Hertz, Fanny Bacher

Salonière, geb. 1777 Potsdam, gest. 20.7.1829 Hamburg

H., geboren als Frommet Bacher, älteste Tochter des Steuerschätzers Selig Moses Bacher und seiner aus Hamburg stammenden Frau Blume, geb. Guggenheim, kam nach dem frühen Tod ihrer Mutter nach Hamburg, um sich ihren Lebensunterhalt als Gesellschafterin zu verdienen. In dieser Zeit änderte sie ihren Vornamen in Fanny. 1798 heiratete sie den 25 Jahre älteren Bankier Jacob Moses Hertz (1752-1833), dessen erste Ehefrau bereits 1793 verstorben war. Die Verbindung zwischen der kulturell vielseitig interessierten Fanny und dem im Geschäfts- und Gemeindeleben engagierten Jacob galt allgemein als Vernunftehe. Aus ihr gingen drei Kinder hervor: Adolph Jacob (geb. 1800), Salomon (geb. 1801) und Eduard (geb. 1811). Für die Erziehung ihrer beiden ersten Söhne engagierte das Ehepaar 1804 den 18-jährigen Karl August Varnhagen von Ense, einen protestantischen Medizinstudenten mit literarischen Ambitionen. Dass H. und Varnhagen von Ense bald eine Liebesbeziehung eingingen, blieb der Umgebung nicht verborgen. Freunde gingen davon aus, dass H. nach dem Tod ihres Ehemanns konvertieren und Varnhagen von Ense heiraten würde. Weil Varnhagen von Ense zuweilen befreundete Berliner Literaten im Hause Hertz empfing, wurde später vermutet, H. habe einen literarischen Salon unterhalten. Im März 1805 wurde Varnhagen von Ense durch einen anderen Erzieher protestantischer Herkunft ersetzt, weil er seine Ausbildung fortsetzen wollte. 1808 kehrte er dann nach Berlin zurück und heiratete dort 1814 Rahel Levin, nachdem diese sich hatte taufen lassen. Bis 1809 erhielt er noch Unterstützung von der Hertz-Familie, auch waren er und H. weiterhin eng befreundet. 1829 verstarb H., vier Jahre vor ihrem Mann Jacob. Sie hielt dem Judentum bis zum Schluss die Treue, ihr Sohn Adolph aber nahm den christlichen Glauben an wie viele andere ihrer Nachfahren auch.

Deborah Hertz