Dehmel, Ida
geb. Coblenz, Künstler-Muse, geb. 14.1.1870 Bingen, gest. 29.9.1942 Hamburg
D., Tochter eines Weingutbesitzers, besuchte zuerst eine Privatschule, nach dem Tod der Mutter wechselte sie auf ein Mädchenpensionat in Brüssel, wo sie zum ersten Mal antisemitischen Vorurteilen begegnete. Sie entdeckte früh ihr Interesse für Literatur und Musik, stieß damit in ihrer Familie jedoch auf Unverständnis und musste zudem erkennen, dass ihre Talente für einen künstlerischen Beruf nicht ausreichten. So verlegte sie sich zunehmend auf die Förderung anderer Künstlerinnen und Künstler. Ihr Vater drängte Ida zu einer Heirat mit dem in Berlin lebenden Kaufmann Leopold Auerbach. Die Ehe, aus der ein Sohn hervorging, hielt jedoch nur kurze Zeit. In zweiter Ehe seit 1901 mit dem Dichter Richard Dehmel verheiratet, zog sie nach Hamburg, wo es ihr gelang, Künstlerinnen und Künstler um sich zu scharen. Im Vordergrund stand die Rolle als fürsorgliche Dichter-Gattin, aber sie betätigte sich auch kunsthandwerklich und zunehmend gesellschaftspolitisch. So gründete sie 1906 den Hamburger Frauenclub, engagierte sich für das Frauenstimmrecht, rief 1913 den Bund Niederdeutscher Künstlerinnen ins Leben und wurde Vorsitzende des Frauenbundes zur Förderung Deutscher Bildender Kunst. 1926 gründete sie die Gemeinschaft Deutscher und Österreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen (GEDOK). Nachdem ihr Sohn aus erster Ehe im Ersten Weltkrieg fiel und ihr Mann an den Folgen einer Kriegsverletzung 1920 starb, verstärkte D. ihr kulturelles Engagement, bis sie 1933 von den Nationalsozialisten gezwungen wurde, alle Ämter niederzulegen. Fortan lebte sie zurückgezogen im Dehmel-Haus, Hamburg-Blankenese. 1937 trat D. in die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde ein. Mit zunehmender Gefährdung und gesundheitlichen Problemen sank jedoch ihr Lebenswille, sodass sie schließlich den Freitod wählte.