Pardo, Herbert Joseph

Jurist, Politiker und Gemeindefunktionär, geb. 20.8.1887 Hamburg, gest. 8.2.1974 Haifa

Nach dem Besuch des Wilhelmgymnasiums studierte P., Sohn eines Schirmfabrikanten, Jura in München, Berlin und Kiel. Der zionistisch und sozialistisch gesinnte Anwalt trat 1910 in die SPD ein und war im Ersten Weltkrieg als Militärhilfsrichter tätig. 1918/19 wurde er zunächst in den Arbeiter- und Soldatenrat und dann in die Bürgerschaft der Freien und Hansestadt gewählt, der er bis 1932 als sozialdemokratischer Abgeordneter angehörte. Der wegen seiner kompromisslosen Haltung in seiner Partei nicht unumstrittene P. war von 1926 bis 1928 Mitglied des Staatsgerichtshofs, der Steuerdeputation, der Gefängnisbehörde und des Universitätsausschusses und gehörte seit 1927 dem Bürgerausschuss an. Ab 1920 war er außerdem Syndikus des Polizeibeamtenverbandes und betätigte sich aktiv im Vorstand des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold sowie im Hamburger Zionistischen Verband ( Zionismus). Als Abgeordneter der Hamburger Bürgerschaft setzte er sich vehement gegen den Antisemitismus zur Wehr. Bis 1933 gehörte er mehrfach dem Vorstand der Portugiesisch-Jüdischen Gemeinde an. 1933 emigrierte er nach dem »Judenboykott« nach Palästina, wo er eine Fabrik für Stahlmöbel betrieb ( Emigration). Nach dem Krieg kehrte P. nach Hamburg zurück und nahm schon im Herbst 1947 aktiv an den Vorstandssitzungen der neu gegründeten Jüdischen Gemeinde Hamburgs teil. Als Anwalt vertrat er bei Wiedergutmachungsfragen vor allem die Interessen der Jüdischen Gemeinde sowie die Ansprüche zahlreicher emigrierter Hamburger Portugiesen. Anfang der fünfziger Jahre zog P. nach Haifa, war aber bis 1971 weiterhin in der Hansestadt als Anwalt, vor allem in Wiedergutmachungsfragen, tätig.

Michael Studemund-Halévy