Bieber, Emil

Fotograf, geb. 8.1.1878 Hamburg, gest. 29.4.1962 Kapstadt

Emil B. steht in der Tradition einer langjährigen und bekannten Fotografenfamilie in Hamburg. Als August Emil Julius Berlin geboren, nannte er sich wie sein Vater Leonhard (1841-1931) »Berlin-Bieber«. Seine Ausbildung zum Fotografen führte ihn nach Berlin, Budapest und London, bevor er das familieneigene Geschäft in Hamburg weiter ausbaute. Er konnte dabei auf den exzellenten Ruf seiner Familie zurückgreifen: Emilie B. (1810-1884) war eine der ersten Fotografinnen in Hamburg. Sie baute das Atelier am Neuen Jungfernstieg auf und wurde 1872 zur preußischen Hoffotografin ernannt. Ihr Neffe Leonhard führte das Geschäft nach ihrem Tod erfolgreich weiter, ebenfalls mit dem Titel »Königlicher Hoffotograph«, und übergab es 1904 seinem Sohn Emil. Dieser modernisierte das Atelier und die Technik und präsentierte seine Werke in eigenen Ausstellungsräumen. Eine Reihe hervorragender Porträtaufnahmen nicht nur des Hofes, sondern auch von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Hamburg wie Albert Ballin, begründeten den ausgezeichneten Ruf des Fotografen. 1912 publizierte B. zwei Alben mit Porträts Hamburger Senats- und Bürgerschaftsmitglieder. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts lieferte das Atelier Bilder von Personen des öffentlichen Lebens an alle Hamburger Zeitungen. Nach 1933 wurde B., der nicht der Jüdischen Gemeinde angehörte, und seine Familie aufgrund der rassistischen Gesetzgebung drangsaliert und verfolgt. Erste Versuche zur Emigration 1936 scheiterten am Gesundheitszustand B..s, der erst 1938 nach London und wenig später nach Kapstadt fliehen konnte. Sein gesamter Besitz sowie sein Geschäft blieben in Hamburg zurück und wurden versteigert. In Südafrika baute sich B. erneut eine Existenz als Porträtfotograf auf.

Kirsten Heinsohn