Warburg, Pius

Bankier und Mäzen, geb. 6.6.1816 Altona, gest. 25.11.1900 Altona

W. gehörte zu den bedeutendsten Repräsentanten des Altonaer Zweiges der Familie Warburg. Sein Vater Wulf Salomon hatte zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Altonaer Bankhaus W. S. Warburg gegründet, das sich schnell zu einem bedeutenden Geldinstitut entwickelte und zahlreiche Unternehmer Hamburgs und Schleswig-Holsteins zu seinen Kunden zählte. Mitte des 19. Jahrhunderts nötigte Wulf Salomon Warburg seinen jüngsten Sohn Pius zum Eintritt in das Bankhaus, der nach dem Besuch des Christianeums ein Studium in Berlin aufgenommen hatte und dieses auf väterliche Weisung abbrechen musste. W. bewährte sich zwar in der ungeliebten Tätigkeit, konzentrierte seine Aktivitäten jedoch auf den politisch-kulturellen Raum. Von 1865 bis 1885 war er Stadtverordneter in Altona, wo er überdies als »Bürgerworthalter« fungierte, d. h. als Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung. Darüber hinaus gehörte W. dem schleswig-holsteinischen Provinziallandtag (1869 bis 1887) und dem Provinzialausschuss an. Auch in der Verwaltung der Hochdeutschen Israelitengemeinde und im Vorstand des Altonaer Kunstvereins war W. aktiv. Sein Haus in der Palmaille entwickelte sich schnell zum Zentrum des künstlerisch-gesellschaftlichen Lebens in Altona. Zu den Gästen W.s, der ausgezeichnet Cello und Klavier spielte, zählten u. a. die Musiker Johannes Brahms und Cornelius Gurlitt, der dänische Märchendichter Hans Christian Andersen und der Soziologe Ferdinand Tönnies. Als Kunstsammler und Mäzen reichte der Ruf W.s weit über die Altonaer Stadtgrenzen hinaus. Seine bedeutende Kunstsammlung vermachte er testamentarisch dem Altonaer Museum, und zu Ehren seiner Mutter Betty Warburg richtete er das Betty-Stift (112) ein, ein Wohnheim für alleinstehende ältere Damen, das auch heute noch besteht.

Frank Bajohr