Hamburger, Käte

Germanistin, geb. 21.9.1896 Hamburg, gest. 8.4.1992 Stuttgart

H. fand erst lange nach ihrem Exil wissenschaftliche Anerkennung. 1896 als Tochter einer jüdischen Bankiersfamilie in Hamburg geboren, hatte sie zunächst alle Voraussetzungen für eine akademische Karriere. Ihr Vater John führte bis zu seinem Tod 1930 das Bankgeschäft Hamburger & Rosenberg. Von 1912 bis 1917 absolvierte H. private Realgymnasialkurse, um sich auf das Abitur vorzubereiten. Nach der Reifeprüfung studierte sie Philosophie, Literaturgeschichte und Geschichte in Berlin und München und promovierte 1922. Bis 1928 lebte sie als Privatgelehrte in Hamburg, von 1928 bis 1933 in Berlin. 1934 flüchtete H. nach Göteborg; ihre Mutter folgte ihr 1939, ihre Schwester Edith ging 1938 nach Ecuador ( Emigration). In Schweden unterrichtete H. Deutsch, lernte Schwedisch und publizierte in beiden Sprachen. Neben Arbeiten zur Sicherung des Lebensunterhalts schrieb H. dort ihr wissenschaftliches Hauptwerk Die Logik der Dichtung, das bis heute ein Standardwerk ist. 1945 nahm H. die schwedische Staatsbürgerschaft an, versuchte aber trotzdem – vor allem nach dem Tod ihrer Mutter 1951 – nach Deutschland zurückzukehren. 1956 folgte sie dem Ruf der Technischen Hochschule Stuttgart, wo sie sich 1957 im Alter von 60 Jahren habilitierte. Bis 1976 lehrte sie an der TH (Universität) Stuttgart. Ihre Arbeitsgebiete umfassten neben den Schriften Thomas Manns vor allem eine Auseinandersetzung mit den Werken Schillers, Novalis’, Heines, Rilkes sowie Paul Celans und Nelly Sachs’. 1966 erhielt sie das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Kirsten Heinsohn