Plaut, Max

Jurist, Ökonom und Gemeindeführer, geb. 17.10.1901 Sohrau (Oberschlesien), gest. 8.3.1974 Hamburg

P.s Eltern verließen Oberschlesien 1919, als in den von Polen beanspruchten Gebieten Unruhen ausbrachen. P. hingegen schloss sich dem Freikorps »Verband Manfred Killinger« an und nahm an den Kämpfen um Annaberg teil. Danach legte er in Marburg sein Abitur ab und kehrte 1922 zu seinen Eltern zurück, die nun in Hamburg lebten. Sein Vater Raphael P. leitete dort das Deutsch-Israelitische Waisenhaus. P. absolvierte eine Lehre im Bankhaus Warburg, studierte dann in Rostock, Freiburg und Paris Rechtswissenschaften und Nationalökonomie und wurde in beiden Fächern promoviert. Bis 1930 arbeitete er für das Bankhaus Warburg und sammelte praktische Verwaltungserfahrung, so als Volontär bei Max Brauer. P., Mitglied der DDP, unterstützte innerhalb der Jüdischen Gemeinde ( DIG) den Central-Verein deutscher Bürger jüdischen Glaubens, dessen Jugendverband, die Deutsch-jüdische Jugend, er leitete. 1930 wurde er ins Repräsentanten-Kolleg der Gemeinde gewählt, Anfang 1933 als hauptamtlicher Sekretär eingestellt. P. wurde mehrfach kurzzeitig verhaftet, u. a. wegen seiner Logenmitgliedschaft in der B’nai B’rith-Loge ( Logenwesen) und nach der Pogromnacht ( Novemberpogrom). Im Dezember 1938 setzte die Gestapo P. als alleinverantwortlichen Leiter des Jüdischen Religionsverbandes und gleichzeitig als Vorstand aller jüdischen Organisationen in Hamburg ein. Von 1938 bis 1941 organisierte P. mit Unterstützung des Sekretariats Warburg Ausreisemöglichkeiten. Als die Stettiner Juden 1940 ins Generalgouvernement deportiert worden waren, beauftragte die Zentrale der Reichsvereinigung der Juden P., sich um deren finanziellen Nachlass zu kümmern. P. half zu verhindern, dass die ostfriesischen Juden dorthin verschleppt wurden. Als Leiter der Bezirksstelle Nordwestdeutschland der Reichsvereinigung unterstanden ihm auch die Juden in Schleswig-Holstein, Oldenburg, Bremen, in den Regierungsbezirken Stade, Lüneburg und Mecklenburg und später noch die in Hannover und Hildesheim. Bei Auflösung der Reichsvereinigung im Juni 1943 löste die Gestapo ihr Versprechen ein, P. nach Palästina ausreisen zu lassen. 1946 heiratete er Ruth Jacobson, 1950 übersiedelte er nach Bremen, wo er stellvertretender Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde wurde. 1965 kehrte er nach Hamburg zurück. Sein Bericht über die Judenverfolgung wurde im Prozess gegen Adolf Eichmann verwendet. Von 1959 bis 1964 gehörte er der deutschen UNESCO-Kommission an und stand von 1971 bis zu seinem Tod der Lessing-Akademie Wolfenbüttel als Präsident vor.

Beate Meyer