Personen und Themen mit J
Musikpädagoge, geb. 24.11.1897 Hamburg, gest. 15.1.1943 London
J., der von 1923 bis 1939 an der → Talmud Tora Schule [1] in Hamburg unterrichtete, hat das Musikleben in der Schule und in den jüdischen Jugendbünden nachhaltig geprägt und bereichert. Schon als Kind fiel er durch seine musikalische Begabung auf. Nach dem Besuch der Talmud Tora Schule bestand er 1916 am Heinrich-Hertz-Realgymnasium das Abitur. Im Anschluss daran studierte er Musikwissenschaft, Französisch, Englisch und Hebräisch in München, Leipzig und Hamburg, wo er 1924 promovierte. Da es ihm als Dirigent nicht möglich gewesen wäre, die Schabbatruhe einzuhalten, verzichtete er auf diesen Berufswunsch. An der Talmud Tora Schule richtete er ein Schulorchester ein, in dem Schüler und Lehrer gemeinsam musizierten; auch eigene Kompositionen von J. wurden aufgeführt. Orchester und Schülerchor erreichten unter J.s Leitung ein ausgezeichnetes Niveau. Nach 1933 war es vor allem J. zu verdanken, dass die Musik zu einer Quelle geistigen Widerstands wurde. Gemeinsam mit seinem Berliner Kollegen Erwin Jospe stellte er 1935 das Liederbuch Hawa Nashira (»Auf! Laßt uns singen!«) zusammen, das deutsche, hebräische und jiddische Lieder enthielt. Es beweist tiefe Verbundenheit mit dem Judentum ebenso wie mit deutscher Kultur. Während des → Novemberpogroms [2] 1938 wurde J. verhaftet und elf Tage im KZ Oranienburg-Sachsenhausen gefangen gehalten. Im März 1939 emigrierte er mit seiner Frau und seinen vier Kindern nach England (→ Emigration [3]). An der Jewish Secondary School in London unterrichtete er jüdische Flüchtlingskinder aus Deutschland. Nach Kriegsbeginn wurde er monatelang als »enemy alien« auf der Isle of Man interniert; dort dirigierte er einen Chor und ein Orchester. Im Alter von 45 Jahren erlag J. einer schweren Krankheit.
Das Studium des Talmud wurde in jüdischen Gemeinden in verschiedenen Einrichtungen gepflegt. In Jeschiwot versammelten sich Schüler um ihre Lehrer, um sich systematisch dem Studium zu widmen. Eine J. wurde in Hamburg erst 1921 durch Rabbiner → Joseph Carlebach [4] und Mitglieder des → Synagogenverbandes [5] gegründet.
Sie diente vertiefenden rabbinischen Studien von Absolventen der → Talmud Tora Realschule [1], zog aber auch auswärtige Schüler an. Während das Studium in Jeschiwot den Charakter einer Ausbildung hatte und mit der Verleihung eines Titels abgeschlossen werden konnte, der bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu einer Tätigkeit als jüdischer Lehrer oder Rabbiner befähigte, diente das Studium in einer Klaus anderen Zwecken. Klausen waren meist private Stiftungen, in denen Gelehrte mit ihren Familien leben und sich dem Studium widmen konnten. Ihr Unterhalt wurde aus dem Stiftungskapital bestritten. Das Lernen in einer Klaus hatte nicht in erster Linie die Ausbildung des Nachwuchses zum Ziel. Häufig wurden Klausen bereits zu Lebzeiten des Stifters als Gedächtnisstiftungen eingerichtet, in denen zu gegebener Zeit durch Gebet und Lernen eine Erleichterung für die Seele des verstorbenen Stifters bewirkt werden sollte. Die älteste Klaus auf dem Gebiet des heutigen Hamburg war die Chacham-Zwi-Klaus in Altona, die 1690 zu Ehren des Altonaer Rabbiners → Zwi Aschkenasi [6] gegründet worden sein soll. In Hamburg selbst existierten seit dem 18. Jahrhundert mehrere Klausen: 1707/09 richtete Issachar Bär Cohn eine Klaus ein, die 1740 infolge des Verlusts des Stiftungskapitals geschlossen werden musste. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde im Haus des Josel Halberstadt die Alte Klaus gegründet. Die Neue Klaus, angeblich auf Anregung des Rabbiners → Jonathan Eibeschütz [7] im Jahr 1756 errichtet und durch Spenden finanziert, wurde 1789/99 mit der Alten Klaus zur Alt-Neuen-Klaus vereinigt. Vermutlich von Daniel Salomon Wallich (gest. 1789) wurde testamentarisch die Jechiel-Wallich-Klaus gestiftet, die Levin-Salomonsche-Klausstiftung wurde 1811 gegründet. Ende der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts bereiteten die Nationalsozialisten den teils seit Jahrhunderten bestehenden Lehreinrichtungen ein gewaltsames Ende.
Lehrer und Schulleiter, geb. 19.2.1889 Dortmund, gest. 29.8.1942 Theresienstadt
J. wuchs in Breslau auf und promovierte dort 1915 an der Universität. 1916 absolvierte er die Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen mit der Lehrbefähigung für Hebräisch, Griechisch und Latein. Er unterrichtete in Halberstadt und in Leipzig, bevor er 1922 an die Hamburger → Talmud Tora Realschule [1] berufen wurde. J. war seit 1923 mit der Ärztin Marie-Anna Levinsohn verheiratet, die später als Schulärztin an der Israelitischen Töchterschule (→ Schulwesen [8]) tätig war. 1924 wurde J. zum Direktor der Israelitischen Töchterschule ernannt. Unter seiner Leitung erfolgte eine organisatorische und pädagogische Umgestaltung der Schule, die notwendig geworden war, um den Erfordernissen einer modernen Mädchenbildung zu genügen. Im Ergebnis seiner mit Ideenreichtum und Verhandlungsgeschick initiierten Veränderungen stand 1930 die staatliche Anerkennung als Realschule. In den Erinnerungen ehemaliger Schülerinnen spiegelt sich das Bemühen J.s, nach Machtantritt der Nationalsozialisten den Schulalltag als Hort der Geborgenheit und des geistigen Widerstandes zu pflegen. Nach dem → Novemberpogrom [2] widmete er sich der Rettung jüdischer Kinder und Jugendlicher und begleitete Kinder nach England. Ihm selbst wurde im Frühjahr 1940 als Direktor der »Volks- und Höheren Schule für Juden« (so die Bezeichnung für den zwischenzeitlich erfolgten Zusammenschluss der Israelitischen Töchterschule mit der Talmud Tora Schule) die Auswanderung nicht gestattet. Nach dem Ende allen Unterrichts an jüdischen Schulen wurde J. mit seiner Frau und seiner Tochter Esther in das KZ Theresienstadt deportiert, wo er kurz darauf verstarb. Seine Frau wurde in Auschwitz ermordet. Esther Bauer lebt heute in New York.
Gewerkschafter, geb. 29.1.1868 Grünthal bei Berlin, gest. 2.2.1938 Hamburg
Als Gewerkschaftsführer der sozialdemokratisch orientierten kaufmännischen Angestellten stand J. zwei Jahrzehnte unmittelbar im Kampf gegen Angriffe nationalistischer und antisemitischer Handlungsgehilfen.
J. besuchte bis zur Mittleren Reife das Wilhelm-Gymnasium in Eberswalde und schloss danach eine 4-jährige Kaufmannslehre ab. Als Angestellter war er dann in Lübeck und Hamburg beschäftigt. J. gehörte 1892 zu den Gründern des Hamburger Vereins der Handlungsgehilfen »Vorwärts«, in dem er 1894 den Vorsitz übernahm. Als »Josephsohn-Club« von den → Antisemiten [9] in der Deutsch-sozialen Reformpartei diffamiert, bauten diese mit dem 1893 in Hamburg gegründeten Deutsch-nationalen Handlungsgehilfen-Verband einen aggressiven Gegner auf. In den heftigen Auseinandersetzungen zeigte sich J. als mutiger und gewandter Redner. Aufgrund seiner Initiative wurde 1897 in Leipzig der Zentralverband der Handlungsgehilfen und -gehilfinnen Deutschlands mit Sitz in Hamburg gegründet. Von 1902 bis 1911 stand J. an der Spitze des Verbandes. Auf dem Internationalen Sozialistenkongress 1904 in Amsterdam leitete er die Angestelltenkonferenz, die die Einrichtung einer Internationalen Auskunftsstelle in Hamburg beschloss. Wahrscheinlich wurde J. aufgrund seines ausgeprägten Internationalismus aus dem Verbandsvorstand abgewählt, denn auch der Leitungswechsel im Hamburger Ortsverband trug offenbar der zunehmenden nationalistischen Stimmung unter den Angestellten Rechnung. J. wurde 1911 zum Leiter der neu geschaffenen Verwaltungsabteilung in der Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Konsumvereine in Hamburg berufen. 1933 schied er dort aus und verlebte seine letzten Jahre in Hamburg. Seine Angehörigen, darunter Ehefrau und Tochter, wurden Opfer der NS-Verfolgung.
Mit dem Wort »J.« wurde seit dem 18. Jahrhundert ein täglicher Markt unter freiem Himmel in der Hamburger → Neustadt [11] bezeichnet.
