Norden, Joseph
Rabbiner, geb. 17.6.1870 in Hamburg, gest. 7.2.1943 Theresienstadt
N. besuchte in Hamburg zunächst die → Talmud Tora Schule, anschließend bis zum Abitur 1890 das Johanneum. In Berlin schrieb er sich an der Universität für Philosophie und – trotz seiner liberalen Anschauungen – am orthodoxen Rabbinerseminar ein, hörte aber bald auch Vorlesungen an der progressiv ausgerichteten Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums. Die akademische Ausbildung schloss er 1895 in Halle mit der Promotion ab, das Rabbinatsexamen erfolgte 1896. 1897 trat N. seine erste Stelle als Rabbiner in Neustettin (Pommern) an, wechselte aber 1899 nach Myslowitz (Schlesien). Große Teile seiner Gemeinde gehörten einer ihm fremden, ostjüdisch-orthodoxen Welt an, in der er als entschiedener Fürsprecher des liberalen Judentums schwerlich seine Anschauungen zur Geltung bringen konnte. Das Rabbineramt in Elberfeld, das er 1907 übernahm, entsprach weitaus mehr seinen Vorstellungen, obwohl sein Standpunkt und seine Lebensweise auch dort mitunter auf Unverständnis stießen. N. war aktives Mitglied in der World Union for Progressive Judaism und machte sich einen Namen als Übersetzer der Bücher Claude Montefiores, der zu den Führern des Reformjudentums in England zählte. Im April 1935 trat N. in den Ruhestand und zog kurz darauf nach Hamburg, wo er am Israelitischen → Tempelverband eine neue Heimat und Wirkungsstätte fand. Hier gehörte er seit 1937 dem Rabbinatsgericht an und übernahm 1939 die Nachfolge von Rabbiner → Bruno Italiener (→ Rabbinat). Am 15. Juli 1942 wurde N. nach Theresienstadt deportiert (→ Deportation). Eine → Emigration und Betätigung in England, die ihm mehrfach angeboten worden war, hatte er bis zuletzt abgelehnt, da er, der »in guten Zeiten mit seiner Gemeinschaft gelebt« hatte, nun »auch unter den schlimmen Umständen bei ihr ausharren« wollte.