Wolffheim, Fritz

Journalist, geb. 30.10.1888 Berlin, gest. 17.3.1942 Ravensbrück

Die revolutionäre Bewegung in Hamburg am Ende des Ersten Weltkrieges hatte mit W. einen mitreißenden Führer. W. besuchte in Berlin ein Gymnasium, leistete den einjährig-freiwilligen Militärdienst und schloss eine Kaufmannslehre ab. Dann aber wechselte er in den Journalistenberuf und wurde Sozialdemokrat. 1910 reiste er in die USA und arbeitete dort für sozialistische Zeitungen. 1913 zurückgekehrt, bewarb er sich in Hamburg mit Schilderungen der amerikanischen Arbeiterbewegung um Mitarbeit in der sozialdemokratischen Presse. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges ging W. in entschiedene Opposition zur Mehrheit seiner Partei und veröffentlichte zusammen mit Heinrich Laufenberg und Carl Herz kritische Schriften. Antisemitische Denunziationen und verdeckte Informationen veranlassten seinen Einzug zum Kriegsdienst und schließlich eine kriegsgerichtliche Verurteilung wegen Majestätsbeleidigung zu neun Monaten Festungshaft. W. gewann starken Einfluss auf die aus der SPD ausgeschlossenen Linksradikalen in Hamburg und war deren Vertreter auf der Reichskonferenz der Spartakusgruppe im Oktober 1918 in Berlin. Als Hauptredner der revolutionären Massenkundgebung auf dem Heiligengeistfeld am 6. November 1918 rief er zum Sturm auf das militärische Kaiserliche Generalkommando in Altona auf. Nach einer halbjährigen Pause wegen eines Nervenleidens machte sich W. innerhalb der kommunistischen Bewegung zum Wortführer eines Volkskrieges gegen die Westmächte und löste damit einen leidenschaftlichen innerparteilichen Streit aus. Er verlor seinen Einfluss und wurde zum Sektierer in sozialrevolutionären, nationalistischen Zirkeln. 1939 wurde W. verhaftet, in den KZ Fuhlsbüttel und Sachsenhausen gefangen gehalten und schließlich in Ravensbrück ermordet.

Ulrich Bauche