aktuell. [65]
1905 vollzog Semmy Engel mit einen nahezu schmucklosen weißen Putzbau und seinen Jugendstilanklängen im Innenraum den Aufbruch ins 20. Jahrhundert. Erneut hatte die orthodoxe Alte und Neue Klaus (49) für ihre S. in einem Hof an der Rutschbahn einen avanciert entwerfenden Architekten beauftragt und damit ein Zeichen für die Aktualität religiöser Traditionen auch in modernen Zeiten gesetzt. Ein letztes Mal zog die Stadt 1931 mit dem Tempel an der Oberstraße (53) die Aufmerksamkeit von Architekten und bauwilligen Gemeinden auf sich (Felix Ascher & Robert Friedmann). Dieser von den Ideen des Neuen Bauens geprägte Tempel mäßigte die Reformvorstellungen insofern, als es wieder separate Fraueneingänge gab, und legte sie gleichzeitig strenger aus, indem das Allerheiligste nur durch Material und reine Form geadelt werden und mit der Orgel eine moderne Version des protestantischen Kanzelaltars bilden sollte.
Schon vor 1933 hatte es vereinzelt antisemitische Anschläge (→ Antisemitismus [45]) auf S. gegeben, in der Pogromnacht 1938 (→ Novemberpogrom [42]) schützte ihre Hoflage Hamburgs S. vor spektakulären Bränden. Sie bewahrte sie nicht vor Verwüstung – dem Zertrümmern des Mobiliars, von Orgel und Harmonium in der Oberstraße, dem Abreißen von Lampen und Toraschreinvorhängen, dem Zerreißen von Torarollen und ihren Mänteln, die vermutlich wie andernorts in kleineren Feuern im Innenraum verbrannt wurden – und Plünderung. Offenbar unberührt blieb der letzte Betraum der Sefarden in einem Wohnhaus an der Innocentiastraße (54), in dem bis Ende 1939 Gottesdienste stattfanden. In der Regel folgten kurz nach den Novemberpogromen Beschlagnahme, erzwungener Verkauf zu absurd niedrigen Preisen, Abriss oder Umnutzung als sog. → »Judenhaus« [66] (Innocentiastraße), Gewerbebetrieb (Oberstraße, Rutschbahn) und Parkplatz (Bornplatz), einige wurden von Bomben zerstört (Markusstraße, Neue Dammtor S.).
Nach 1945 nutzten die Überlebenden die erhaltenen Beträume des ehemaligen Oppenheimer Stifts an der Kielortallee (81) und im Altenheim Sedanstraße (62), bis die neu entstehende → Jüdische Gemeinde [9] 1960 S. und Gemeindezentrum an der Hohen Weide (55) einweihte. In der Zeit, in der Überlebende noch nicht über den Völkermord und die Synagogenzerstörungen in der NS-Zeit sprachen, entstand eine architektonisch unauffällige, zur Straße weitgehend geschlossene Anlage. Hinter dem Schutzschild dieser Außenmauern öffnen Glaswände sie vollständig zum Innenhof. (Architekten: K. Wongel & K. May).
Der S. konstituierte sich 1868 nach längerer Diskussion als ein eigenständiger Kultusverband innerhalb der → Deutsch-Israelitischen Gemeinde [17].
