Tannenwald, Bruno
Jurist und Gemeindebeamter, geb. 18.10. 1883 Rendsburg, gest. 24.7.1931 Hamburg
T.s Eltern zogen nach Hamburg, als sein Vater, der Lehrer Louis Tannenwald, die Leitung des Mädchenwaisenhauses Paulinenstift übernahm. Nach dem Besuch des Christianeums in Altona studierte T. Rechtswissenschaft in München, Berlin und Kiel. Noch während seiner Berliner Studentenzeit gehörte er zu den Begründern der Vereinigung jüdischer Akademiker. Nach den juristischen Staatsexamen und der Promotion ließ er sich in Hamburg als Anwalt nieder. Die → Deutsch-Israelitische Gemeinde in Hamburg wurde auf T. aufmerksam, als dieser zu ihrem 100-jährigen Bestehen eine Schrift über Die rechtlichen Verhältnisse der Juden in Hamburg veröffentlichte. T. war seit 1919 aktives Mitglied der Zionistischen Ortsgruppe Hamburg-Altona. Seine Frau Leni leitete die Zionistische Frauengruppe. Aus den zionistischen Gruppierungen entwickelte sich 1920 die Hamburger Zionistische Vereinigung, die sich erstmals im März 1920 als Jüdische Volkspartei an den Wahlen der jüdischen Gemeinde beteiligte. T. wurde als jüngstes Mitglied neben drei weiteren Zionisten in das Repräsentanten-Kollegium der Deutsch-Israelitischen Gemeinde gewählt. T., der als ehrenamtlicher Geschäftsführer des → Verbandes der jüdischen Gemeinden Schleswig-Holsteins und der Hansestädte vielfältige Kenntnisse über innerjüdische Organisationen gewonnen hatte, war berufen, die zionistischen Ansichten bei der Reform der Gemeindeverfassung (1924) zu vertreten. So forderte er beispielsweise das aktive und insbesondere das passive Frauenwahlrecht. 1927 stellte ihn der Gemeindevorstand ein, um die Leitung der Gemeindefinanzen und der Gemeindesteuern, der Grundstücksverwaltung, des → Friedhofswesens und der Fremdenpflege sowie der Depositenkasse milder → Stiftungen zu übernehmen.