Meldola, Abraham

Kantor, Übersetzer und Notar, geb. 1754 Amsterdam, gest. 25.11.1826 Amsterdam

Der Sefarde M. absolvierte neben einem Studium an der Universität Leiden auch eine Ausbildung an der Talmudschule seiner Geburtsstadt. Seit 1772 im Hamburger Raum ansässig, war M. nicht nur als Kantor – erst in der Altonaer, seit den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts dann auch in der Hamburger Portugiesisch-Jüdischen Gemeinde – tätig, sondern arbeitete auch als Übersetzer (für Hebräisch, Portugiesisch und Niederländisch). Zudem wirkte er als kaiserlicher Notar in Hamburg und bekleidete damit ein öffentliches Amt, das nach der Reichsnotariatsordnung von 1512 eigentlich Christen vorbehalten war. Vermutlich waren pragmatische Gründe ausschlaggebend dafür, dass der Senat M.s Ausübung dieses Berufs stillschweigend duldete, war doch M. als Jude in besonderer Weise geeignet, den spezifischen Bedürfnissen der jüdischen Gemeinden im Rechtsleben (Errichtung von Testamenten, Eheverträgen u. Ä. m.) gerecht zu werden. M. blieb bis 1818 als Notar in Hamburg tätig, nachdem seine Stellung nicht nur 1811 während der Okkupation Hamburgs durch das französische Kaiserreich, sondern auch 1816 auf der Grundlage einer neuen städtischen Notarordnung bestätigt worden war. M. betätigte sich überdies auch als Philologe und Dichter: 1785 gab er eine portugiesische Grammatik heraus, veröffentlichte 1794 eine Lobrede auf den dänischen König (in portugiesischer, hebräischer und deutscher Sprache) und hielt 1805 die hebräische Trauerrede auf den in Hamburg verstorbenen jüdischen Aufklärer Naphtali Hartwig (Herz) Wessely. Bis 1822 war M. nachweislich noch als Übersetzer in Hamburg tätig.

Jutta Braden