Wormser, Daniel

Pädagoge und Vereinsfunktionär, geb. 14.11.1840 Altdorf (Baden), gest. 11.5.1900 Hamburg

Der Name W. verbindet sich mit der selbstlosen Hilfe für ostjüdische Flüchtlinge auf der Durchreise nach Amerika. Seit 1864 war W. Lehrer an der Talmud Tora Schule in Hamburg. Nach seminaristischer Ausbildung, die er später durch das Mittelschullehrerexamen ergänzte, besaß er die Lehrbefähigung für Deutsch, Französisch und Hebräisch. Die Schule befand sich im Aufbau zur Höheren Bürgerschule, an dem er mit großem Wissen und pädagogischer Begabung mitwirkte. In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts fand er neben seiner Lehrtätigkeit eine Aufgabe, die seine Kräfte aufs äußerste beanspruchte: Juden aus Russland und anderen osteuropäischen Ländern mussten vor einer restriktiven Gesetzgebung und Pogromen fliehen. Eine Massenauswanderung ( Auswanderung) nach Amerika setzte ein. Der Hamburger Hafen war die Zwischenstation vor der Einschiffung nach den USA. Das Elend der verarmten Flüchtlinge, die oft wochenlang in Hamburg warten mussten, war groß. 1884 nahm der von W. gegründete Israelitische Unterstützungsverein für Obdachlose seine Arbeit auf und versorgte die Notleidenden bis zur Abreise mit einem Nachtquartier und Mahlzeiten, wenn nötig auch mit Kleidung und Reisegeld. Dabei war es in W.s Sinne, dass zuweilen auch Nichtjuden unterstützt wurden. Als die Geldmittel des Vereins knapp wurden, wandte sich W. an Baron Moritz von Hirsch in Paris und bewog ihn zu einer großzügigen Spende. Es galt auch die christliche Judenmission abzuwehren, die hier ein weites Tätigkeitsfeld entdeckt hatte. W. sorgte dafür, dass in den Auswandererhallen am Amerika-Kai eine streng rituell geführte Küche eingerichtet wurde. 1896 folgte die Einweihung einer gut ausgestatteten Synagoge

Ursula Randt