Slutzky, Naum

Beleuchtungs- und Innenarchitekt, Schmuckkünstler, geb. 28.2.(10.3.)1894 Kiew, gest. 4.11.1965 Stevenage (England)

Auf der Flucht vor den Judenpogromen in Russland gelangte S. 1905 nach Wien, wo er seit 1908 eine dreijährige Goldschmiedlehre bei Cheine Litweie absolvierte und bis 1913 bei den Wiener Werkstätten Anstellung fand. Daran schloss sich ein Studium des Ingenieurwesens an der TH Wien und an der Kunstschule von Johannes Itten an. 1922 erhielt S. sein Meisterdiplom für das Goldschmiedehandwerk. 1924 übersiedelte er nach Hamburg, wo er seit 1928 in der Jüdischen Gemeinde ( DIG) aktiv war. Freischaffend arbeitete er in der Hansestadt, bis er 1933 nach London emigrierte ( Emigration). S.s wichtigste künstlerische Arbeiten entstanden vor der Auswanderung. Aus der Zeit am Bauhaus in Weimar (1919) stammen Entwürfe für Gebrauchsgeschirr, Lampen, Herstellung von Schmuck. In Hamburg widmete er sich der Herstellung von Möbeln und Geräten, Dosen, Kannen und Lampen, bevorzugt in Kugel- oder Halbkugelform. Seit 1930 produzierte er zudem konstruktiv strengen Schmuck in Naturstein und Stahl. Im selben Jahr wurden seine Plastiken, Landschafts-Aquarelle und Zeichnungen ausgestellt, doch wandte er sich später von der freien Kunst ab. S. betätigte sich zudem als Innenarchitekt – unter anderem erhielt er den Auftrag zur Gestaltung von Innenraum und Beleuchtung des Israelitischen Tempels in der Oberstraße (53). In den Jahren 1935-40 fand S. Beschäftigung als Lehrer in Dartington Hall, Totnes. 1937 wurden 22 seiner Goldschmiedearbeiten im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe als »entartet« deklariert und beschlagnahmt. 1940-41 war er als »feindlicher Ausländer« auf der britischen Isle of Man interniert. Nach dem Krieg unterrichtete er zunächst als Lehrer in Hampstead, seit 1950 dann als Tutor für Industriedesign am Royal College of Art in London. In zweiter Ehe heiratete er 1949 Rita Ingeborg Mashkowsky, die 1950 eine Tochter zur Welt brachte. 1957-64 leitete S. den Fachbereich Industriedesign am College of Art and Crafts in Birmingham, 1965 lehrte er als Dozent am Ravensbourne College in Kent.

Maike Bruhns