Hier waren 1775 Straßen benannt worden, in denen Juden Wohnrecht und ein eingeschränktes Recht auf Hauseigentum hatten. Der Straßenmarkt fand in der Elbstraße, heute Neanderstraße, und den parallelen und kreuzenden Nebenstraßen (mit Ausnahme des Neuen Steinwegs) statt. Bis zur 1864 eingeführten Gewerbefreiheit waren jüdische Händler den Bedingungen der mittelalterlichen Realgewerberechte unterworfen. Diese verboten ihnen Ladengeschäfte mit Auslagen und Werbeschildern und den Handel mit den Waren, die allein den Mitgliedern der Handels- und Handwerkerzünfte vorbehalten waren. Der von Juden betriebene Einzelhandel beschränkte sich daher bei Neuwaren auf Produkte von nicht zunftgebundenen Handwerkern oder Manufakturen, großenteils Importwaren. [12]Daneben wurden Gebrauchtwaren, hauptsächlich Kleidung, Möbel und Bücher verkauft. Während andere jüdische Straßenhändler mit wechselnden Standorten oder als Hausierer arbeiteten, hatten die Händler auf der J. feste Standplätze meist in der Nähe ihrer Wohnungen. Karren und Tische dienten zur Auslage. Literarische Beschreibungen und Bilder des Marktes erschienen seit 1800, so in der graphischen Serie von Christoffer Suhr Der Ausruf in Hamburg (1806). In der jüdischen Literatur beginnt die Nennung der »Jüddenbörsch« 1842 in einem jiddischen Gedicht. Der traditionsreiche Markt wurde 1925 durch Polizeiverordnung wegen des zunehmenden Autoverkehrs geschlossen.
Das Reichsgesetz über die »Mietverhältnisse mit Juden« vom 30. April 1939 hob den Mieterschutz und die freie Wohnungswahl für Juden auf und schuf so die Voraussetzung, die jüdische Bevölkerung in bestimmten Stadtteilen ghettoisieren zu können.
Nicht nur die Hamburger Gauleitung der NSDAP begriff die »Judenwohnungen« als Verfügungsmasse für Maßnahmen der Sozialpolitik, die städtebauliche Neugestaltung und später als Entschädigung für Ausgebombte. Der → Jüdische Religionsverband [14] (bzw. später die Bezirksstelle der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland) war bereits 1941 angewiesen worden, Wohnraum von »Volljuden« freizumachen. Die Betroffenen wurden vor allem in jüdische Wohnstifte, Alters- und Pflegeheime, später auch in das Gebäude des Jüdischen Krankenhauses (26) eingewiesen. Nach den jüdischen Ehepaaren traf der Umzugsbefehl die in »nichtprivilegierter« → Mischehe [15] Lebenden, die sechs Häuser im → Grindelgebiet [16] belegten. Mitte 1942 lebte mehr als die Hälfte der noch in Hamburg befindlichen Juden in solchen »J.«. Ab Ende 1942 erhielten die ersten in »privilegierter« Mischehe lebenden Paare die Zuweisung für ein »J.«. Die Luftangriffe auf Hamburg im Juli/August 1943 verstärkten die allgemeine Wohnraumknappheit, so dass die Gestapo forderte, weitere freie Zimmer für nichtjüdische Ausgebombte zu räumen. Die Betroffenen sollten im Grindelviertel, in Randbereichen von Eppendorf und Eimsbüttel sowie in der Altonaer Breitestraße konzentriert werden. Dies wurde nur ansatzweise verwirklicht, und zur angedrohten Einweisung in Baracken auf dem jüdischen → Friedhof [17] kam es ebenfalls nicht mehr. Die »J.« waren jetzt überbelegt, und Juden, die noch in ihren alten Wohnungen lebten, erhielten Einquartierung. Trotzdem gelang es den Machthabern bis Kriegsende nicht, alle in Mischehen lebenden Juden räumlich zu konzentrieren. Mit den »J.« verbanden die Nationalsozialisten hinsichtlich der Juden unterschiedliche Ziele: Sie »verschwanden« aus ihrer bisherigen Umgebung, wurden isoliert und konnten überwacht werden. Zudem beschleunigte der Einweisungsbefehl den Zerfallsprozess mancher Mischehe. Vor allem aber fungierten die Häuser nach den ersten → Deportationen [18] als Sammelstätten für die Transporte. 1951 entschied das Oberverwaltungsgericht in Hamburg, »Sternträgern« für die Unterbringung in »J.« eine Haftentschädigung zu gewähren.
Seit Beginn der Ansiedlung von Juden in Hamburg am Anfang des 17. Jahrhunderts hatte die städtische Geistlichkeit vergeblich vom Senat Maßnahmen zur Bekehrung der Juden zum christlichen Glauben, und damit die Umsetzung des Kernstücks der auf die Juden bezogenen Lehrsätze der lutherisch-orthodoxen Glaubenslehre in konkrete Politik gefordert.
1667 ergriff ein Bürger, der Privatgelehrte und Orientalist Esdras Edzard, die Initiative mit der Begründung einer judenmissionarischen Stiftung, die später als »Edzardische Jüdische Proselytenanstalt« bezeichnet wurde. Esdras Edzard verstand die J. als Lebensaufgabe, der er sich mit einem an Fanatismus grenzenden und gefährlichen Eifer hingab. Auf sein Wirken, das von einer großen Spendenbereitschaft Hamburger Bürger begleitet wurde, wird die ungewöhnlich hohe Zahl von 150 Taufen von Juden zwischen 1672 und 1708 zurückgeführt. Nach dem Tod des Stifters 1708 erst von Edzards Söhnen Sebastian und Georg Elieser weitergeführt, erfuhr die Stiftung 1761 unter der Schirmherrschaft des Rates eine Neuorganisation. Fortan wurde sie von einem Vorstand geleitet, der aus Geistlichen und Professoren bestand. Sie bot taufwilligen Juden und Jüdinnen neben materieller Unterstützung vor allem Unterricht in der christlichen Glaubenslehre. Zwar verlor die Stiftung seit dem 19. Jahrhundert an Bedeutung, überdauerte aber dennoch und wurde, nachdem sie während der nationalsozialistischen Herrschaft 1942 geschlossen worden war, bereits 1945 wieder ins Leben gerufen – ungeachtet der in den Jahren zuvor an den Juden begangenen Verbrechen. Unter dem Namen »Edzardi-Stiftung« existiert diese Stiftung bis heute, allerdings mit einem auf die Unterstützung von Christen in Israel verlagerten Arbeitsschwerpunkt.
Das J. wurde 1710 im Zuge einer Revision der Hamburger Verfassung erlassen, die der Wiederherstellung politischer Stabilität in der Stadt nach der Eskalation heftiger Machtkämpfe zwischen Senat und Bürgern am Ende des 17. Jahrhunderts diente.
Obwohl es sich nicht um eine umfassende, erschöpfende Neuordnung des Judenrechts handelte, gab das J. als Bestandteil (Artikel 37) des Hauptrezesses von 1712 dem Leben der Juden in der Stadt eine neue rechtliche Grundlage, die bis 1849 Bestand hatte. Vor allem im Bereich religiöser Privilegien und Restriktionen knüpfte dieses Gesetzeswerk an die Rechtsverhältnisse der sefardischen Juden (→ Portugiesisch-Jüd. Gemeinde [19]) im 17. Jahrhundert an: → Privileg [20] religiöser Zusammenkünfte in Privathäusern, Privileg der Bestattung Verstorbener an christlichen Sonn- und Feiertagen; Verbot öffentlicher Synagogen, Verbot der Mission und der Lästerung des christlichen Glaubens u. a. Neu im Hamburger Judenrecht von 1710 waren die Vorschriften, die auf die Hauptbetätigungsfelder der aschkenasischen Juden im Kleinhandel sowie der Geld- und Pfandleihe zielten, wie beispielsweise das Verbot überhöhter Zinsnahme oder das so genannte Hehlerprivileg (Freistellung von Schadensersatzansprüchen im Falle unwissentlichen Erwerbs von Diebesgut). Obwohl die aschkenasischen Juden hinsichtlich ihrer Anzahl und wirtschaftlichen Bedeutung den Sefarden bereits den Rang abgelaufen hatten, wurde dem Nimbus der Sefarden im J. mit einer speziellen Privilegierung noch einmal Rechnung getragen: Wegen ihrer Verdienste um den »Hispanischen Handel« und ihres »ansehnlichen« Engagements im Großhandel erhielten sie das Recht, als Makler tätig zu sein. Die minder angesehenen Aschkenasen wurden dagegen einer restriktiven Spezialregelung unterworfen, nämlich einer korporativen Besteuerung – ausdrücklich wegen der fluktuierenden Größe ihrer Gemeinden und ihrer schwer einschätzbaren Sozial- und Wirtschaftsstruktur.
Die J. entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts und wurde vorwiegend von der bürgerlichen Jugend der Großstädte getragen. Auf der Basis neoromantischer und kulturkritischer Vorstellungen postulierten junge Männer die Rückkehr zum einfachen Leben in selbstbestimmter Freiheit, Naturverbundenheit und Authentizität.
