Warburg, Max M.

Bankier und Politiker, geb. 5.6.1867 Hamburg, gest. 26.12.1946 New York

Der in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts bisweilen als »König von Hamburg« apostrophierte W. war der wichtigste Bankier innerhalb der Familiendynastie Warburg und darüber hinaus eine Persönlichkeit von politischer Bedeutung. Nachdem der Sohn von Moritz und Charlotte Warburg seine Banklehrzeit in Frankfurt, Amsterdam, Paris und London absolviert hatte, avancierte er 1893 zum Teilhaber bei M. M. Warburg & Co., deren internationale Verbindungen und Geschäftsaktivitäten er systematisch ausbaute. Gemäß der Bedeutung der Bank rückte W. in den Zentralausschuss bzw. den Generalrat der Reichsbank auf und fungierte seit 1902 als Vorstandsmitglied des Zentralverbandes des Deutschen Bank- und Bankiersgewerbes in Berlin. Schon im Kaiserreich nahm W. in der hamburgischen, deutschen und internationalen Politik eine wichtige Rolle ein: Er gehörte der Hamburger Bürgerschaft (1904-1919) sowie der Hamburger Handelskammer (1903-1933) an und zählte neben Albert Ballin zu den »Kaiserjuden«, die Wilhelm II. in Finanzfragen berieten. Aufgrund seines internationalen Ansehens wurde er 1919 als Finanzsachverständiger in die deutsche Friedensdelegation in Versailles berufen – eine Tätigkeit, die ihm später heftige Angriffe von antisemitischer Seite eintrug, obwohl W. die Ablehnung des Versailler Vertrages empfohlen hatte. Aufgrund dieser Erfahrungen lehnte W. alle Angebote ab, als Minister in ein Reichskabinett einzutreten. Nach 1933 nahm seine politische Bedeutung für die Juden in Deutschland stetig zu: Von 1935 bis 1938 fungierte W. als Vorsitzender des Hilfsvereins der deutschen Juden und als Ratsmitglied der Reichsvertretung der deutschen Juden. Mit großem persönlichen Engagement suchte W. die Möglichkeit zur Emigration für Juden – vor allem in finanzieller Hinsicht – zu verbessern und knüpfte diesbezüglich auch Kontakte zu Persönlichkeiten des NS-Staates. M. M. Warburg & Co. war sowohl an der »Paltreu« (Palästina Treuhand-Stelle der Juden in Deutschland GmbH) wie der »Alltreu« (Allgemeine Treuhandstelle für die jüdische Auswanderung GmbH) als Gesellschafter beteiligt, die emigrationswilligen Juden günstige Konditionen beim Devisentransfer ins Ausland gewährten. Nachdem M. M. Warburg & Co. Mitte 1938 »arisiert« ( »Arisierung«) und in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt worden war, reiste W. Ende August mit Frau und Tochter in die USA. Die eigentlich geplante Rückkehr nach Deutschland wurde durch den Novemberpogrom 1938 und die Verhaftung seines Bruders Fritz unmöglich gemacht. Den Sturz Hitlers und der Nationalsozialisten mitzuerleben war W. noch vergönnt, der im Exil verstarb.

Frank Bajohr