Italiener, Bruno

Rabbiner, geb. 6.2.1881 Burgdorf (Hannover), gest. 17.7.1956 London

I., Sohn eines Lehrers, besuchte zunächst die jüdische Samson-Schule in Wolfenbüttel und absolvierte anschließend das Hildesheimer Gymnasium. 1899 nahm er seine Rabbinerausbildung am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau auf, wo er 1908 das Examen ablegte. Sein Universitätsstudium, das er zur selben Zeit begann, schloss er 1903 mit der Promotion (Erlangen) ab. Bereits im Jahr vor seiner Ordination wurde er als liberaler Rabbiner der Darmstädter jüdischen Gemeinde eingesetzt, die er zunächst bis 1914 betreute. Während des Ersten Weltkriegs als Feldrabbiner der 7. Armee in Frankreich zugeteilt, setzte er 1918 seine Wirksamkeit in Darmstadt fort. Über seine geistlichen Funktionen hinaus machte sich I. auch als Gelehrter einen Namen. Neben zahlreichen Aufsätzen zur Wissenschaft des Judentums publizierte er eine Faksimile-Edition der Darmstädter Pessach-Haggada, die er durch eine Monographie zur Geschichte der illuminierten Haggadot (1927) ergänzte. I., der sich als deutsch-jüdischer Patriot verstand, betrachtete die wachsende Judenfeindschaft unmittelbar nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs mit Sorge ( Antisemitismus). Seine 1920 publizierte und mehrfach aufgelegte Broschüre Waffen im Abwehrkampf hob darauf ab, den deutschen Juden Argumentationshilfen gegen antisemitische Anfeindungen an die Hand zu geben. I. verließ Darmstadt 1928, als er einem Ruf des Israelitischen Tempelverbands nach Hamburg folgte. An der Reformsynagoge erwarb er sich große Verdienste, weil er das wachsende Bedürfnis der Mitglieder nach Selbstvergewisserung aufgriff und den Tempel durch religiöse und kulturelle Veranstaltungsangebote zu neuer Blüte führte, bis dieser nach dem Novemberpogrom geschlossen wurde. 1939 floh I. gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern über Brüssel nach London ( Emigration), wo er zunächst im East End und von 1943 bis zu seiner Pensionierung 1951 als Assistant Minister an der West London Synagogue of British Jews fungierte. 1956 erlag I. nach einem Sturz seinen Verletzungen.

Andreas Brämer