Diese Werte konnten auch antisemitische Positionen beinhalten, so dass schon vor dem Ersten Weltkrieg viele, wenn auch nicht alle Gruppen jüdische Jungen und Mädchen ausschlossen. Die jüdische J. verdankte ihre Existenz aber nicht nur dem → Antisemitismus [9] der nichtjüdischen Bünde, sondern zumindest anfangs auch gezielten jugendpflegerischen Maßnahmen der verschiedenen Interessengruppen innerhalb der Gemeinden. Beflügelt vom jugendbewegten Zeitgeist befreiten sich die meisten rasch aus dieser ungeliebten Umarmung und bildeten eigene, relativ autonome Gruppen, die jedoch die konkurrierenden weltanschaulichen Positionen der deutsch-jüdischen Erwachsenenwelt widerspiegelten. Dies galt auch für Hamburg, wo der erste Jugendverein, der Israelitische Jugendbund, schon 1896 gegründet worden war und sich 1909 in Jüdischer Jugendbund umbenannte. Seit 1906 nahm der Verein Mädchen auf, vor dem Ersten Weltkrieg hatte er 300 bis 400 Mitglieder. Sowohl der Jugendbund als auch die vor 1914 gegründeten, kleineren orthodoxen und zionistischen Jugendvereine waren im Wesentlichen Institutionen der gemeindlichen Jugendpflege, was sich nicht zuletzt darin zeigte, dass Streitigkeiten untereinander durch die Intervention der Erwachsenen beigelegt wurden. Diese waren in Hamburg jedoch selten, hier scheint das Toleranzmodell der Hamburger Gemeindeverfassung (→ DIG [21]) sehr wirkungsmächtig gewesen zu sein. Neutralität und Pluralität waren bis 1914 die von allen anerkannten Grundsätze der gemeindlichen Jugendarbeit. Dies änderte sich langsam mit dem Erstarken des zionistisch ausgerichteten Blau-Weiss (→ Zionismus [22]), dessen Hamburger Ortsgruppe 1914 gegründet wurde und der der erste genuin jugendbewegte Bund in der Hansestadt war. Nach dem Krieg entwickelte sich die zionistische J. zur einflussreichsten Gruppierung in Hamburg, deren Leben jedoch ebenso von Spaltungen, Wieder- oder Neuvereinigungen geprägt war wie das des Gesamtbundes auf Reichsebene. Seit Mitte der zwanziger Jahre wiesen die lokalen zionistischen Jugendgruppen einen dezidiert sozialistischen und vom Pioniergeist getragenen Charakter auf. Daneben existierten weiterhin verschiedene orthodoxe und liberale Jugendgruppen, die gemeinsam im Landesauschuss der jüdischen Jugendorganisationen ca. 1.500 Hamburger Jugendliche vertraten. Die Gemeinde ihrerseits bemühte sich erfolgreich, die Jugendlichen zu integrieren, und stellte ihnen ab 1929 im Gemeindehaus sowie ab 1931 auch im Landjugendheim Räume zur Verfügung. Im Gegenzug arbeiteten Vertreter des Landesausschusses im Jugendamt der Gemeinde mit. Ende der zwanziger Jahre kann somit für Hamburg von einer autonomen jüdischen J. kaum mehr die Rede sein. Im Jahre 1936 wurden alle nichtzionistischen, zwei Jahre später auch die zionistischen Jugendgruppen verboten; einzig der auf Auswanderung hin orientierte Hechaluz konnte noch bis September 1939 legal, aber unter strengster Gestapo-Aufsicht weiterexistieren.
1909 wurde die J. als ein moderner Bibliothekstyp, der sich besonders durch die Auslage von Zeitungen und Zeitschriften sowie durch Anschaffung populärwissenschaftlicher Bücher auszeichnete, neben der Büchersammlung der Hamburger Gemeinde eingerichtet.
Die J. wuchs durch Geschenke und Leihgaben aus Privathand, aus der Gemeindebibliothek, aus den Büchereien der Kultusverbände und weiteren jüdischen → Vereinen [24] und Logen (→ Logenwesen [25]). 1921 geriet der Trägerverein in wirtschaftliche Schwierigkeiten, die J. musste daraufhin geschlossen werden. Nachdem 1923 die Gemeinde den Unterhalt übernommen hatte, erlebte die »Bibliothek (und Lesehalle) der → Deutsch-Israelitischen Gemeinde [21] Hamburg« unter Leitung ihres ersten hauptamtlichen Bibliothekars → Isaak Markon [26] ab 1928 eine kurze Blüte. Markon richtete die überwiegend mit belletristischer und populärwissenschaftlicher Literatur ausgestattete Bibliothek wissenschaftlich aus. Er plante gezielte Anschaffungen, wie u.a. das Sammeln von Responsen der Rabbiner der → Dreigemeinde [27] sowie regionales Schrifttum mit Bezug zum Judentum. Er gliederte die Bibliotheken der Wallich- und der Levi-Salomon-Klaus (→ Jeschiwa [28]) in den Bestand ein und erwarb die Bibliotheken der Rabbiner Nehemias Anton Nobel und → David Leimdörfer [29]. Der Bücherbestand sowie die Ausleihzahlen stiegen sprunghaft an. Während des Nationalsozialismus versuchten die Bibliothekare mit ihrem Literaturangebot zu Selbstbehauptung und Identitätsstärkung beizutragen. In der Nacht des → Novemberpogroms [2] 1938 wurde die Bibliothek vom Sicherheitsdienst konfisziert und im Sommer 1939 nach Berlin verschleppt. 1942 bemühte sich die Bibliothek der Hansestadt Hamburg (die heutige Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg) um die Bestände, die ihr Ende Mai 1943 übereignet und im gleichen Sommer nach Sachsen verlagert wurden. Nach dem Krieg gab die Staats- und Universitätsbibliothek den Bestand an die Gemeinde zurück, der sich aber weiterhin in der DDR befand. Die Bemühungen der Gemeinde, ihre Bücher nach Hamburg zurückzuführen, kamen 1957 mit Hilfe des Historikers Helmut Eschwege zu einem erfolgreichen Abschluss. Seitdem wurden auch neue Erwerbungen eingegliedert, so dass der Gesamtumfang im Jahre 2000 auf ca. 19.000 Bände geschätzt werden konnte. Die J. verfügt zudem über Judaica, die sich in dieser Vielfalt in Deutschland kaum noch finden lassen. Die Bibliothek ist zurzeit (2005) nicht benutzbar, die Jüdische Gemeinde hofft jedoch, die Bibliothek in ihrem neuen Gemeindezentrum präsentieren zu können.
Die Anfänge der neu gegründeten G. nach dem Zweiten Weltkrieg lassen sich urkundlich auf den 8. Juli 1945 bestimmen. An diesem Tag fand eine Besprechung von zwölf Überlebenden statt, die einen vorläufigen Arbeitsausschuss und eine Kultuskommission einsetzten. Etwa 80 Juden hatten zu dieser Zeit ihr Interesse bekundet, die zerstörte G. wiederzubegründen.
Den Überlebenden sollte ein erster organisatorischer Halt, die Möglichkeit der religionsgesetzlichen Lebensführung und materielle Unterstützung gegeben werden. Hilfe versprachen das American Jewish Distribution Committee und das britische Jewish Commitee for Relief Abroad. Am 18. September 1945 konstituierte sich eine Versammlung von 72 Personen als neue »Jüdische Gemeinde in Hamburg«. Ein Vorstand und ein Beirat wurden gewählt. Die Satzung, die im Oktober 1945 angenommen wurde, bestimmte die G. anders als die frühere Organisationsform – das so genannte Hamburger System mit drei verschiedenen Kultusverbänden (→ DIG [21]) – nunmehr als Einheitsgemeinde, die einem gemäßigt orthodoxen Kultus folgen sollte. Diese Entscheidung für eine institutionelle Religiosität war keineswegs selbstverständlich, denn der überwiegende Teil der neuen Gemeindeangehörigen hatte im NS-Staat nur in so genannter »Mischehe« überleben können. Die Mitgliedschaft in der G. bestimmte sich seit der revidierten Satzung von 1946 unverändert nach Maßgabe des jüdischen Religionsgesetzes. Die G. war von Anfang an Mitglied des Zentralrates der Juden in Deutschland, der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland und des Jüdischen -Gemeindefonds Nordwestdeutschland. [31]
Noch im Oktober 1945 beantragte die G. beim Senat der Hansestadt Hamburg die Anerkennung als »Körperschaft des öffentlichen Rechts«. Damit sollte bewusst an die Rechtstradition der Weimarer Zeit angeknüpft werden. Zugleich galt es, die rechtliche Identität mit der 1943 zerstörten Gemeinde zu betonen und die Durchsetzung von Ansprüchen auf Rückerstattung und → »Wiedergutmachung« [32] zu erleichtern. Mit einer derartigen Zielsetzung konnte man zunächst der Frage ausweichen, ob eine Wiederbelebung jüdischen Lebens im »Land der Täter« politisch und moralisch noch denkbar sei. »Gehen oder Bleiben« war die beherrschende Frage. Die G. selbst ließ sie unbeantwortet, überließ die Entscheidung vielmehr jedem Einzelnen. Tatsächlich entwickelte sich die G., von nicht wenigen anfangs nur als so genannte »Liquidationsgemeinde« verstanden, zu einem auf Dauer angelegten Zusammenschluss. Im April 1946 fand auf Anordnung der Britischen Militärregierung und satzungsgemäß die erste Wahl zum Beirat statt, der seinerseits einen Monat später den bisherigen Vorstand in seinem Amt bestätigte. Von ihrem Recht auf freie Wahl hatten 833 Gemeindeangehörige mit einer Wahlbeteiligung von 65 Prozent in einem offenen Wahlkampf Gebrauch gemacht. Traditionsgemäß wurde die Arbeit des Vorstandes durch gewählte Kommissionen und Ausschüsse unterstützt.