Der Gemeindevorstand befürchtete eine zu große Eigenständigkeit des S., während Teile des S. wiederum einen größeren, über rein religiöse Belange hinausgehenden Einfluss ihres Rabbiners wünschten. Im Statut von 1873 wurde dann ein Kompromiss gefunden. Der S. war in diesem »Hamburger System« rechtlich selbständig, hatte die eigene Finanzhoheit und betreute seine Angestellten eigenständig. Ziel des S. war es, die Interessen der orthodoxen Juden in Hamburg zu vertreten und ihnen ein streng religiöses Leben zu ermöglichen. Er war verantwortlich für den Gottesdienst in den beiden Gemeinde-Synagogen an den Kohlhöfen (19) und Elbstraße (7), seit 1906 auch für die Synagoge am → Bornplatz [63] (50), für Trauungen und Scheidungen, die rituellen Bäder, Beschneidungen, das Schächtwesen, den koscheren Fleischhandel, die Speisegesetze sowie die Anfertigung der Mazzot. Der S. sorgte auch für die orthodoxe Leitung des jüdischen Armenwesens, einer Jungen- und zweier Mädchenschulen, der zwei Waisenhäuser (→ Sozial- und Wohlfahrtswesen [30]) und des → Israelitischen Krankenhauses [8]. Unabhängig von der Staatsbürgerschaft und Gemeindemitgliedschaft konnte Mitglied nur werden, wer beschnitten war, die Beschneidung seiner Söhne zuließ und die jüdischen Eheschließungsgesetze einhielt. Der S. war mit 1.181 (1893) bzw. 1.700 (1927) Mitgliedern und deren Angehörigen der größte der drei Kultusverbände in der Gemeinde. Die soziale Zusammensetzung seiner Mitglieder war vielschichtig, insgesamt jedoch gehörten dem Verband vergleichsweise viele mittellose Mitglieder an. Oberrabbiner des S. waren → Anschel Stern [70] (1851-1888 im Amt), → Mordechai Amram Hirsch [71] (1889-1909), → Samuel Spitzer [72] (1909-1934) und → Joseph Carlebach [57] (1936-1941). Ein ebenfalls wichtiger Vertreter der orthodoxen jüdischen Gemeinschaft war der in Hamburg von 1907 bis 1909 tätige Nehemia Anton Nobel, Vorstandsmitglied der Zionistischen Vereinigung (→ Zionismus [44]) und Mitgründer der orthodox-zionistischen Misrachi-Organisation. Hirsch, Nobel und Spitzer stammten aus Ungarn und sollen – wie andere Funktionsträger in der jüdischen Gemeinde, die aus Osteuropa stammten, auch – Assimilationstendenzen abgeschwächt haben. Insgesamt zeigten sie sich jedoch weitgehend tolerant gegenüber anderen Strömungen in der Gemeinde. Zu Konflikten kam es allerdings in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts um die Mitnutzung des neuen Hamburger Zentralfriedhofs durch die Gemeinde (→ Friedhof [73]) – die Orthodoxen bemühten sich bereits um einen Begräbnisplatz auf preußischem Gebiet – und 1910 um die Feuerbestattung. Bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts bestand weiterhin ein gespanntes Verhältnis zwischen dem S. und der Gemeinde, die Konkurrenzverhalten und Selbständigkeitsbestrebungen des Verbandes kritisierte. Im Frühjahr 1939 löste sich der S. auf, um den Anordnungen des Reichssicherheitshauptamtes zuvorzukommen.
Rabbiner und Prediger, geb. 9.6.1821 Laupheim, gest. 26.4.1882 Hamburg
S. wuchs als drittes von insgesamt zwölf Kindern eines Lehrers und Vorsängers auf, bei dem er seit dem vierten Lebensjahr auch die ersten religiösen und hebräischen Studien betrieb. Als Elfjähriger nach Stuttgart geschickt, besuchte er dort das Gymnasium und legte das Abitur ab. Die Akten der Universität Tübingen weisen S. ab November 1841 als Studenten aus. Nach dem akademischen Triennium, während dessen er sich der hebräischen und aramäischen Sprache, der biblischen Exegese sowie der Theologie und Philosophie widmete, verbrachte er zunächst zwei Jahre bei seinem Onkel, Rabbiner Jonas Sänger, in Buttenwiesen. Bei diesem bereitete er sich auf die für Rabbinatskandidaten vorgeschriebene Dienstprüfung vor, die er 1846 erfolgreich hinter sich brachte. Während der folgenden acht Jahre verdingte er sich als Hofmeister bei dem Hof- und Kammer-Juwelier Josef Biedermann in Wien, bis er 1854 interimistisch mit dem Posten des Mergentheimer Bezirksrabbiners betraut wurde und in seine württembergische Heimat zurückkehrte. Die zweite Rabbinatsprüfung legte er 1857 in Tübingen ab, nach der ihm das Rabbinat umgehend definitiv zugewiesen wurde. Bereits zwei Jahre zuvor hatte er mit der 21-jährigen Laupheimerin Klara Meyer die Ehe geschlossen, aus der drei Söhne hervorgehen sollten. Neben seiner Tätigkeit als jüdischer Geistlicher tat sich S. auch durch wissenschaftlich-exegetische Forschungen hervor. 1867 legte er seine Dissertation zu Maleachi vor und beantragte die externe Promotion an der Alma Mater in Jena. Nur wenig später wurde S. nach Hamburg berufen, wo er während der nächsten 15 Jahre das Amt des Predigers am Israelitischen Tempel bekleidete.
