Haarbleicher, Moses Martin

Schriftsteller und Gemeindesekretär, geb. 14.11.1797 Hamburg, gest. 25.11.1869 Hamburg

Der mit Gabriel Riesser befreundete Kaufmannssohn engagierte sich schon in jungen Jahren für die Jüdische Gemeinde in Hamburg und nahm aktiven Anteil an den Bemühungen zur Gleichberechtigung der Juden. In Zeitungsartikeln trat er gegen Diskriminierung und Judenfeindschaft auf. H. war an der Gründung des Vereins zur Beförderung nützlicher Gewerbe unter den Israeliten beteiligt und amtierte lange Zeit als dessen Sekretär. Als Anhänger der Reformbewegung wurde er 1828 zum Deputierten des Tempelvereins gewählt. Angesichts der antijüdischen Ausschreitungen des Jahres 1835 bekannte H. in seinem Tagebuch: »Das Explosive an sich war eigentlich nicht so wichtig als die niederträchtige Gesinnung, die die Hamburger Christen aller Klassen dabei an den Tag legten, Regierungsbehörden nicht ausgenommen. Mein Entschluss, von hier zu ziehen, sobald es meine Verhältnisse erlauben sollten, jedenfalls aber mindestens meine Söhne nicht für Hamburg zu erziehen, ist seitdem unerschütterlich.« H. blieb in Hamburg, einige seiner Kinder gingen aber später ins Ausland. Nach einer mehrjährigen Tätigkeit als beeidigter Makler wurde H. 1840 als Sekretär der Deutsch-Israelitischen Gemeinde in Hamburg angestellt. Daneben wirkte er ehrenamtlich in Vereinen, schrieb Gedichte und Liedtexte und war u. a. an der Neuauflage des 1841 vom Tempelverein herausgegebenen Gebetbuchs beteiligt. Als H.s wichtigste Veröffentlichung erschien 1867 sein Werk Zwei Epochen aus der Geschichte der Deutsch-Israelitischen Gemeinde in Hamburg. H. bezeichnete es »Repertorium aller zu den verschiedenen Zeitpunkten für die hamburgischen Juden in Geltung gewesenen Gesetze und Verordnungen.« Das Buch dokumentiert die staatlichen und innergemeindlichen Regelungen auf dem langen Weg zur rechtlichen Gleichstellung der Juden in Hamburg ( Emanzipation).

Jürgen Sielemann