Als im Oktober 1948 endlich der Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts verliehen wurde, war dies auch Ausdruck der beabsichtigten Beständigkeit der G., die alle klassischen Aufgaben übernahm (Kultus, → Beerdigungswesen [33], Fürsorge und jüdische Bildung). Die G. besaß ihre eigene Selbstverwaltung einschließlich Finanz- und Vermögensverwaltung nebst eigener Steuererhebungsbefugnis. Für das Bestattungswesen war frühzeitig eine Chewra Kadischa (→ Beerdigungswesen [33]) gegründet worden. Die G. war Trägerin der sechs geschlossenen jüdischen → Friedhöfe [17] und des offenen jüdischen Friedhofs an der Ilandkoppel (Ohlsdorf). Der Etat des Sozialwesens wurde zu einem großen Teil aus Mitteln der Zentralwohlfahrtspflege der Juden in Deutschland bestritten. Frühzeitig konzentrierte sich die G. auf die Kinder- und Jugendarbeit, um jüdische Identität zu begründen und zu festigen. Sie richtete in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts einen Kindergarten (geschlossen 1979) ein, sorgte für den jüdischen Religionsunterricht, förderte die Jugend- und Kinderferienverschickung und gründete in den siebziger Jahren den Turn- und → Sportverein [34] Makkabi Hamburg.
Nach einer statistischen Erhebung des Vorstandes vom März 1947 hatte die Gemeinde 1.268 Angehörige, von denen 831 verheiratet waren, davon wiederum 671 in so genannter → Mischehe [15] mit nichtjüdischen Partnern. Das deutete einerseits einen erheblichen Grad der Assimilation an, erklärte andererseits auch das Verbleiben in Hamburg durch die enge Verbundenheit mit dem nichtjüdischen Ehepartner. 1952 war die Zahl der Gemeindeangehörigen auf 1.044 gesunken. Überalterung, dadurch bedingt eine geringe Geburtenrate, und eine stetige Auswanderung, vor allem nach Israel sowie in die USA, waren die Gründe. Die Lage verbesserte sich erst Mitte der fünfziger Jahre, als ehemalige Emigranten (→ Emigration [3]) zurückkamen und sich Zuwanderer aus Osteuropa niederließen. Als eine Besonderheit in Deutschland kamen auch etwa 150 jüdische Familien aus dem Iran nach Hamburg. Vor allem diese persischen Juden, zumeist Kaufleute im Teppichhandel, förderten das religiöse Leben innerhalb der Gemeinde. Doch blieb die Frage der Überalterung der Gemeinde aktuell. 1960 war von den 1.369 Gemeindeangehörigen etwa die Hälfte über 56 Jahre alt. Gleichwohl stabilisierte sich die Zahl der Gemeindeangehörigen auf 1.350 bis 1.400 für die nächsten drei Jahrzehnte. Die G. bemühte sich daher, die sozialen und kulturellen Provisorien der Nachkriegszeit Schritt für Schritt zu beenden, ermöglicht durch die finanziellen Mittel aus der »Wiedergutmachung« und durch wohlwollende Aufmerksamkeit und Hilfe der Hansestadt Hamburg. Seit 1957 konnte in Hamburg wieder rituell geschlachtet werden. Im selben Jahr erhielt die G. ihre → Bibliothek [35] zurück, die während des NS-Regimes konfisziert und nach Sachsen »ausgelagert« worden war. Im Mai 1958 eröffnete die G. in der Schäferkampsallee ein rituell geführtes Altenheim (63) – das in den neunziger Jahren aufgegeben werden musste – und im selben Jahr ein Jugendheim. Ein Jahr später konnte der Grundstein für ein neues → Israelitisches Krankenhaus [36] gelegt werden. Höhepunkt dieser Aufbauphase wurde die Eröffnung der neuen Synagoge am 4. September 1960 an der Hohen Weide (55). Mit dem Bau der Synagoge hatte die G. ihr religiöses und kulturelles Zentrum gefunden. Die Kulturkommission führte regelmäßig musikalische und literarische Veranstaltungen sowie Vorträge zu jüdischen Themen durch. Seit 1968 war die G. auch für Schleswig-Holstein zuständig. 1984 und 1985 erschütterte eine Reihe schwerer Friedhofsschändungen (Friedhöfe Bornkampsweg (102), Langenfelde (103) und Ohlsdorf) die G., doch blieben die Ermittlungen der Polizei erfolglos.
War der Synagogenbau zwar ein sichtbares Zeichen jüdischer Präsens, so blieb doch die G. in diesen Jahren gegenüber dem nichtjüdischen Umfeld zurückhaltend, mit Ausnahme offizieller Anlässe. Die Gründe wird man in den leitenden Persönlichkeiten finden können, welche die G. führten. Prägend war in Hamburg die so genannte »Erste Generation« der unmittelbar durch das NS-Regime Verfolgten. Zu ihnen gehörten nicht nur der erste, zehn Jahre lang amtierende Vorsitzende der G., → Harry Goldstein [37], nach ihm für 14 Jahre Siegfried Gottschalk, sondern vor allem → Günter Singer [38]. Durch seine unermüdliche Arbeit und Festigkeit in allen jüdischen Angelegenheiten prägte Singer das Leben in der G. über eine ganze Generation um vieles deutlicher, als es die verschiedenen in Hamburg amtierenden Rabbiner vermochten. Der 1960 für die Länder Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein eingeführte Rabbiner Hans Isaac Grünwald verließ nach einiger Zeit die G. Seit 1962 amtierte der religiös liberale Nathan Peter Levinson (geb. 1921) als zuständiger Rabbiner für fast drei Jahrzehnte. Da er zugleich Landesrabbiner für Baden war, blieb sein Einfluss auf das tägliche religiöse Leben der Hamburger eher eingeschränkt, auch wenn er bei orthodoxen wie liberalen Gemeindeangehörigen hohes Ansehen genoss.
Die Jahreswende 1989/1990 läutete für die Jüdische G. in Hamburg nicht nur einen Generationswechsel in den Gemeindegremien ein, sondern war auch Signal für grundlegende Neuerungen und vertragliche Regelungen mit der Freien und Hansestadt Hamburg.
1989 hatte Hamburgs Jüdische G. 1.340 Mitglieder, davon waren 30 Prozent älter als 60 Jahre, 2004 waren es insgesamt über 5.000 Mitglieder, davon waren 50 Prozent älter als 60 Jahre, 2.000 Mitglieder lebten im Bundesland Schleswig-Holstein, die bis zum 1. Januar 2005 von Hamburg aus mit betreut wurden.
[40]Am 10. Dezember 1989 gewann die Liste 3 (Kadima) zwölf der insgesamt 15 Sitze im Beirat (Gemeindeparlament). Die Vertreter der Kadima wollten mehr innere Demokratie und Transparenz erreichen, die Öffnung der G. nach außen fördern, zugleich aber auch Traditionen bewahren. Am 21. Januar 1990 trat der für vier Jahre gewählte Beirat zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Gleichzeitig wurde damit ein Generationenwechsel vollzogen, denn zwei Drittel der Beiratsmitglieder waren nach der Shoa geboren.
Die Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Beirat war nicht immer harmonisch. Schließlich traten vier der fünf Vorstandsmitglieder zurück – sechs Wochen vor Ablauf ihrer Amtszeit, die am 31. März 1991 geendet hätte. Um die Gemeinde nicht handlungsunfähig zu machen, musste der Beirat schnell handeln. Auf einer außerordentlichen Sitzung am 4. Februar 1991 wählte er vier Nachfolger, die erst einmal bis Ende März die Gemeinde nach außen vertraten. Am 1. April 1991 nahm schließlich der neu gewählte Vorstand seine Arbeit auf, dem erstmals in der Hamburger Geschichte auch eine Frau angehörte.
Im Zusammenhang mit dem Fall der Berliner Mauer 1989 und der Perestroika begann Ende 1990 die Zuwanderung von Juden aus der Sowjetunion nach Deutschland, hauptsächlich nach Berlin, aber auch nach Hamburg, um hier Verwandte zu besuchen. Viele wollten nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren und baten daher die G. in Hamburg um Hilfe, die sie vorübergehend im inzwischen geschlossenen jüdischen Altersheim unterbrachte. Erst durch einen Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz vom 9. Januar 1991 erfolgte eine geregelte Aufnahme von sowjetischen Juden zur Erhaltung der Lebensfähigkeit jüdischer Gemeinden, zur Familienzusammenführung und in sonstigen Härtefällen. Die Bundesregierung wollte neben der Stärkung der jüdischen Gemeinden auch eine Revitalisierung des jüdischen Beitrags zum Kultur- und Geistesleben in Deutschland erreichen. Die Verteilung der Zuwanderer, so genannte »Kontingentflüchtlinge«, auf die einzelnen Bundesländer erfolgte nach dem »Königsteiner Schlüssel«, der je nach Größe der Bundesländer eine differenzierte Aufnahmequote vorsah. Im Mai 1991 hatten sich ca. 30 »Kontingentflüchtlinge« in der Hamburger Gemeinde gemeldet. Dank der Unterstützung des damaligen FDP-Vorsitzenden Robert Vogel konnten die ersten Zuwanderer in Gebäuden am Mittelweg untergebracht werden. Die G. rief ihre Mitglieder zu Sachspenden auf. Später wurden die Neuankömmlinge in städtischen Unterkünften beherbergt, bis sie eine eigene Wohnung fanden. Dieses Verfahren galt bis 2004.
