Israelitische Freischule
Die F. wurde 1815 als Schule für arme jüdische Kinder gestiftet. Ihre wohlhabenden Gründer waren eng mit der jüdischen Reformbewegung verbunden, die durch eine umfassende Neugestaltung der innerjüdischen Belange eine Angleichung an die nichtjüdische Gesellschaft erreichen wollte.
Die Reformbestrebungen konzentrierten sich auf drei Bereiche: Umgestaltung des jüdischen Kultus, Reform des jüdischen Schul- und Erziehungswesens und Maßnahmen zur Berufsumschichtung. Diese Bemühungen setzten vor allem bei den mittellosen Teilen der jüdischen Bevölkerung an.
Der schulischen Ausbildung ihrer Kinder kam eine besondere Bedeutung zu: Je schlechter ihre Chancen für eine Schulausbildung waren, desto eher bestand die Gefahr, dass sie später einem Erwerb im Klein- und Hausierhandel nachgehen mussten, und damit einen traditionellen jüdischen Berufsweg wählen würden.
Die Schüler der F. sollten daher nach Möglichkeit auf einen Handwerksberuf vorbereitet werden. Im Religionsunterricht wurde auf den dogmatischen und zeremoniellen Teil der jüdischen Glaubenslehre verzichtet und stattdessen ethische Grundprinzipien der Religion vermittelt.
1817 bis 1848 wirkte → Eduard Kley als Oberlehrer an der F. Sein Nachfolger wurde → Anton Rée, der die Schule von 1848 bis 1891 leitete. Seit 1859 nahm die Schule auch christliche Schüler auf und entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einer gemischt konfessionellen Schule. In den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts besuchten etwa 700 Schüler die Schule; sie war damit eine der größten Schulen in Hamburg (→ Schulwesen). 1870 wurde die F. in »Israelitische Stiftungsschule von 1815« umbenannt. 1890 erhielt sie dann den Namen »Stiftungsschule von 1815«, um dem Umstand Rechnung zu tragen, dass die Zahl der christlichen Schüler höher war als die der jüdischen. 1920 wurde die Schule verstaatlicht. Bis zur Schließung 1933 trug sie dann den Namen »Dr. Anton Rée-Realschule«.
Der Schulunterricht hatte in den ersten Jahren in bescheidenen Räumlichkeiten in der → Neustadt stattgefunden. 1830 erhielt die Schule ein eigenes Gebäude am Zeughausmarkt (41), das 1915 durch einen Neubau ersetzt wurde. Heute ist in dem Gebäude die Anna-Siemsen-Gewerbeschule untergebracht.