Dinis, Álvaro
(auch: Semuel Jachia), Kaufmann und Gemeindefunktionär, geb. um 1576 Antwerpen, gest. nach 1645 Glückstadt oder Amsterdam
D. zählt zu den bedeutendsten Gemeindeführern der Hamburger Portugiesen im 17. Jahrhundert, die einen erheblichen Anteil an Hamburgs Aufstieg zur führenden Handelsstadt Deutschlands hatten. Nach einem kurzen Aufenthalt in Köln 1583 zogen D.s Eltern nach Venedig, wo sie sich mehrfach vor der Inquisition verantworten mussten. Spätestens 1605 ließ sich D. als Kaufmann in Hamburg nieder. In der Hansestadt betrieb er erfolgreich Getreide-, Zucker- und Salzhandel mit Spanien, Portugal und Brasilien und knüpfte als einer der ersten Juden Handelsbeziehungen mit Lübeck und dem Baltikum an. 1611 war er einer der drei Unterzeichner des Kaufvertrages des Portugiesenfriedhofs an der Altonaer Königstraße (100). Als Hamburg 1617 die → Privilegien für die Portugiesen nicht erneuern wollte, gehörte D. zu denen, die sich aktiv um einen Fortzug aus der Stadt bemühten. Seit 1616 war der umtriebige D. im Zusammenhang mit umstrittenen Münzgeschäften für Fürsten und andere Adlige sowie für die schauenburgische Münze in Altona tätig. In das Kipper- und Wipperverfahren verwickelt, wurde ihm von der Stadt Hamburg sein Silber beschlagnahmt und er 1619 aus der Stadt gewiesen. D. ging zunächst nach Altona und übersiedelte im selben Jahr nach Glückstadt. Er erhielt besondere Konzessionen für den iberischen Handel und regte den Zuzug weiterer Portugiesen aus Amsterdam und Hamburg an. Wenig später wurde er zum Münzmeister ernannt, musste aber auf Drängen der Stände und des Hamburger Valvationstages 1625 das Prägen einstellen. Als Vertrauter des dänischen Thronfolgers, bei dem er sich wiederholt für jüdische Interessen einsetzte, hielt er sich in den dreißiger Jahren zeitweilig wieder in Hamburg auf.