[41]Die Zuwanderung hat die Zusammensetzung der G. und das Miteinander völlig verändert. Nicht nur, dass die G. zu einer sozialen Anlaufstelle wurde, das innere Leben richtete sich zusehends an den Bedürfnissen der Zuwanderer aus. So wurden auch eigens Sozialbetreuer in Hamburg und Schleswig-Holstein mit russischen Sprachkenntnissen eingestellt, selbst die gemeindeinternen Rundschreiben werden zweisprachig in Deutsch und Russisch verfasst. Für die Zuwanderer gibt es russischsprachige Kulturprogramme, die von ihnen selbst geleitet werden. Es wurde auch eine stark frequentierte russischsprachige Bibliothek eingerichtet. An den Gottesdiensten und Feiertagen beteiligen sich die mit der jüdischen Religion wenig vertrauten Zuwanderer dagegen kaum, schließlich waren sie von dem politischen System in der ehemaligen Sowjetunion geprägt, das durch einen starken → Antisemitismus [9] verschärft worden war. Für den Fortbestand der jüdischen Gemeinschaft in Hamburg war und ist die Zuwanderung von großer Bedeutung, allerdings fühlen sich viele »Alteingesessene« inzwischen fremd in ihrer eigenen Gemeinde.
In den Fokus der Hamburger Öffentlichkeit gelangte die Gemeinde durch den Konflikt um die Bebauung des ehemaligen jüdischen → Friedhofs [17] in Ottensen (101) 1991, als Mitglieder der ultraorthoxen Vereinigung Atra Kaddischa mit Demonstrationen gegen das Bauvorhaben für ein Einkaufszentrum vorgingen. Nach einjährigen Verhandlungen konnte der Konflikt erst durch einen rabbinischen Schiedsspruch beendet werden. Für den im April 1991 für vier Jahre gewählten Vorstand war dies eine große Herausforderung. Die Ausstellung 400 Jahre Juden in Hamburg, die im November 1992 im Museum für Hamburgische Geschichte eröffnet wurde, ermöglichte es der G., sich in einem breiten Rahmenprogramm der nichtjüdischen Öffentlichkeit vorzustellen. Podiumsdiskussionen, Synagogenführungen und kulturelle Veranstaltungen zeigten, dass es in Hamburg ein aktives jüdisches Leben gibt. Für die G. selbst war die Rückkehr des achtarmigen Chanukka-Leuchters der ehemaligen Synagoge der Hochdeutschen Israeliten zu Altona am 20. Dezember 1992 (26. Kislew 5753), dem jüdischen Lichterfest, ein bewegender Moment. Der aus dem 17. Jahrhundert stammende Messingleuchter, dessen Fuss- und Kandelabersäule vom Hebraisten Naftali Bar-Giora Bamberger (1919-2000) im Magazin des Altonaer Museums gefunden worden war, fand in einem feierlichen Gottesdienst mit dem Landesrabbiner Nathan Peter Levinson in der Synagoge seinen endgültigen Platz. Nathan Peter Levinson war 30 Jahre lang Rabbiner von Hamburg und Schleswig-Holstein. Seine Nachfolge trat im Oktober 1993 Dov-Levy Barsilay an, der zuvor in Dortmund amtiert hatte.
Am 22. November 1993 unterzeichneten die Stadt Hamburg und die G. erstmals einen Fünf-Jahres-Vertrag, wonach die G. von 1994 an jährlich einen Zuschuss von 500.000 Mark (ca. 250.000 Euro) »für die Erfüllung ihrer kulturellen und sozialen Aufgaben« erhalten sollte. Der Vertrag sei Ausdruck der besonderen Verantwortung für das jüdische Leben in Hamburg, sagte der damalige Bürgermeister Henning Voscherau (SPD). 1998 wurde der Vertrag um weitere fünf Jahre verlängert, der Zuschuss erhöhte sich bis zum Jahr 2003 auf 700.000 Mark (ca. 350.000 Euro). Im Juni 2007 wurde erstmals ein Staatsvertrag - ähnlich wie er mit den großen christlichen Kirchen besteht - unterzeichnet. Der Vertrag regelt Rechte und Pflichten und wird jährlich mit 850.000 Euro staatlich gefördert, eine vertraglich festgelegte Summe geht an die 2004 gegründetet Liberale Gemeinde e.V.. Bürgermeister Ole von Beust (CDU) hob die Bedeutung des Vertrages hervor, der jüdisches Leben in Hamburg unter besonderen Schutz stelle und fördere.
In den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts konzentrierte sich die G. auch auf die steigende Zahl von Zuwanderern im Nachbarland Schleswig-Holstein. In Lübeck und Kiel wurden Gemeinden gegründet, die von der Hamburger G. betreut und verwaltet wurden. Am 29. Januar 1998 schloss die G. in Hamburg mit der Landesregierung von Schleswig-Holstein einen fünf Jahre laufenden Staatsvertrag, »in dem Wunsch, den Wiederaufbau des jüdischen Gemeindelebens zu erleichtern«, so die damalige Ministerpräsidentun Heide Simonis (SPD). Die Höhe betrug 400.000 Mark (ca. 200.000 Euro) und stieg stufenweise auf 700.000 Mark (350.000 Euro). Der Vertrag verlängerte sich jeweils um drei Jahre. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Gemeinden in Schleswig-Holstein 1.200 Mitglieder, die fast ausschließlich aus den GUS-Staaten eingewandert waren. Im Januar 2005 wurden die jüdischen Gemeinden in Schleswig-Holstein endgültig unabhängig von der G. in Hamburg. Es hatten sich zwei Landesverbände gegründet, 2002 der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein mit Sitz in Bad Segeberg und 2004 der Verband der Jüdischen Gemeinschaft Schleswig-Holstein mit Sitz in Lübeck, der sich aus den ehemaligen von Hamburg verwalteten Gemeinden zusammensetzte. Die Mittel aus dem Staatsvertrag wurden nach Mitgliederstärke aufgeteilt. Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein erhielt 88.000 Euro, der andere rund 270.000 Euro. Kurz nach der Vertragsunterzeichnung erhielten die beiden Landesverbände den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.
Wegen der starken Zuwanderung entschloss sich die Hamburger G., einen jüdischen Kindergarten zu gründen. Im September 2000 wurde der Ronald S. Lauder-Kindergarten provisorisch im Gemeindezentrum in der Hohen Weide (55) eröffnet und bezog im Juni 2001 seine neuen Räume im Verwaltungszentrum in der Schäferkampsallee 27. Der Ganztagskindergarten, in dem anfangs zwanzig Kinder betreut wurden - Ende 2009 waren es bereits 50 Kinder - vom Krippen- bis zum Vorschulalter - , erhält finanzielle Unterstützung sowohl von der Freien und Hansestadt Hamburg als auch von der Stiftung des amerikanisch-jüdischen Industriellen Ronald S. Lauder.
Nach jahrelangen Bemühungen übertrug die Freie und Hansestadt Hamburg im Oktober 2002 den Besitz am Grundstück der → Talmud Tora Schule [1] am → Grindelhof [16] 30 auf die G. Die Bürgerschaft stimmte der Rückübertragung des Geländes im Wege der Schenkung zu und bewilligte 500.000 Euro für Sicherheitsmaßnahmen. Die Reemtsma-Stiftung spendete ebenfalls 500.000 Euro für Zwecke des Denkmalschutzes. Am 1. Juli 2004 wurde das Eigentum am Grundstück an die Stiftung Jüdisches Leben übergeben. Der Stiftungsvorstand ist gleichzeitig der Vorstand der G. in Hamburg.
Im Juni 2007 wurde das unter denkmalpfelgerischen Gesichtspunkten restaurierte Gebäude bezogen und zum neunen Gemeindezentrum. Damit kehrte die G. wieder zurück an den Grindel, wo vor der Shoa das jüdische Leben blühte. Die Joseph-Carlebach-Schule, der Kindergarten und die Verwaltung sind hier untergebracht, ebenso finden in dem Gebäude interne und öffentliche Veranstaltungen statt.
Die in der Trägerschaft der G. stehende Ganztagsschule mit integrierter Vorschule hat ihren Schulbetrieb mit 20 SchülerInnen zum Schuljahr 2002/2003 begonnen. Mit dem Beginn des Schuljahres 2005/2006 wurde der Schulbetrieb ausgesetzt. Seit dem Wiederbeginn zum Schuljahr 2007/2008 im Gebäude am Grindelhof 30 steigt die Schülerzahl der Joseph-Carlebach-Schule stetig. 2009/2010 waren es 53 SchülerInnen, davon ca. 30 Prozent nicht jüdische SchülerInnen, die haupsächlich aus dem Stadtteil kommen.
