Bamberger, Simon Simcha

Rabbiner, geb. 21.7.1871 Würzburg, gest. 13.4.1961 Kirjath Motzkin (Israel)

B. entstammte einer traditionsreichen Würzburger Rabbinerfamilie. Nach dem Erwerb des Rabbinerdiploms 1894 wirkte er anfänglich an seinem Geburtsort, seit 1899 als Rabbiner und Religionslehrer in Hohensalza (Posen), wo er seine Frau Bertha, geb. Cohn, kennen lernte. 1902 trat er sein Amt als Gemeinderabbiner im preußischen Wandsbek an. Seine Dienstjahre wurden bestimmt durch ein Wechselspiel zwischen Integration und Ausgrenzung. Glanzvoller Höhepunkt seines Berufslebens dürfte das 25-jährige Dienstjubiläum 1927 gewesen sein, an dem Honoratioren und Gratulanten von jüdischer und christlicher Seite, aus Verwaltung und Politik teilnahmen. Wenig später erschwerte bereits der Antisemitismus das (Familien)Leben. Die Tochter Kela emigrierte 1930 nach Palästina, 1935 folgten ihre beiden Schwestern Male und Hella. 1936 besuchte B. seine Töchter dort, doch kehrte er zunächst nach Wandsbek zurück, wo er nach einer – angemeldeten – nächtlichen Andacht erstmalig kurzzeitig verhaftet wurde. Später wurde er als Vorsitzender der Henry Jones-Loge (Logenwesen) in sog. Schutzhaft genommen. Angesichts der zunehmenden antisemitischen Drangsalierungen im Alltag sah sich B. gezwungen, Wandsbek zu verlassen. Gemeinsam mit seiner Frau zog er vorübergehend in die Schlüterstraße am Grindel. Er leitete das Museum für jüdische Volkskunde (92) und die dort ebenfalls untergebrachte Bibliothek der jüdischen Gemeinde. Im Februar 1939 konnten die Eheleute B. nach Palästina ausreisen, ohne dass es aber möglich gewesen wäre, die umfangreiche Privatbibliothek mit auszuführen. Sie ließen sich in Kirjath Motzkin bei Haifa nieder, wo B. bis zu seinem Tod im Alter von 90Jahren wohnte. B. hinterließ zahlreiche Aufsätze, Artikel und Predigten. Ein Gedenkstein am Jüdischen Friedhof Königsreihe (119) erinnert an den letzten Gemeinderabbiner.

Astrid Louven