Salomon, Gotthold
Prediger, Pädagoge und Schriftsteller, geb. 1.11.1784 Sandersleben, gest. 17.11.1862 Hamburg
S. genoss in jungen Jahren eine traditionelle religiöse Erziehung, während er seine allgemeine Bildung später überwiegend im Privatunterricht oder autodidaktisch erwarb. Seit 1802 unterrichtete er Deutsch und Hebräisch an der jüdischen Reformschule in Dessau, an der er auch erste Gelegenheit zu öffentlichen Ansprachen erhielt. 1818, das Jahr, in dem er die rabbinische Ordination erwarb, übertrug ihm der Hamburger Neue Israelitische → Tempelverein das Amt des zweiten Predigers, das er fortan neben → Eduard Kley ausübte. Mehr noch als dieser galt S. als herausragender Kanzelredner, der als solcher bestrebt war, über die Nachahmung christlicher Muster hinauszugelangen und eine genuin jüdische Form für den gottesdienstlichen Vortrag zu entwickeln. Von ihm verfasst, erschienen nicht nur zahlreiche Predigtsammlungen, sondern auch eine deutsche Übersetzung der hebräischen Bibel. In mehreren Streitschriften ergriff er für die → Emanzipation der deutschen Juden das Wort. An der Bearbeitung und Neuauflage des Tempelgebetbuchs 1841 maßgeblich beteiligt, verteidigte S. die darin enthaltenen liturgischen Veränderungen gegen die massive Kritik, die sowohl die Reformer als auch die Orthodoxie formulierten. Er verstand sich zeitlebens als Protagonist einer auch den außerkultischen Bereich umfassenden Neugestaltung jüdischer Frömmigkeitsmuster, für die er auf den 1844 bis 1846 stattfindenden Rabbinerversammlungen in Braunschweig, Frankfurt a. M. und Breslau das Wort ergriff. 1857 trat S. als Kanzelredner in den Ruhestand.