Engel, Semmy

Architekt, geb. 19.2.1864 Hamburg, gest. 1948 London

Der Sohn des Hamburger Kaufmanns Benni Engel erlernte das Maurerhandwerk, besuchte Bauschulen in Hamburg und Eckernförde und erwarb praktische Erfahrungen als Angestellter von Baubüros. Nach einjähriger Tätigkeit für den Hamburger Architekten Carl Elvers ließ er sich 1889 in Hamburg als selbständiger Architekt nieder. E.s vielseitiges Schaffen umfasste den Neubau von Wohn- und Kontorgebäuden, Synagogen und gewerblichen Anlagen. Außerdem führte er zahlreiche Um- und Erweiterungsbauten aus und wurde zu einem der meistbeschäftigten Architekten Hamburgs. 1904 gestaltete E. den Um- und Ausbau des Gebäudes der Henry Jones-Loge ( Logenwesen) in der Hartungstraße (92) und den Neubau der Alten und Neuen Klaus (49) in der Rutschbahn; im selben Jahr entwarf er gemeinsam mit Ernst Friedheim den Bau der Hamburger Hauptsynagoge am Bornplatz (50). Die Baupläne der Synagogen Hoheluftchaussee (51) (1909), Gluckstraße (1920) und Kielortallee (56) (1929) waren ebenfalls E.s Werk. 1911 übernahm er den Auftrag zur Erweiterung der Kapelle auf dem Jüdischen Friedhof in Langenfelde (103) und führte 1919 den Umbau der Leichenhalle des Jüdischen Friedhofs in Ohlsdorf durch. 1924 gestaltete er den Umbau des Kinderheims Wilhelminenhöhe in der Rissener Landstr. 127. Als Architekt zahlreicher Etagenhäuser in Harvestehude, Rotherbaum, Eppendorf und anderen Hamburger Stadtteilen hat E. bleibende Spuren im Hamburger Stadtbild hinterlassen. Seine Lebenserinnerungen weisen ihn als humorvolle Persönlichkeit und engagierten Hamburger Bürger aus. 1914 gehörte er einer von den Bürgervereinen gebildeten Polizeihilfstruppe an, diente nach dem Ersten Weltkrieg in der Einwohnerwehr und betätigte sich in einer städtischen Kommission zur Wohnraumversorgung. 1936 machte ihm das NS-Regime die weitere Ausübung seines Berufs unmöglich. 1938 emigrierte er nach London.

Jürgen Sielemann