Enoch, Kurt

Verleger, geb. 22.11.1895 Hamburg, gest. 15.2.1982 Puerto Rico

E. ist in die Geschichte als Pionier des qualitätsvollen Taschenbuchs eingegangen. Er wuchs in Hamburg in einem liberalen jüdischen Elternhaus auf. Nach der Promotion 1921 trat er in das von seinem Vater Oscar Enoch (1860-1934) aufgebaute Familienunternehmen ein, zu dem auch der Gebrüder Enoch Verlag gehörte. E. gab diesem belletristischen Verlag ein literarisches Profil, nicht zuletzt durch die Veröffentlichung der Erstlingswerke von Klaus Mann sowie durch Übersetzungen fremdsprachiger Erfolgsromane. 1932 wurde E. Teilhaber der Albatross Modern Continental Library, die kostengünstige Nachdrucke englischsprachiger Literatur verlegte. Dieses Unternehmen bedeutete den entscheidenden Schritt in das moderne Taschenbuchzeitalter. E.s beruflicher Erfolg wurde jedoch durch den Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland und die daraus resultierenden Repressalien gegen Juden überschattet. Unter dem Druck der Verhältnisse musste er seinen Verlag verkaufen und wanderte 1936 zunächst nach Paris aus ( Emigration). Im Oktober 1940 emigrierte E. schließlich in die USA. In New York beteiligte er sich 1941 an der amerikanischen Tochterfirma von Penguin Books und baute diese erfolgreich aus. Gemeinsam mit einem Partner erwarb er 1947 die restlichen Anteile des Unternehmens und benannte es in The New American Library of World Literature um. Durch E.s Geschick entwickelte sich dieser Verlag zum größten und erfolgreichsten Taschenbuchverlag der Vereinigten Staaten. Nachdem er 1948 amerikanischer Staatsbürger geworden war, reiste E. 1949 erstmals wieder nach Europa und besuchte bei dieser Gelegenheit auch Hamburg – nicht ohne Bitternis. Durch den Holocaust und seine eigene Biographie für das Schicksal der Juden sensibilisiert, engagierte er sich für den Aufbau des Staates Israel, um dessen Druck- und Verlagswesen er sich besondere Verdienste erwarb. Im Ruhestand hielt er noch einmal Rückschau auf seine Anfänge in Hamburg: Er publizierte das von 1921 bis 1930 geführte Journal seines Vaters als Faksimile und schrieb seine Lebenserinnerungen, die 1984 posthum als Privatdruck veröffentlicht worden sind.

Roland Jaeger