Liepman(n), Heinz

Publizist und Schriftsteller, geb. 27.8.1905 Osnabrück, gest. 6.6.1966 Agarone (Tessin)

Als Sohn eines im Ersten Weltkrieg gefallenen Hamburger Kaufmanns wuchs L. nach dem Tod seiner Mutter 1918 bei einem Verwandten in Bielefeld auf und kehrte erst mit 21 Jahren in die Stadt seiner Kindheit zurück. Bis 1933 arbeitete er hier als freier Schriftsteller und Journalist, veröffentlichte mehrere erfolgreiche Romane und das Theaterstück Columbus, das 1932 im Hamburger Schauspielhaus uraufgeführt wurde. In Artikeln für die Weltbühne und das sozialdemokratische Hamburger Echo warnte L. früh vor den Gefahren des immer virulenter werdenden Antisemitismus und vor der erstarkenden NSDAP. Als stadtbekannter Feind der neuen Machthaber musste L. 1933 emigrieren ( Emigration), seine Bücher fielen im Mai 1933 der Bücherverbrennung zum Opfer. Er ging zunächst nach Frankreich und gelangte schließlich über Holland, Belgien und England in die USA. In den Jahren des Exils bemühte er sich, in seinen Romanen an den innerdeutschen Widerstand und an die Verfolgung Hamburger Antifaschisten zu erinnern. Als Berichterstatter für die Times kehrte L. 1947 nach Deutschland zurück, wo er nun auch für deutsche Zeitschriften zu arbeiten begann und die Hamburgerin Ruth Lilienstein kennen lernte. Nach der Hochzeit 1949 gründete das Paar zusammen die noch heute existierende und weltweit bekannte Literaturagentur Liepman. Als sich die Hoffnungen auf einen wirklichen, mit der NS-Vergangenheit brechenden gesellschaftlichen Neuanfang in der Bundesrepublik nicht erfüllten und sich stattdessen gegen Ende der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts neonazistische und vor allem antisemitische Vorfälle häuften, setzte sich L. wieder mit mehreren großen Artikeln zur Wehr. 1961 entschloss er sich zusammen mit seiner Frau, ein zweites Mal zu emigrieren und sich in Zürich niederzulassen, wo er bis zu seinem Tod als freier Publizist tätig war.

Stefanie Schüler-Springorum