Heine, Salomon

Bankier und Mäzen, geb. 19.10.1767 Hannover, gest. 23.12.1844 Hamburg

Siebzehnjährig zog H. aus seiner Geburtsstadt nach Hamburg, um im Bankhaus eines Onkels tätig zu werden. Später assoziierte er sich mit einem Wechselmakler und gründete 1797 mit Marcus Abraham Heckscher das Bankhaus Heckscher & Co. Dieses hatte während der napoleonischen Kriege mit Schmuggel durch die Kontinentalsperre Erfolg, während der Restaurationszeit dann mit Kriegslieferungen und internationalen Anleihen. H., dessen Geschäftssinn ebenso legendär war wie seine Ehrbarkeit, avancierte zu »Hamburgs Rothschild«, zu einem der reichsten Männer der Stadt. 1818 übernahm er das Bankhaus am Jungfernstieg allein. H. war einer der größten Mäzene in der Geschichte Hamburgs und half grundsätzlich ungeachtet der Konfession. Er gründete mehrere Stiftungen und finanzierte eine Volksschule ebenso wie eine Synagoge oder das Theater. Das Israelitische Krankenhaus (26), das er 1841 zum Andenken an seine Frau Betty stiftete, stand jedem Patienten offen. So wurde der fromme Jude, der nie das Bürgerrecht seiner Heimatstadt erhielt, schließlich eine ihrer ersten Integrationsfiguren, von der Bevölkerung mehr gewürdigt als von der Obrigkeit. Wurde etwa während des Aufruhrs von 1830 auch das Bankhaus Heine attackiert, so schützte es während der antisemitischen Krawalle fünf Jahre später ( Ausschreitungen) die Zivilcourage zufälliger Passanten vor Übergriffen. Der Bankier unterstützte zeitlebens seinen Neffen, den Dichter Heinrich Heine, nachdem er zunächst vergeblich versucht hatte, ihn als Tuchhändler in Hamburg zu etablieren. 1842, beim Großen Brand, war es H., der die Hamburger Wirtschaft vor dem Zusammenbruch rettete. Mit der Macht seines Hauses erhielt er den Kredit der Stadt und mit der Macht seiner Persönlichkeit die Moral der Kaufmannschaft aufrecht. H. verhinderte, dass aus der Krise eine Katastrophe wurde, und stellte erhebliche Mittel zum Wiederaufbau zur Verfügung. Angemessenen offiziellen Dank dafür erhielt er nie, nur die Patriotische Gesellschaft ernannte ihn 1843 in einer politischen Geste zum Ehrenmitglied. Was diese Ausnahmepersönlichkeit für Hamburg wirklich bedeutet hatte, zeigte sich eindrucksvoll bei H.s Beerdigung. Sie geriet zu einer stummen Demonstration seiner verbindenden Popularität. Tausende Hamburger, Juden wie Christen, begleiteten ihn spontan auf seinem letzten Weg nach Ottensen.

Susanne Wiborg