Verweise:
[1] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/pollak-egon
[2] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/j%C3%BCdischer-kulturbund-hamburg
[3] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/emigration
[4] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/tempel-neuer-israelitischer-nit
[5] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/kley-eduard-israel
[6] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/emanzipation
[7] https://dasjuedischehamburg.de/bilder/samson-rudolf-hermann
[8] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/israelitisches-krankenhaus
[9] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/j%C3%BCdische-gemeinde-1945-1989
[10] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/warburg-abrahamaby-moritz
[11] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/kulturwissenschaftliche-bibliothek-warburg
[12] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/cassirer-ernst
[13] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/panofsky-erwin
[14] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/bing-gertrud
[15] https://dasjuedischehamburg.de/bilder/schulhof-carolinenstra%C3%9Fe
[16] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/neustadt
[17] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/deutsch-israelitische-gemeinde-dig
[18] https://dasjuedischehamburg.de/node/514
[19] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/talmud-tora-schule-ttr
[20] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/israelitische-freischule
[21] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/r%C3%A9e-anton
[22] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/marcus-mary
[23] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/jonas-alberto
[24] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/loewenberg-jakob
[25] https://dasjuedischehamburg.de/node/515
[26] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/j%C3%BCdisches-leben-zur-zeit-der-nationalsozialistischen-verfolgung-1933-1945
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[30] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/sozial-und-wohlfahrtswesen
[31] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/hachschara
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[35] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/saxl-fritz
[36] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/fr%C3%BChe-neuzeit
[37] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/beerdigungswesen
[38] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/schul-und-erziehungswesen
[39] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/heine-salomon
[40] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/vereinswesen
[41] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/stiftungen
[42] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/novemberpogrom
[43] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/synagogenverband-deutsch-israelitischer
[44] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/zionismus
[45] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/antisemitismus
[46] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/goldschmidt-erna
[47] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/riesser-gabriel
[48] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/bernays-isaak
[49] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/gumpel-lazarus
[50] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/eschwege-sally-joseph
[51] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/nordheim-marcus
[52] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/warburg-familie
[53] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/wohnstifte
[54] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/warburg-max-m
[55] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/logenwesen
[56] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/sportvereine
[57] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/carlebach-joseph-hirsch-zwi
[58] https://dasjuedischehamburg.de/bilder/bornplatzsynagoge-innenansicht
[59] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/hochdeutsche-israelitengemeinde-zu-altona-hig
[60] https://dasjuedischehamburg.de/node/519
[61] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/rosengarten-albert
[62] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/neue-dammtor-synagoge-47
[63] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/bornplatzsynagoge-50
[64] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/engel-semmy
[65] https://dasjuedischehamburg.de/node/520
[66] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/%C2%BBjudenh%C3%A4user%C2%AB
[67] https://dasjuedischehamburg.de/../521
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[70] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/stern-anschel
[71] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/hirsch-markus-mordechai-amram
[72] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/spitzer-samuel
[73] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/friedh%C3%B6fe