Steinheim, Salomon Ludwig

Arzt und Religionsphilosoph, geb. 6.8.1789 Bruchhausen (Westfalen), gest. 18.5.1866 Zürich

S. bestand 1807 die Abschlussprüfung am Christaneum in Hamburg mit Auszeichnung, nahm dann ein Medizinstudium an der Kieler Universität auf und promovierte dort 1811. Im Februar 1812 eröffnete er eine Arztpraxis in Altona. Die im Dezember 1814 mit Hinde (Johanna) Mathiessen geschlossene Ehe blieb kinderlos. Das Ehepaar S. führte in der Palmaille in Altona ein offenes Haus. S. war Mitglied des Vorstandes in der jüdischen Gemeinde Altonas, arbeitete im jüdischen Schul- und Vereinswesen und war ehrenamtlicher Hospital- und Armenarzt der Gemeinde. Gemeinsam mit Gabriel Riesser engagierte er sich im Hamburger Verein für Emanzipationspolitik. 1827 richtete er zusammen mit dem Großkaufmann Karl Theodor Arnemann die erste Flussbadeanstalt in Altona ein, die kostenlos zu nutzen war. Bis 1833 versuchte er sich vornehmlich als Dichter, Maler und Musiker und veröffentlichte medizinische und naturwissenschaftliche Abhandlungen. Zwischen 1833 und 1845 trat S. öffentlich für die Emanzipation der Juden in den Herzogtümern Schleswig und Holstein ein. Die Übersiedlung des Ehepaares nach Rom 1849 hat auch mit dem gescheiterten Engagement für die Gleichberechtigung der Juden zu tun. Hinzu kamen gesundheitliche Gründe und Unstimmigkeiten mit der jüdischen Gemeinde, die nicht bereit war, ihm nach 32-jähriger Tätigkeit als Armenarzt eine Pension zu zahlen. In Italien widmete er sich seinem philosophischen Lebenswerk Die Offenbarung nach dem Lehrbegriffe der Synagoge. S.s Neubestimmung der Offenbarungslehre auf der Grundlage der klassischen Quellen des Judentums erfolgte unter Einbeziehung Maimonides' und des modernen wissenschaftlichen Denkens und stand damit zwischen Tradition und Moderne. S. war ein Repräsentant der neuen Zeit, ohne sich allerdings den Idealen der Aufklärungsepoche ganz zu verschreiben. Die Basis seines Denkens bildeten die Lehren der Propheten sowie die rationale Philosophie Kants.

Margret Heitmann