Heinemann, Max

Jurist und Funktionär, geb. 4.1.1885 Vechta, gest. 21.12.1984 Plattsburg/NY (USA)

H. hatte 1914 in Delmenhorst die Zulassung als Rechtsanwalt erhalten. 1920 zog er nach Hamburg und praktizierte bis zum Berufsverbot im November 1938. Danach betätigte er sich noch als Testamentsvollstrecker, Nachlass- und Vermögensverwalter. Als »jüdischer Konsulent« wurde er nicht zugelassen. Im August 1941 stellte er sich der von Max Plaut geleiteten Bezirksstelle Nordwestdeutschland der Reichsvereinigung zur Verfügung. Einige Monate nachdem die Gestapo Martin Heinrich Corten als Hamburger Vertrauensmann der Rest-Reichsvereinigung eingesetzt hatte, wurde H., der wie jener in Mischehe lebte, zum Geschäftsführer des Büros in der Bornstraße berufen. Ihm oblagen u. a. die Bearbeitung der Heimeinkaufsverträge der Juden, die nach Theresienstadt deportiert wurden, und die Belegung der »Judenhäuser«. Im Februar 1945 musste er an der Zusammenstellung eines Transports nach Theresienstadt mitwirken, der erstmals auch die jüdischen Partner aus noch bestehenden »privilegierten« Mischehen betraf. Corten und er rechneten es sich später als Verdienst an, Rückstellungen aufgrund ärztlicher Atteste bewirkt zu haben. Bereits vor Kriegsende kam H. zu dem Schluss, die »rassisch« Verfolgten müssten im Nachkriegsdeutschland eine gemeinsame Interessenvertretung ins Leben rufen. So gründete er im Mai 1945 die »Hilfsgemeinschaft der Juden und Halbjuden«, die sich in religiöser Hinsicht neutral verhielt. H. unterhielt gute Kontakte zu deutschen und britischen Dienststellen und zur Hilfsorganisation American Jewish Joint Distribution Committee, die den überlebenden Hamburger Juden zugute kamen. Später ging die »Hilfsgemeinschaft« in der neu gegründeten Jüdischen Gemeinde Hamburgs auf, H. wurde dort Vorstandsmitglied und Justitiar. Im August 1945 erhielt er die Zulassung als Rechtsanwalt wieder, doch wanderte er im Februar 1947 in die USA aus, wo er fortan im Staat New York als Buchhalter arbeitete.

Beate Meyer