Im November 2004 fand in Hamburg die erste »Jüdische Kulturwoche« statt. Vorwiegend Hamburger jüdische Künstler, hauptsächlich Neuzuwanderer, präsentierten das breite Spektrum ihrer Schaffenskraft. Die »Jüdische Kulturwoche« war eines von vielen postiven Zeichen für eine lebendige, vielfältige jüdische Gemeinschaft in Hamburg. Davon zeugt auch, dass sich unterschiedliche religiöse Strömungen gebildet haben: 2003 Chabad Lubawitsch mit einem eigenem Zentrum und zahlreichen Aktivitäten. auch in Kooperation mit der G. in Hamburg. Chabad Lubawitsch ist eine chassidische Gruppierung innerhalb des orthodoxen Judentums, die von Rabbiner Schneor Salman von Ljadi (1745-1812) begründet wurde.
2009 wurde die Kehilat Beit Shira - Jüdische Masorti Gemeinde Hamburg e.V. gegründet. Masorti vertritt innerhalb der jüdischen religiösen Strömungen eine Mittelposition zwischen Reform und Orthodoxie.
Dennoch: Trotz aller Anstrengungen ist es für die G. in Hamburg ein schweres Unterfangen jüngere Menschen an die Gemeinde zu binden, alltägliche Interessen haben Vorrang, denn es geht darum, sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren.
Zwanzig Jahre nach der Zuwanderung des Großteils der Hamburger Gemeindemitglieder aus den ehemaligen GUS-Staaten, frequentiert mehrheitlich die inzwischen Großeltern-Generation die Gemeinde, die hauptsächlich an russisch-kulturellen Veranstaltungen teilnimmt. Nur wenige Gemeindemitglieder aus den ehemaligen GUS Staaten engagieren sich auch in den Gemeindegremien.
Als jüdische Künstler 1933 aus dem Kulturbetrieb in Deutschland verbannt wurden, schlossen sich viele dem J. an, dem einzigen Forum, das – unter strenger Kontrolle der NS-Behörden – einem ausschließlich jüdischen Publikum ein künstlerisch-wissenschaftliches Programm bot. Das Regime förderte die Gründung des Bundes, um die kulturelle Ghettoisierung der Juden zu beschleunigen und um gegenüber dem Ausland Toleranz im Umgang mit der jüdischen Bevölkerung vorzutäuschen.
Im Reichsverband der Jüdischen Kulturbünde mit Hauptsitz in Berlin waren 112 Institute zusammengeschlossen; in den ersten Jahren gehörten ihm 2.500 aktive Künstler und weitere 70.000 Mitglieder an. Als wichtigste Ziele galten die Schaffung einer Existenzgrundlage für arbeitslose Künstler, der Aufbau eines eigenen Kulturbetriebs sowie die Selbstbehauptung angesichts einer zunehmenden Isolation. Bereits im Mai 1933 fand sich in Hamburg unter der Leitung des bisherigen Intendanten des Stadttheaters, → Leopold Sachse [42], eine »Gemeinschaft Jüdischer Künstler« zusammen, um die Not entlassener Kollegen zu lindern. Im Januar 1934 entstand daraus die »Jüdische Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft«, die wiederum im August 1935 in »Jüdischer Kulturbund Hamburg« umbenannt wurde.
Eine Theaterkonzession, die Übernahme des Kulturbundes Lübeck und die enge Kooperation mit den Zweigstellen Breslau und Dresden bildeten die wesentlichen Voraussetzungen für das große Engagement und die künstlerische Qualität des Hamburger Bundes in den Bereichen Schauspiel, Tanz, konzertante Musik und Kleinkunst. Hamburg stellte neben Berlin und Köln eine der drei Theatertruppen im Reichsverband und hatte zugleich die Funktion eines Tournee-Ensembles. Die Leitung setzte sich aus einem Kuratorium (Vorsitz: → Rudolf Samson [43]), einem Vorstand (Ferdinand Gowa, Martin Goldschmidt) und einem künstlerischen Beirat (Hans Buxbaum, → Robert Müller-Hartmann [44], → Kurt Löwengard [45]) zusammen. Für die Regie zeichnete zumeist Hans Buxbaum verantwortlich, die Bühnenbilder schufen u. a. Anny Gowa, Heinz Condell und Alfred Müller. Käte Friedheim entwarf die Kostüme, Lutz Proskauer und Kurt Behrens hatten die musikalische Leitung. Das Ensemble, bestehend aus Hamburger und auswärtigen Schauspielern, darunter Julius Kobler, Ruth Festersen, Anneliese Töpfer und Fritz Melchior, fluktuierte stark; 1938 waren noch 13 Künstler im festen Engagement. Die Veranstaltungen fanden zunächst im Conventgarten, Kaiser-Wilhelm-Straße statt, gelegentlich auch im Curiohaus und im → Tempel [46] in der Oberstraße (53). Im Januar 1938 bezog der J. das neu eröffnete Jüdische Gemeinschaftshaus in der Hartungstraße (92), also jenes Gebäude, in dem sich seit 1945 die Hamburger Kammerspiele befinden.
Im Januar 1939 wurde der Hamburger Kulturbund wie alle anderen Bünde in Deutschland geschlossen. Bis zu seiner endgültigen Auflösung im September 1941 unterstand er der Berliner Zentrale. In diesen letzten Jahren wurden überwiegend Filme gezeigt, die auch in den öffentlichen Kinos zu sehen waren, zu denen die jüdische Bevölkerung keinen Zutritt mehr erhielt. Am 16. September 1941 fand die letzte Kinovorführung statt, bei der der Operettenfilm Gasparone zu sehen war.
Am 1. Januar 1938 schlossen sich die → Deutsch-Israelitische Gemeinde [21] in Hamburg, die → Hochdeutsche Israelitengemeinde [47] zu Altona, die Jüdische Gemeinde in → Wandsbek [48] und die Synagogen-Gemeinde → Harburg-Wilhelmsburg [49] zum J. zusammen.
Den Anlass gab die Ausdehnung des hamburgischen Staatsgebiets durch das Groß-Hamburg-Gesetz vom Januar 1937. Die Vorarbeiten für die Zusammenlegung der vier jüdischen Gemeinden leistete der zweite Vorsitzende der Deutsch-Israelitischen Gemeinde in Hamburg → Leo Lippmann [50]. Von der Notwendigkeit des Zusammenschlusses überzeugt, weil eine einheitliche Interessenvertretung der Juden im Gebiet der Hansestadt Hamburg geboten schien und eine vereinigte Gemeindeverwaltung Kosten ersparte, führte er die Verhandlungen im Oktober 1937 zum Abschluss. Damit war es gelungen, der befürchteten Zwangsvereinigung zu staatlich angeordneten Bedingungen zuvorzukommen. Aufgrund der von Lippmann ausgearbeiteten Verträge galt die Verfassung der Deutsch-Israelitischen Gemeinde für die neue Gesamtgemeinde. Der Name der alten Hamburger Gemeinde sollte ursprünglich übertragen werden, doch wurde der neue Verband gezwungen, die Bezeichnung J. anzunehmen, weil die Worte »deutsch«, »israelitisch« und »Gemeinde« aufgrund ministerieller Anordnung im Namen einer jüdischen Institution nicht vorkommen durften. Zunächst schien die Existenz einer demokratisch verfassten und relativ autonomen jüdischen Gemeinde in Hamburg gesichert zu sein, doch vollzog sich ihre Entrechtung dann in schnellen Schritten. Aufgrund des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der jüdischen Kultusvereinigungen vom März 1938 verlor der J. den Status als Körperschaft des öffentlichen Rechts und musste sich als Verein konstituieren. Nach dem → Novemberpogrom [2] 1938 hatte die Gestapo → Max Plaut [51] mit der eigenverantwortlichen Geschäftsführung des J. beauftragt und zum Vorstand aller jüdischen Organisationen ernannt. Plaut war der Gestapo als »Aufsichtsbehörde« gegenüber verantwortlich. Gleichzeitig wurde Plauts Handlungsspielraum durch Vorgaben und Kontrollen der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland eingeengt, die ihrerseits unter Gestapo-Aufsicht stand. Somit verfiel der J. zu einer rechtlosen Gemeindeorganisation, in der allein der Kultus noch Freiraum bot. Seit Mai 1941 mussten die dafür erforderlichen Ausgaben durch Spenden der Mitglieder aufgebracht werden. Im August 1942 wurde der J. in die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland eingegliedert und Ende November 1942 aus dem Vereinsregister gelöscht. Seine Funktionen übernahm die von Plaut geleitete Bezirksstelle Nordwestdeutschland der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland.
Die mit der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 einsetzenden Maßnahmen beschnitten drastisch die Bürgerrechte sowie die Erwerbs-, Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten der knapp 19.000 Juden, die im Frühjahr 1933 in Hamburg, Altona und Wandsbek lebten. Der organisierte Boykott am 1. April 1933 und gezielte Ausschreitungen der SA in der Innenstadt ließen keinen Zweifel daran, was den Juden künftig bevorstand.
