Holzer, Paul

Rabbiner, geb. 18.12.1892 Krotoschin (Posen), gest. 2.11.1975 London

H. wuchs in Königshütte (Oberschlesien) auf. 1914 nahm er sein Studium am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau auf, das er aber schon kurze Zeit später unterbrach, um als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teilzunehmen. Nach Kriegsende setzte er seine Ausbildung fort und erhielt 1923 die Ordination als Rabbiner. Bereits 1921 war er von der Universität Erlangen promoviert worden. Von 1923 bis 1939 amtierte er als Rabbiner an der Neuen Dammtor Synagoge (47) in Hamburg, die einen gemäßigt konservativen Mittelweg zwischen dem liberalen Tempelverband und dem orthodoxen Synagogenverband beschritt. H. engagierte sich vor allem in der Jugendarbeit sowie in der seelsorgerischen Betreuung jüdischer Häftlinge, seit 1934 unterrichtete er zudem biblische Theologie, jüdische Geschichte und Religionsphilosophie am Hamburger Jüdischen Lehrhaus ( Franz-Rosenzweig-Gedächtnisstiftung). Nach der Reichspogromnacht im November 1938 ( Novemberpogrom) von der Gestapo verhaftet und in das KZ Sachsenhausen verschleppt, konnte er nach seiner Freilassung gemeinsam mit seiner Ehefrau nach England emigrieren, wo er in Surrey und London Stellungen als Rabbiner und Schulleiter bekleidete. H., der bereits kurz nach Kriegsende in die Britische Besatzungszone zurückkehrte, um sich als Rabbiner am Wiederaufbau jüdisch-religiösen Lebens zu beteiligen, kam 1951 erneut in die Bundesrepublik, wo er sich – zunächst als Oberrabbiner für Nordwestdeutschland und später als Landesrabbiner für Nordrhein-Westfalen – auch an der Gründung der Rabbinerkonferenz beteiligte. Nach seiner Pensionierung 1958 übersiedelte H. wiederum nach England, um dort seine letzten Lebensjahre in Hendon (Middlesex) zu verbringen.

Andreas Brämer