Ruben, Paul

Klassischer Philologe und Bibelwissenschaftler, geb. 15.3.1866 Hamburg, gest. 9.5.1943 Hamburg

R., Sohn des Wechselmaklers David Ruben und seiner Ehefrau Mathilde, stammte aus einer seit ca. 1650 in Wandsbek und Hamburg ansässigen Familie, deren Mitglieder als Kaufleute und Ärzte Vermögen und Ansehen erlangt hatten. Er besuchte ab 1872 die Talmud Tora Schule und wechselte 1880 an die Gelehrtenschule des Johanneums, wo er 1885 das Abitur bestand. R. studierte Klassische Philologie in Freiburg und Bonn; seine Doktorarbeit über den griechischen Kirchenvater Clemens Alexandrinus betreute Hermann Usener in Bonn. Nach dem Militärdienst (1892/93) lebte R. als Privatgelehrter in Hamburg, von 1894 bis 1907 mit Unterbrechungen in England. Seit seiner Jugend verband ihn eine enge Freundschaft mit Aby Warburg. Im Gegensatz zu Warburg blieb R. sein Leben lang den jüdischen Traditionen verbunden. Er war Mitglied der Steinthal B’nai B’rith-Loge ( Logenwesen) und des im Juni 1929 konstituierten Ortskomitees Hamburg der Akademie für die Wissenschaft des Judentums; außerdem gehörte er dem Ehrenpräsidium der Franz-Rosenzweig-Gedächtnisstiftung an. 1931 wurde R. Mitarbeiter der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg und blieb nach deren Transfer nach London ihr Hamburger Repräsentant. Nach 1933 lebte er zurückgezogen in Hamburg, ganz mit der Drucklegung seines wissenschaftlichen Hauptwerks beschäftigt, das 1937 in London erschien (Recensio und Restitutio. Eine Vermuthung über die früheste Geschichte der alttestamentlichen Texte). Die 1939 vorbereitete Emigration nach Dänemark scheiterte am Kriegsausbruch. 1941 wurde R. in ein »Judenhaus« eingewiesen. Sein schlechter Gesundheitszustand rettete ihn 1942 vor der Deportation nach Theresienstadt. 1943 starb R. und wurde auf dem Friedhof an der Ilandkoppel beigesetzt.

Björn Biester