Jüdische Bibliothek und Lesehalle
1909 wurde die J. als ein moderner Bibliothekstyp, der sich besonders durch die Auslage von Zeitungen und Zeitschriften sowie durch Anschaffung populärwissenschaftlicher Bücher auszeichnete, neben der Büchersammlung der Hamburger Gemeinde eingerichtet.
Die J. wuchs durch Geschenke und Leihgaben aus Privathand, aus der Gemeindebibliothek, aus den Büchereien der Kultusverbände und weiteren jüdischen → Vereinen und Logen (→ Logenwesen). 1921 geriet der Trägerverein in wirtschaftliche Schwierigkeiten, die J. musste daraufhin geschlossen werden. Nachdem 1923 die Gemeinde den Unterhalt übernommen hatte, erlebte die »Bibliothek (und Lesehalle) der → Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg« unter Leitung ihres ersten hauptamtlichen Bibliothekars → Isaak Markon ab 1928 eine kurze Blüte. Markon richtete die überwiegend mit belletristischer und populärwissenschaftlicher Literatur ausgestattete Bibliothek wissenschaftlich aus. Er plante gezielte Anschaffungen, wie u.a. das Sammeln von Responsen der Rabbiner der → Dreigemeinde sowie regionales Schrifttum mit Bezug zum Judentum. Er gliederte die Bibliotheken der Wallich- und der Levi-Salomon-Klaus (→ Jeschiwa) in den Bestand ein und erwarb die Bibliotheken der Rabbiner Nehemias Anton Nobel und → David Leimdörfer. Der Bücherbestand sowie die Ausleihzahlen stiegen sprunghaft an. Während des Nationalsozialismus versuchten die Bibliothekare mit ihrem Literaturangebot zu Selbstbehauptung und Identitätsstärkung beizutragen. In der Nacht des → Novemberpogroms 1938 wurde die Bibliothek vom Sicherheitsdienst konfisziert und im Sommer 1939 nach Berlin verschleppt. 1942 bemühte sich die Bibliothek der Hansestadt Hamburg (die heutige Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg) um die Bestände, die ihr Ende Mai 1943 übereignet und im gleichen Sommer nach Sachsen verlagert wurden. Nach dem Krieg gab die Staats- und Universitätsbibliothek den Bestand an die Gemeinde zurück, der sich aber weiterhin in der DDR befand. Die Bemühungen der Gemeinde, ihre Bücher nach Hamburg zurückzuführen, kamen 1957 mit Hilfe des Historikers Helmut Eschwege zu einem erfolgreichen Abschluss. Seitdem wurden auch neue Erwerbungen eingegliedert, so dass der Gesamtumfang im Jahre 2000 auf ca. 19.000 Bände geschätzt werden konnte. Die J. verfügt zudem über Judaica, die sich in dieser Vielfalt in Deutschland kaum noch finden lassen. Die Bibliothek ist zurzeit (2005) nicht benutzbar, die Jüdische Gemeinde hofft jedoch, die Bibliothek in ihrem neuen Gemeindezentrum präsentieren zu können.