Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Hamburg

Die G. wurde am 12. Mai 1952 von 28 Persönlichkeiten der Hansestadt in einem Saal des Rathauses gegründet. Darunter waren Bruno Snell, Ernst Schnabel, Ida Ehre, Günther Weisenborn, Theodor Graf Westarp, Harry Goldstein, Berthold Simonsohn und, als dynamischer Gründungsvorsitzender, Erich Lüth, der 1951 die Aktion »Friede mit Israel« begründet hatte. Er warb für eine »Militanz des wachsamen Gewissens«. Die G. hatte bis zu 800 Mitglieder (1958). Das Hauptmotiv für die Gründung der G. war der Holocaust. Die Gründer wollten sich der nationalen Schuld stellen, wollten aufklären und erinnern sowie eine neue Begegnung von nichtjüdischen Deutschen mit Juden ermöglichen.

Daraus ergaben sich vor allem gesellschaftspolitische Aufgaben: Kampf gegen Antisemitismus, gegen Diskriminierungen, Eintreten für Menschenrechte und Minderheiten und die Verständigung zwischen den Religionen. Seit 1980 gewinnt der religiöse Dialog zwischen den zwei Religionen zunehmend an Bedeutung. Die G. hat mit einer »Absage an die Judenmission« 1995 eine bundesweite Diskussion ausgelöst. Ihre Vertreter waren aktiv beteiligt am Entstehen einer entsprechenden Erklärung der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (2001). Die Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde entwickelt sich im Rahmen des Möglichen. Zur Zeit hat die G. rund 300 Mitglieder, etwa zehn Prozent sind Juden. Die Mitgliedschaft der G. ist inzwischen überaltert, ähnlich wie in vielen anderen gesellschaftlichen Gruppen. Die mittlere Generation versagt sich weitgehend der beständigen Mitarbeit. Der Hamburger Senat hat 2001 seine restlichen finanziellen Zuwendungen gestrichen. Die G. arbeitet also gegenwärtig unter erschwerten Bedingungen, möchte aber trotzdem an ihrem Auftrag festhalten. Denn sowohl gesellschaftlich und politisch wie auch im Bereich des religiösen Dialoges ist noch viel Arbeit zu tun.

Siegfried von Kortzfleisch