Ettlinger, Jacob Aaron

Rabbiner, geb. 17.3.1798 Karlsruhe, gest. 7.12.1871 Altona

E. gilt als einer der Mentoren der modernen jüdischen Orthodoxie, die die Verbürgerlichung des Lebensstils mit dem strengen Festhalten am Religionsgesetz in Einklang zu bringen versuchte. Aufgewachsen an seinem Geburtsort, begab sich E. als junger Mann nach Würzburg, wo er ein klassisches Studium der talmudischen Literatur absolvierte und sich zu gleicher Zeit als Gasthörer an der Universität einschrieb. Als Rabbiner bekleidete er danach zunächst Stellungen in Karlsruhe, Mannheim und Ladenburg, bis ihn die Hochdeutsche Israelitengemeinde zu Altona 1836 als ihr neues geistliches Oberhaupt berief. Mit dieser Stellung waren auch das Amt des Vorsitzenden am Rabbinatsgericht ( Rabbinat) sowie die religiöse Verwaltung der Sprenger Schleswig-Holstein verbunden. Innerhalb der Altonaer Gemeinde unterstanden zudem Unterricht und Kultus E.s direkter Aufsicht. Ungeachtet seiner positiven Auseinandersetzung mit deutscher Kultur widersetzte sich E. den Umdeutungen der Tradition durch die an Zuspruch gewinnende jüdische Reformbewegung. Um dem religiös gesetzestreuen Judentum ein eigenes, periodisch erscheinendes Sprachrohr zu geben, gründete er 1845 die Wochenzeitung Der Treue Zions-Wächter, mit deren Redaktion er Samuel Enoch betraute ( Zeitungswesen). Als Lehrer und Interpret jüdischen Sakralrechts galt E. auch über Norddeutschland hinaus als maßgebliche Instanz; seine Rechtsgutachten wurden in traditionstreuen jüdischen Gemeinden als verbindlich anerkannt. E. war zeitlebens ein produktiver Schreiber von Texten in deutscher und hebräischer Sprache, und seine mehrbändigen Talmudnovellen genießen bis in die Gegenwart die Anerkennung der orthodoxen jüdischen Gelehrtenwelt.

Andreas Brämer