Emden, Jakob Israel ben Zwi

(auch: Javetz), Rabbinischer Gelehrter und Buchdrucker, geb. 4.6.1698 Altona, gest. 19.4.1776 Altona

E. war der Sohn des religiösen Oberhauptes der jüdischen Dreigemeinde Altona-Hamburg-Wandsbek, Chacham Zwi Aschkenasi. E. erhielt eine gründliche religiöse Erziehung, eignete sich aber auch Fremdsprachen und Kenntnisse außerhalb des jüdischen Bildungskanons an. Trotz seiner kulturellen Aufgeschlossenheit war E. kein früher Verkünder einer jüdischen Variante der Aufklärung. Im Gegenteil blieb er zeitlebens Verfechter eines strengen Traditionalismus. Nach seiner ersten Heirat (von insgesamt dreien) im Alter von 17 Jahren verließ E. das Elternhaus, zunächst um bei seinem Schwiegervater in Ungarisch-Brod (Mähren) das Talmudstudium fortzusetzen. Spätere Reisen, die er unternahm, um sich als Kaufmann zu etablieren, führten ihn in zahlreiche Länder Europas. Als er sich 1729 aufgrund geschäftlicher Unternehmungen in Emden aufhielt, ließ er sich dort von der jüdischen Gemeinde bewegen, das vakante Rabbinat zu übernehmen. Diese Stellung, durch die er seinen Beinamen E. erhielt, gab er nach vier Jahren auf, um sich in Altona niederzulassen. Mit einer Konzession des dänischen Königs ausgestattet, errichtete er 1743 eine hebräische Buchdruckerei, in der er auch seine eigenen Werke verlegte, mit denen er seinen Ruf als herausragender Gelehrter festigte. Seine Schriften beschäftigten sich vorwiegend mit religionsgesetzlichen Fragestellungen, erörterten zuweilen aber auch Probleme der hebräischen Grammatik oder Aspekte der Textkritik. E. galt als schwierig im Umgang, da er seinen Standpunkt stets kompromisslos vertrat. Mit dem Oberrabbiner der Dreigemeinde Jecheskel Katzenellenbogen geriet er in Streit, weil er dessen religions-gesetzliche Entscheidungen in Frage stellte. Als dieser 1749 verstarb, jedoch Jonathan Eibeschütz als Nachfolger gewählt wurde, reagierte E. mit Verbitterung. Seine Versuche, Eibeschütz als geheimen Anhänger des Pseudomessias Sabbatai Zwi zu entlarven und dessen Entlassung zu erzwingen, entfachten eine mehrjährige Kontroverse ( Amulettenstreit), die auch außerhalb des Hamburger Raums die Judenschaften polarisierte. In der Dreigemeinde war es aber Eibeschütz, der die Oberhand gewann, sodass 1851 der Bann über E. verhängt wurde und dieser nach Amsterdam flüchten musste, bis ihm die dänischen Behörden die Rückkehr nach Altona ermöglichten. Trotz seiner Erblindung setzte E. auch in den folgenden Jahren den Kampf gegen die Sabbatianer fort, ohne dass es ihm aber gelang, die Amtsenthebung seines Widersachers zu bewirken.

Andreas Brämer