Leimdörfer, David
Prediger, Rabbiner und Religionswissenschaftler, geb. 17.9.1851 Hliník (Ungarn), gest. 4.11.1922 Hamburg
L., Sohn eines Handwerkers, besuchte das Gymnasium in Sillein, betrieb aber auch intensive religiöse Studien an den Talmudhochschulen in Waitzen und Preßburg. Seine akademische Ausbildung absolvierte er seit 1871 an der Universität Wien, wo er sich zudem als Hörer am Bet ha-Midrasch der besonderen Förderung des Predigers Adolf Jellinek erfreute. L. wurde zunächst als Feldrabbiner eingesetzt und kam 1874 als Rabbiner nach Nordhausen. 1875 wurde er zum Landrabbiner im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt ernannt. Seit 1883 wirkte er als Erster Prediger des religiös-liberalen Israelitischen → Tempelverbands in Hamburg, der ihm 1907 den Titel eines Rabbiners verlieh. Gemeinsam mit seinem Kollegen Caesar Seligmann gelang es ihm eine Religionsschule zu begründen sowie Jugendgottesdienste einzuführen. Neben seiner Tätigkeit am Tempel leitete er seit 1917 regelmäßig Gottesdienste an der gemäßigt konservativen → Neuen Dammtor Synagoge, bis diese 1922 → Paul Holzer als Rabbiner verpflichtete. L., der zahlreiche Kanzelreden und Religionslehrbücher veröffentlichte, machte sich durch wissenschaftliche Aufsätze und Monographien auch als Bibelforscher einen Namen. Er war zudem langjähriges Vorstandsmitglied im Hamburger Zweig des Vereins für jüdische Geschichte und Literatur. In Anerkennung seiner langjährigen Verdienste ernannte der Tempelverband L. zum Oberrabbiner, als dieser 1921 seinen 70. Geburtstag feierte.