David, Bernhard

Rechtsanwalt, geb. 4.10.1878 Hamburg, gest. 13.4.1949 Haifa

D. entstammte einer orthodoxen jüdischen Familie. Nach dem Abitur am Wilhelmgymnasium studierte D. an mehreren Universitäten Jura. Im Mai 1903 legte er das erste juristische Examen in Kiel ab. Nach dem Bestehen der zweiten juristischen Staatsprüfung vor dem Hamburger Oberlandesgericht wurde er im Januar 1907 als Rechtsanwalt zugelassen. Bereits neunzehnjährig war D. unter dem Einfluss des Ersten Zionistischen Weltkongresses 1897 dieser Bewegung beigetreten und vertrat fortan die orthodox-zionistische Richtung, die sich seit 1902 im Misrachi organisierte. 1920 wurde er in das Repräsentanten-Kollegium und 1923 erstmals in den Vorstand der Deutsch-Israelitischen Gemeinde gewählt. Von 1934 bis zum Dezember 1938, als die Gestapo den Vorstand durch einen ihr verantwortlichen alleinigen Geschäftsführer ersetzte, war er der Vorsitzende des Gemeindevorstandes. Er verkörperte damit die Kontinuität der Gemeinde von der Weimarer Republik bis zu ihrem Ende als selbstverfasste Organisation. Als ein Mann des Ausgleichs und wegen seines Verständnisses für die Sorgen und Bedürfnisse der Gemeindemitglieder genoss er großes Ansehen und Popularität. Mit dem Oberrabbiner Joseph Carlebach verband ihn ein vertrauensvolles Verhältnis. Schwerpunkt seiner Tätigkeit für die Gemeinde waren die sozialkaritativen Bereiche. Am Tag nach der Reichspogromnacht wurde er verhaftet und in das KZ Sachsenhausen deportiert. Nach seiner Entlassung Anfang Dezember 1938 bereitete er die bis dahin immer wieder zurückgestellte Emigration vor. Anfang Januar 1939 reiste er mit seiner jüngsten Tochter – sein Sohn war im Alter von 17 Jahren 1930 und seine Frau 1937 gestorben, seine ältere Tochter war bereits 1938 ausgewandert – zunächst in die Niederlande. Von dort aus gelangte er im Herbst 1939 nach Palästina, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte.

Heiko Morisse