Rosengarten, Albert
Architekt, Architekturtheoretiker und Kunstschriftsteller, geb. 5.1.1809 Kassel, gest. 15.8.1893 Wiesbaden
R. zählte zu den ersten in Deutschland tätigen jüdischen Architekten. 1826 begann er seine Ausbildung an einer privaten Zeichenschule und der Akademie der bildenden Künste in Kassel, 1827 nahm ihn die Oberbaudeputation Kassel als Eleven an. Mit einem Residenzentwurf, für den er den Prix de Rome der Kasseler Akademie gewann, schloss er seine Ausbildung 1829 ab. In die Zeit als Assistent A. Schuchardts in der Oberbaudeputation Kassel fiel 1833-1839 die Planung und Realisierung der Kasseler Synagoge im bis dahin nur für öffentliche Bauten üblichen romanisierenden Rundbogenstil, der den Synagogenbau in den folgenden Jahrzehnten prägte. Anschließend an die mit dem Prix de Rome finanzierte Studienreise nach Paris, Rom, Venedig und Belgien übersiedelte R. 1842 nach Hamburg, wo er bis 1882/83 eine rege Bau- und Publikationstätigkeit entfaltete. Für christliche und jüdische, private und öffentliche Auftraggeber entstanden Wohn- und Geschäftshäuser, Villen, Wohnstifte, das Gast- und Krankenhaus St. Georg, Kapellen, das Grab-Denkmal für → Gabriel Riesser (heute Jüdischer → Friedhof Ohlsdorf) sowie vier → Synagogen und die → Talmud Tora-Schulgebäude an den Kohlhöfen (9, 18, 19). Seine Publikationen umfassen Reiseberichte, Architekturrezensionen, Architekturtheorie und Übersetzungen. An der Formulierung einer jüdischen Identität war R. weder bei seinen Synagogen oder den Schulen noch in seinen Publikationen interessiert, dennoch reflektierte er das Judesein und das Bauen jüdischer Gemeinden in Deutschland. 1867 trat er aus der → Deutsch-Israelitischen Gemeinde aus.