Markon, Isaak Dow Ber
Orientalist und Bibliothekar, geb. 27.1.1875 Rybinsk (Wolga), gest. 28.3.1949 London
M., der aus einer russisch-jüdischen Großkaufmannsfamilie stammte, studierte ab 1896 Orientalistik und Jura an den Universitäten St. Petersburg und Berlin, wo er sich zugleich am orthodoxen Rabbiner-Seminar einschrieb. Von 1901 bis 1917 arbeitete er als Bibliothekar in der hebräischen Abteilung der Kaiserlichen Öffentlichen Bibliothek in St. Petersburg. Zwischen 1918 und 1920 lehrte er als Dozent für Jüdische Studien an der St. Petersburger Universität, seit 1922 bekleidete er ein Ordinariat an der Universität in Minsk. 1924 verließ M. Russland und ging nach Berlin. Hier hielt er zunächst Gastvorlesungen am Rabbiner-Seminar, seit 1926 beteiligte er sich als Redakteur und Mitarbeiter an verschiedenen jüdischen Lexika und Enzyklopädien, für die er mehrere hundert Artikel verfasste. Nach Hamburg kam M. 1928, nachdem ihm die → Deutsch-Israelitische Gemeinde die Leitung der → Jüdischen Bibliothek und Lesehalle angetragen hatte. Dank seiner wissenschaftlichen Kontakte trug er maßgeblich zum Auf- und Ausbau der Bibliothek bei. Zudem veröffentlichte er Aufsätze zur Geschichte der Hamburger Juden und war aktiv in der Erwachsenenbildung, veranstaltete Kurse in der → Franz-Rosenzweig-Gedächtnisstiftung und nahm als Mitglied der Hamburger Beerdigungsbrüderschaft (→ Beerdigungswesen) und der Steinthal-Loge (→ Logenwesen) am gemeindlichen Leben teil. 1938 wurde er als jüdischer Bürger der Sowjetunion aus Deutschland vertrieben. Nach einem Aufenthalt in Amsterdam gelang ihm 1940 die Flucht nach Großbritannien, wo er dem Montefiore College in Ramsgate beitrat. Für die Commission for European Jewish Cultural Reconstruction beschrieb er die Kulturgutverluste der Hamburger, Altonaer und Wandsbeker Bibliotheken und Einrichtungen.