Koppel, Rudolph

Mechaniker, geb. 13.10.1807 Hamburg, gest. 30.11.1885 Hamburg

Nach der Erfindung der Fotografie durch ein Verfahren zur Herstellung von Lichtbildern auf Metallplatten, das Daguerreotypieren, wurde Hamburg zu einer Hochburg des neuen Mediums. Familienbilder und Porträts waren seither nicht länger das Monopol von Malern und Lithographen, sondern schneller und höchst wirklichkeitsgetreu von Lichtbildnern zu erhalten. Dank großer Nachfrage entstanden in Hamburg zahlreiche Fotoateliers. An der Wiege der Fotografie stand in Hamburg K., der Sohn eines seit etwa 1800 in Hamburg ansässigen Lotteriekollekteurs. Das Verfahren des Daguerreotypierens war im August 1839 in Paris öffentlich bekannt gemacht worden, und bereits Anfang Oktober desselben Jahres befasste sich der Naturwissenschaftliche Verein in Hamburg mit »zwei Daguerreschen Bildern, welche der hiesige Mechanikus und Optikus Rud. Koppel, Bei dem Graskeller 6, angefertigt hat«. K. war es als erstem Hamburger gelungen, die aufwendige Technik zu beherrschen, und damit begnügte er sich; nichts deutet darauf hin, dass er seine Kenntnisse gewerblich nutzte. Ausschlaggebend für seine Beschäftigung mit der Fotografie war offensichtlich die Freude an der Lösung technischer Probleme. Die Hamburger Adressbücher von 1838 bis 1843 verzeichnen ihn als »sehr geschickten Mechaniker, der sehr vollendete und zweckerfüllende Arbeiten aus den Fächern der Mechanik, Hydraulik, Pneumatik, Physik, Optik etc.« lieferte. Im breiten Spektrum seiner bis 1867 ausgeübten Tätigkeit hatte das Fotografieren nur kurzfristig Bedeutung. Offenbar hat K. seine Kenntnisse an den bedeutenden Daguerreotypisten Hermann Biow weitergegeben, der 1841 Hamburgs erstes Fotoatelier eröffnete.

Jürgen Sielemann