Piza, Joseph de Mose

Rabbiner, Kantor, Journalist und Übersetzer, geb. 28.2.1824 Altona, gest. 26.9.1879 Hamburg

P. studierte in Göttingen und Heidelberg Philosophie und arbeitete später als Lehrer in Oldenburg. 1854 wurde er als Sprachlehrer an die ursprünglich als Israelitische Freischule (41) gegründete Stiftungsschule in Hamburg berufen, seit 1855 teilte er sich mit dem ebenfalls der Portugiesisch-Jüdischen Gemeinde angehörenden David Meldola das Amt des Kantors am Neuen Israelitischen Tempelverein. 1859 wurde er zum Oberkantor ernannt. Über den beliebten Religionslehrer Piza schreibt Ferdinand Meisel 1917 in seinen Erinnerungen: »Auch unser Religionslehrer Dr. Piza war ein hervorragender Mann, der die deutsche Sprache meisterhaft beherrschte. Seine stattliche Gestalt, sein prächtiger, dunkler Vollbart, sein herrliches Organ sind mir unvergesslich.« 1856 übersetzte er den Roman Marie Henriquez Morales der englischen Sefardin Grace Aguilar, 1876 gab er den (heute verschollenen) Katalog der Bibliothek der fünf vereinigten Logen in Hamburg heraus. 1862 übernahm P. die Redaktion des Norddeutschen Volksblattes, von 1864 bis 1871 war er Redakteur bei der Hamburger Lokalzeitung Freischütz und 1872 wurde er Schriftleiter des Altonaer Volksblattes Reform. 1866 führte er die staatlich angeordnete Konfirmation unter Beteiligung von vier Knaben und einem Mädchen durch (Trennung von Staat und Kirche durch die Verfassung 1860). 1869 wurde er als Abgeordneter in die Hamburger Bürgerschaft gewählt.

Michael Studemund-Halévy