Die nationalsozialistische Verfolgung, die an Intensität in den kommenden Jahren zunahm, vollzog sich inmitten Hamburgs und oft unter aktiver Beteiligung der Bevölkerung. Je nach Umfeld verstärkten und ergänzten Schikanen aus der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz oder auf der Straße die staatliche Ausgrenzungspolitik. Während Hamburg einerseits einen Zuzug von Juden aus ländlichen Bereichen verzeichnete, die sich Freiräume in der großstädtischen Anonymität erhofften, verließen andererseits immer mehr Mitglieder der Gemeinde die Stadt, um zu emigrieren, wenngleich die Auswandererquote bis zum Novemberpogrom unter dem Reichsdurchschnitt lag. (→ Emigration [3])
Der so genannte Arierparagraph, der den Nachweis »arischer«, d. h. nichtjüdischer Abstammung verlangte, bedeutete für viele Menschen Berufsverbot. Beamte, Richter, Professoren, Rechtsanwälte, Ärzte, Apotheker, Journalisten und Schauspieler wurden beurlaubt, später entlassen oder verloren ihre Zulassungen. Gewerbetreibende wurden von dem Vergabewesen der öffentlichen Hand ausgeschlossen. Nichtjüdische Unternehmen entließen bereits jüdische Angestellte. Damit begann eine strukturelle Verarmung der Juden, die sich in den folgenden Jahren noch verstärkte. Im Sommer 1933 wurden alle Juden aus Berufsverbänden und Vereinen, namentlich aus den Hamburger Sportvereinen und Bürgervereinen, ausgeschlossen. Juden galten öffentlich als »unerwünscht«, auch in Hotels und Gaststätten. Jüdische Schüler wurden zunehmend aus staatlichen Schulen verdrängt. Die gleichgeschalteten Tageszeitungen diffamierten Juden.
Die Diskriminierungen zeigten alsbald erhebliche wirtschaftliche Folgen. Immerhin konnte die gut organisierte → Deutsch-Israelitische Gemeinde [21] die Auswirkungen für den Alltag in den ersten Jahren durch gezielte Maßnahmen der Berufsumschichtung (→ Hachschara [53]) und der Sozialfürsorge mildern. Eine Beratungsstelle der Gemeinde für jüdische Wirtschaftshilfe, ergänzt durch eine qualifizierte Beratung der Berufsausbildung, durch Wirtschaftsfürsorge und Darlehensgewährung, glich zunächst mit gewissem Erfolg wirtschaftliche Nachteile im gewerblich-kaufmännischen und handwerklichen Bereich aus. Die Gemeinde unterhielt eigene Lehrwerkstätten und Haushaltungsschulen. Der Tendenz zur Verarmung begegnete sie mit Appellen an die innerjüdische Solidarität. So sollten über die Jüdische Wirtschaftshilfe und Solidaritätsaufrufe wie »Unterstützt die jüdischen Handwerker« jüdische Betriebe gestärkt werden; jüdische Arbeitgeber wurden aufgefordert, entlassene jüdische Lohnabhängige einzustellen; das Jüdische Winterhilfswerk sammelte für die Armen. Eine zunehmende soziale und ökonomische Ghettoisierung konnte die Gemeinde indes nicht verhindern. Als der Gemeinde seit Februar 1937 jede Arbeitsvermittlung untersagt war, musste sie sich auf informelle Hinweise beschränken. Berufliche Fähigkeiten dienten, insbesondere bei Jugendlichen, mehr und mehr dazu, sich für eine Auswanderung zu qualifizieren, so etwa bei einer → Emigration [3] nach Palästina.
Eine wichtige Änderung im Alltagsleben der Juden stellten die so genannten Nürnberger Gesetze vom 15. September 1935 dar. Als Jude wurde nun definiert, wer von mindestens drei »der Rasse nach volljüdischen« Großeltern abstammte. Als »Geltungsjude« galt auch, wer nur zwei »volljüdische« Großeltern hatte, jedoch einer jüdischen Religionsgemeinschaft angehörte oder angehört hatte oder mit einem Juden verheiratet war oder gewesen war. Juden verloren das Stimmrecht in öffentlichen Angelegenheiten, blieben aber zunächst deutsche Staatsangehörige. Zwischen Juden und Nichtjuden bestand das Verbot der Eheschließung und außerehelicher sexueller Beziehungen. Verstöße wurden als »Rassenschande« hart bestraft. Diese Apartheidspolitik verstärkte die soziale und kulturelle Separation. Von dieser Situation ausgehend, entwickelten nicht nur die Hamburger Juden vielgestaltige Versuche, der Ausgrenzung und Isolierung individuelle und kollektive Formen der Selbstorganisation entgegenzusetzen, die die jüdische Identität stärken oder auch nur Ablenkung von der bedrückenden Situation ermöglichen sollten. Eigene → Schulen [8], → Sport- und Kulturvereine [34], die teilweise schon länger existierten, erhielten Zulauf. Angesichts des Verbotes, kulturelle Veranstaltungen zu besuchen, offerierte der → Jüdische Kulturbund [54] im Convent Garten und später im Gemeinschaftshaus in der Hartungstraße (92) Vorträge, Filme oder Theaterstücke von jüdischen Künstlern und vertrieb auch Bücher. Nicht nur die jüdischen Familien verarmten durch die massive Verschlechterung der ökonomischen Situation, auch die Gemeinde verlor damit laufend an gemeindlichem Steueraufkommen. Die Emigration der jüngeren Generation und auch der noch vermögenden Gemeindemitglieder tat ein Übriges. Dies prägte seit den Jahren 1937 und 1938 verstärkt das Alltagsleben der Gemeinde. Sie musste trotz starken Rückgangs der eigenen Steuerkraft in immer stärkerem Maße Schul- und Wohlfahrtslasten auf sich nehmen, ohne staatliche Zuschüsse zu erhalten. Die Jüdische Winterhilfe konnte dies nur begrenzt ausgleichen.
[55]Um der äußeren Bedrohung entgegentreten zu können, begruben die vor 1933 zerstrittenen Gruppierungen innerhalb der Jüdischen Gemeinde ihre Differenzen. Zudem nutzte die Deutsch-Israelitische Gemeinde Hamburgs die nach dem Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 angeordnete Fusion der jüdischen Gemeinden in Hamburg, → Wandsbek [48], → Harburg-Wilhelmsburg [49] und Altona unter dem Namen → »Jüdischer Religionsverband Hamburg e.V.« [14], die Ressourcen zu bündeln. Der Religionsverband existierte bis November 1942. Dann wurde er der seit 1939 parallel existierenden Bezirksstelle Nordwestdeutschland der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland eingegliedert. Die Bezirksstelle unterstand der Hamburger Gestapo. Der Gemeinde resp. dem Religionsverband fielen immer neue Aufgaben zu. So benötigte sie nicht nur mehr Personal (dies wurde von 30 auf über 100 Angestellte aufgestockt), sondern ihr Leiter und die Mitarbeiter mussten auch immer erfindungsreicher werden, um die Einhaltung jüdischer Gesetze wie beispielsweise die Speisegebote zu ermöglichen. Das schon im April 1933 erlassene Schächtverbot konnte beispielsweise kurzzeitig umgangen werden, indem Vorräte im Kühlhaus gelagert, später Fleisch aus Dänemark importiert wurde und heimlich weiterhin Geflügel geschächtet wurde. Als nach Kriegsbeginn die Lebensmittelzuteilungen die Ernährung für Juden verschlechterten, bestritt der Vorsitzende des Religionsverbandes → Max Plaut [51] Einkäufe von Fleisch, Zucker, Fett, Milch, Gemüse und Eiern auf dem Schwarzmarkt aus einer schwarzen Kasse.
Im Frühjahr und Sommer 1938 nahmen die wirtschaftlichen Restriktionen zu, d. h., Vermögen wurden anmeldepflichtig, später gesperrt und scheinlegale → »Arisierungen« [56] durchgeführt. Im Oktober 1938 wurden etwa 1.000 → »Ostjuden« [57] verhaftet und nach Polen abgeschoben. Bereits im Juli 1938 verloren alle 195 jüdischen Ärzte ihre Approbation; nur 14 von ihnen durften, vorwiegend im → Israelitischen Krankenhaus [36], als sog. Krankenbehandler weiterhin praktizieren. Im August des Jahres mussten alle Juden den zusätzlichen Vornamen »Israel« oder »Sara« annehmen. Die Verhaftungswelle im Anschluss an den → Novemberpogrom [2] 1938 betraf über 1.000 Männer, die wochen- bzw. monatelang im KZ Sachsenhausen interniert wurden.
