Senior Teixeira, Familie

Mitglieder der wohlhabenden Kaufmannsfamilie S. T. gehörten im 17. und 18. Jahrhundert zu den reichsten und einflussreichsten portugiesisch-jüdischen Familien in Hamburg und in Amsterdam ( Portugiesisch-Jüd. Gemeinde). Als Hamburger Residenten vertraten die S. T.s nicht nur die politischen und wirtschaftlichen Interessen Spaniens und Portugals, sondern auch Dänemarks und Schwedens.

Der aus einer angesehenen und einflussreichen Converso-Familie stammende Großkaufmann Diego Abraham Teixeira de Sampayo (1581-1666) floh vor der Inquisition aus Portugal, um ungestört als Jude leben zu können, jedoch ohne zunächst formal zum Judentum überzutreten. Er ließ sich für kurze Zeit in Brasilien nieder und führte seit 1613 seine internationalen Geschäfte meist von Antwerpen aus, wo er 1622 zum ersten Mal zum Konsul der »portugiesischen Nation« gewählt wurde. 1643 bestätigte ihm der spanische Hof seine adelige Herkunft und sein Wappen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Köln verzog Diego S. T. im Juli 1646 nach Hamburg, wo das von ihm und seinem Sohn Manuel Isaac (1631-1705) geführte Unternehmen als eines der bedeutendsten unter den portugiesischen Juden Europas galt. Die T.s belieferten verschiedene europäische Höfe mit Luxusartikeln und wickelten Geld- und Wechselgeschäfte für sie ab. Sie betätigten sich nicht nur im lukrativen Überseehandel, sondern vor allem in Bank- und Wechselgeschäften sowie im Juwelenhandel. Sie waren Finanziers der dänischen Krone und des holsteinisch-gottorfschen Hofes, vermittelten Geldgeschäfte für die Habsburger und verwalteten die Gelder der schwedischen Königin Christine, die 1655 Diego T. und 1666 dessen Sohn Manuel zu ihren Residenten in Hamburg ernannte. 1647 traten er und seine Familie öffentlich zum Judentum über. Diego nahm den Namen Abraham S., sein Sohn Manuel den Namen Isaac S. an, was große internationale Aufmerksamkeit erregte und die Hamburger Lutheraner zu wütenden Protesten veranlasste. In der Gemeinde spielte der wegen seiner Frömmigkeit und Großzügigkeit geschätzte Diego T. von Anfang an eine große Rolle. Nach dem Tod seines Vaters wurde Isaac/Manuel Erbe des prosperierenden Familienunternehmens, das sich immer mehr im internationalen Warenhandel und im Versicherungswesen betätigte. Als sich die Auseinandersetzungen zwischen Bürgerschaft und Senat sowie den Portugiesen verschärften, zog Manuel T. seine Gelder bei Kämmerei, Börse und Bank ab, verließ Hamburg und ließ sich vor 1699 in Amsterdam nieder. Infolge dieser Transaktion kam es zu einem großen Börsenkrach in Hamburg.

Michael Studemund-Halévy