Herz, Carl

Rechtsanwalt und Politiker, geb. 29.7.1877 Köthen (Anhalt), gest. 14.9.1951 Haifa

Der Sozialist H. setzte sich als Kommunalpolitiker in Altona, Hamburg und Berlin vor allem mit Wohlfahrtsfragen und juristischen Themen auseinander. In zahlreichen Schriften und Reden beschäftigte er sich überdies mit der Demokratisierung der Verwaltung. Er gehörte dem linken Flügel der SPD und 1917 bis 1922 dem gemäßigten Flügel der Unabhängigen SPD (USPD) an. H. ließ sich 1904 als Rechtsanwalt in Altona nieder. Er war einer der ersten fünf sozialdemokratischen Abgeordneten im Altonaer Stadtverordnetenhaus (ab 1910) und in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg neben Heinrich Laufenberg und Fritz Wolffheim einer der drei namhaftesten Vertreter der innerparteilichen Opposition in der Hamburger SPD. 1918/19 prägte er zunächst als juristischer Berater und seit Ende 1918 als Mitglied die Politik der Exekutive des Arbeiterrats von Hamburg und Altona. 1921 bis 1926 amtierte H. dann als zweiter Bürgermeister des Berliner Bezirks Spandau und 1926 bis 1933 als erster Bürgermeister von Berlin-Kreuzberg. In dieser Zeit kämpfte er mit großer Leidenschaft für die auf Selbstverwaltung aufgebaute Demokratie. 1933 wurde H. von den Nationalsozialisten abgesetzt. In den folgenden Jahren schlug er sich mit juristischen Arbeiten, vornehmlich für Juden, durch. 1939 emigrierte H. mit seiner Frau Else nach London, wo er sich wieder im Sinne der gemäßigten USPD politisch betätigte. 1946 siedelte H. nach Palästina über, wo zwei seiner drei Kinder – der jüngste Sohn war in Auschwitz ermordet worden – als überzeugte Zionisten lebten.

Christian Hanke