Eibeschütz (auch: Eibenschütz, Eybeschütz, Eybenschütz), Jonathan

Rabbiner, geb. ca. 1690/95 Krakau oder Pinczow (Polen), gest. 20.9.1764 Altona

Nach dem Besuch verschiedener mährischer Jeschiwot und Aufenthalten unter anderem in Jungbunzlau und Prag kam E. 1713/14 erstmals nach Hamburg. In Prag, wo er sich seit 1714 wieder aufhielt und zunächst als Prediger und Dozent an der Talmudhochschule tätig war, wurde er 1736 zum Mitglied des mit der innerjüdischen zivilen Jurisdiktion befassten rabbinischen Gerichtshofs ernannt. 1741 folgte er dem Ruf der jüdischen Gemeinde Metz, die ihm das Oberrabbinat übertrug. Nach Altona übersiedelte er 1750, wo er bis zu seinem Tode als religiöses Oberhaupt der jüdischen Dreigemeinde Altona-Hamburg-Wandsbek amtierte. E. gehörte zu den herausragenden jüdischen Gelehrten seines Zeitalters. Davon zeugt auch sein umfangreiches schriftliches Werk, dessen großer Teil jedoch erst nach seinem Tod gedruckt wurde. Ungeachtet seiner anerkannten Gelehrsamkeit traf E. in Altona auf erbitterte Gegner. E., ein ausgewiesener Kenner auch der jüdischen Mystik, hatte bereits in seinen Prager Tagen den Verdacht auf sich gezogen, er gehöre zu den heimlichen Anhängern des 1676 verstorbenen Pseudomessias Sabbatai Zwi. Kabbalistische Amulette, von E. verfasst und in Umlauf gebracht, nährten wiederum den Argwohn, dieser hänge insgeheim ketzerischen Irrlehren an. Als erbittertster Feind E.s trat Rabbiner Jakob Emden auf, der als Privatgelehrter und Besitzer einer hebräischen Druckerei in Altona lebte. Emden fühlte sich bei der Wahl des Oberrabbiners übergangen und vertrat überdies die Auffassung, E. dürfe als Häretiker keinesfalls ein religiöses Amt verwalten. Seine Versuche, dessen Absetzung als Oberrabbiner zu erwirken, schlugen hohe Wellen auch in anderen jüdischen Gemeinden ( Amulettenstreit). Die zeitweilig eskalierende Auseinandersetzung zwischen den Anhängern beider Parteien lief jedoch ins Leere, da sich E. die Unterstützung des Gemeindevorstands sicherte. Auch eine Neuwahl, die auf Anordnung der dänischen Behörden stattfand, konnte er für sich entscheiden. Die gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen stritt E. zeitlebens ab, ohne dass es ihm jedoch gelungen wäre, die Gegner von seiner Unschuld zu überzeugen. Auch unter den Historikern hat sich die Meinung durchgesetzt, dass E. in der Tat als Krypto-Sabbatianer vom normativen Judentum abgewichen sei.

Andreas Brämer