Das Leben der Juden veränderte sich infolge des Pogroms noch einmal grundlegend. Einzelhandelsgeschäfte, Handwerksbetriebe und Versandgeschäfte mussten »arisiert« werden. Die Zahl der so genannten Konsulenten, wie die jüdischen Rechtsanwälte sich nennen mussten, betrug seit Anfang 1939 noch 12, wenig später nur 7. Die Auflösung der jüdischen → Vereine [24] wurde angeordnet, die Kultusverbände hatten ihre Tätigkeit einzustellen. Das öffentliche religiöse Leben kam vorübergehend zum Erliegen. Die Große Synagoge → Bornplatz [58] (50) wurde abgebrochen, der → Tempel [46] in der Oberstraße (53) aufgegeben, die → Synagogen [59] in Altona, Wandsbek und Harburg geschlossen, der Ottensener → Friedhof [17] (101) durch Bunkerbau weitgehend zerstört. Im April 1939 verloren Juden den rechtlichen Schutz als Mieter, 1941 musste die Gemeinde → »Judenhäuser« [60] einrichten. Juden konnten nur noch jüdische Schulen besuchen. Bis Ende November 1941 versorgte eine Mittelstandsküche im Heim Innocentiastraße 21 ca. 40 Personen, eine Volksküche in der Schäferkampsallee 27 (64) gab 1941 ca. 73.000 Portionen aus. Im Gemeinschaftshaus in der Hartungstraße 9 bot nicht nur der Kulturbund Unterhaltungsmöglichkeiten, sondern dort trafen sich auch Skatrunden und – als Nachfolge der aufgelösten Volksküche – bot nun ein Restaurant hier ein Mittagsmahl an. Schon lange konnte die Gemeinde über ihre Finanzen nicht mehr frei verfügen. Für Kultusaufgaben beispielsweise durfte kaum Geld aufgewendet werden. Das Bestattungswesen hatte Vorrang, anderes musste auf privater Spendenbasis geschehen oder ehrenamtlich ausgeführt werden. Nach 1939 fanden Gottesdienste im Büro der Gemeinde Beneckestraße 4/6 (47), zeitweise in einem Saal in der Hartungstraße und bis Anfang 1942 dann in der kleinen Synagoge im Hause Kielortallee 22/24 (81) statt, bis religiöse Zusammenkünfte verboten wurden. Zwei Kinderheime und ein Kindertagesheim mussten aufgelöst werden. Damit jüdische Kinder und Jugendliche die Möglichkeit hatten, an die frische Luft zu kommen, wurde je ein gräberfreies Feld auf den Friedhöfen Langenfelde (103) und Ohlsdorf als Spielwiese und Sportplatz zur Verfügung gestellt.
Dies alles erhöhte den Druck zur Auswanderung. Die aus dem KZ Entlassenen flohen, wenn irgend möglich, ins Ausland und überließen notgedrungen ihre Habe den »Ariseuren« und dem Deutschen Reich. Circa. 1.000 Kinder konnten mit Kindertransporten nach England in Sicherheit gebracht werden. Im Oktober 1941, als die Auswanderung verboten wurde, zählte die Hamburger Gemeinde noch 7.547 Mitglieder. Während des Krieges und vor allem, als Luftangriffe den Hamburger Wohnraum dezimierten, wurde die staatlich kontrollierte Belegungspolitik der »Judenhäuser« immer restriktiver. Nach den Großangriffen im Sommer 1943, die auch jüdische Hamburger hatte obdachlos werden lassen, sollten 400 Zimmer von jüdischen Mietern freigemacht und die Betroffenen nördlich und westlich des → Grindelgebiets [16] konzentriert werden. Mehr als 350 Juden nutzten die Luftangriffe zur Flucht aus der Stadt.
Nächtliche Ausgangssperren, der Kennzeichnungszwang für Personen und Wohnungen und das Verbot, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, bewirkten während des Krieges eine weitere Verschlechterung der Situation. Nur beim Religionsverband resp. der Bezirksstelle konnten Juden Informationen über antijüdische Maßnahmen oder den Verbleib verschwundener Personen erhalten. Bei vermeintlichen oder tatsächlichen Übertretungen verhaftete die Gestapo eine bisher nicht bekannte Zahl Juden als »Schutzhäftlinge«, die im → KZ Fuhlsbüttel [61] misshandelt und von denen einige zu Tode gefoltert wurden.
Seit 1940/41 wurden alle arbeitsfähigen Jüdinnen und Juden zum »Arbeitseinsatz« gezwungen. Alternativ konnte der Religionsverband Juden für seine Einrichtungen reklamieren. So arbeiteten beispielsweise 15 jüdische Rechtsanwälte auf dem Jüdischen Friedhof, denen die ungewohnte körperliche Arbeit erspart werden sollte. Im Oktober 1941 dann wurde die Auswanderung untersagt. Juden wurde verboten, über ihr bewegliches Vermögen zu verfügen, insbesondere Möbel, Hausgeräte oder Wertpapiere zu veräußern oder Guthaben aufzulösen. Seit dem 15. September 1941 hatten »Volljuden« in der Öffentlichkeit als Kennzeichnung einen »Stern« zu tragen. Die Jüdische Gemeinde musste zudem die 17 → Deportationen [18] aus der Hansestadt vorbereiten, Sammellager einrichten und – ab Sommer 1942, als die Transporte in das vorgebliche Altersghetto und »Vorzugslager« Theresienstadt begannen – auch die Abwicklung der »Heimeinkaufsverträge« übernehmen. Die Transporte wurden mit Geräten und Maschinen, teilweise ganzen Werkstatteinrichtungen ausgerüstet, die vor 1938 zur Berufsausbildung gedient hatten. Ende 1941 betrug die Zahl der Juden im Sinne der Nürnberger Gesetze aufgrund der Deportationen nur noch 4.051, davon lebten 1.290 in Mischehe oder hatten in Mischehen gelebt, aus denen Kinder hervorgegangen waren. 85 Prozent der Hamburger Juden waren älter als 40 Jahre, 55 Prozent älter als 60 Jahre.
In den Jahren bis 1945 versuchten die jüdischen Repräsentanten, die Deportierten mit Päckchen und Geldanweisungen zu unterstützen bzw. durch die Sendungen wenigstens festzustellen, ob diese noch am Leben waren und wo sie sich befanden. Nachdem ein Großteil der Hamburger Juden bis Ende 1942 deportiert worden und Grundstücke und Gebäude der ehemaligen Gemeinde der Stadt Hamburg in einem Sammelkaufvertrag übereignet worden waren, musste die Bezirksstelle der Reichsvereinigung nun auch ihre Vermögenswerte liquidieren; dem Deutschen Reich kamen 58 Millionen Reichsmark zugute. Im Juni 1943 wurde die Reichsvereinigung formal aufgelöst. Eine Rest-Organisation sollte die Angelegenheiten der in Mischehe Lebenden bearbeiten. Vertrauensmann → Martin Heinrich Corten [62] und sein Büroleiter → Max Heinemann [63] waren dafür verantwortlich, dass alle Mitglieder (vor allem nach den Luftangriffen im Sommer 1943) erfasst wurden, aufgelöste Mischehen zwecks Deportation des jüdischen Partners gemeldet und weiterer Wohnraum zugunsten nichtjüdischer Ausgebombter freigemacht wurde. Sie waren gezwungen, die Anweisungen der Gestapo weiterzugeben, und fungierten als eine Art Clearingstelle für alle Anliegen, die Juden an Behörden richten wollten, unabhängig davon, ob es um die Zuteilung neuer Strümpfe oder um die Rückstellung von der Deportation ging. Im April 1945 verzeichnete der Vertrauensmann 647 Hamburger Juden, fast alle in Mischehen verheiratet. Weitere 50 bis 80 Personen hatten Verfolgung und Krieg im Versteck oder unter falscher Identität überlebt.
Verweise:
[1] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/talmud-tora-schule-ttr
[2] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/novemberpogrom
[3] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/emigration
[4] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/carlebach-joseph-hirsch-zwi
[5] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/synagogenverband-deutsch-israelitischer
[6] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/aschkenasi-zwi-hirsch-ben-jacob
[7] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/eibesch%C3%BCtz-auch-eibensch%C3%BCtz-eybesch%C3%BCtz-eybensch%C3%BCtz-jonathan
[8] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/schul-und-erziehungswesen
[9] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/antisemitismus
[10] https://dasjuedischehamburg.de/bilder/judenhaeuser-elbstrasse-zeichnung
[11] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/neustadt
[12] http://node/487
[13] https://dasjuedischehamburg.de/bilder/judenhaeuser-elbstrasse-foto
[14] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/j%C3%BCdischer-religionsverband-hamburg
[15] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/mischehen-%C2%BBmischlinge%C2%AB
[16] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/grindelviertel
[17] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/friedh%C3%B6fe
[18] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/deportationen
[19] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/portugiesisch-j%C3%BCdische-gemeinden-sefarden
[20] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/privilegien-altona
[21] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/deutsch-israelitische-gemeinde-dig
[22] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/zionismus
[23] https://dasjuedischehamburg.de/bilder/j%C3%BCdische-bibliothek
[24] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/vereinswesen
[25] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/logenwesen
[26] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/markon-isaak-dow-ber
[27] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/dreigemeinde-ahw-ahu
[28] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/jeschiwa
[29] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/leimd%C3%B6rfer-david
[30] https://dasjuedischehamburg.de/bilder/empfang-bei-b%C3%BCrgermeister-max-brauer
[31] https://dasjuedischehamburg.de/node/492
[32] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/wiedergutmachung
[33] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/beerdigungswesen
[34] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/sportvereine
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[38] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/singer-g%C3%BCnter
[39] https://dasjuedischehamburg.de/bilder/gemeinderundschreiben-russisch
[40] https://dasjuedischehamburg.de/node/493
[41] https://dasjuedischehamburg.de/node/495
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[46] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/tempel-neuer-israelitischer-nit
[47] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/hochdeutsche-israelitengemeinde-zu-altona-hig
[48] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/wandsbek-j%C3%BCdische-gemeinde
[49] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/harburg-wilhelmsburg-synagogengemeinde
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[52] https://dasjuedischehamburg.de/bilder/boykott-1933
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[55] https://dasjuedischehamburg.de/node/498
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