Horwitz, Mirjam
Regisseurin und Schauspielerin, geb. 15.6.1889 Berlin, gest. 26.9.1967 Lütjensee bei Hamburg
Nach ihrer Ausbildung zur Schauspielerin bei Max Reinhardt debütierte H. an verschiedenen Berliner Bühnen. Hier lernte sie ihren späteren Mann, den Regisseur Erich Ziegel, kennen, mit dem sie eine fast fünfzigjährige, glückliche Ehe verbinden sollte. Sie schlug reizvolle Filmangebote aus und folgte ihrem Mann nach Hamburg, wo sie sich 1916 am Deutschen Schauspielhaus dem Publikum vorstellte. Als Erich Ziegel dort ebenfalls ein Engagement annahm, versuchte das Paar vergeblich, den Spielplan mit moderner Dramatik aufzufrischen. Ende 1917 verließen H. und Ziegel das Haus, um eine eigene Bühne ins Leben zu rufen. Mit zeitgenössischen Autoren, vielfältigen Regiehandschriften und unbekannten Schauspieltalenten sollte den katastrophalen Folgen des Krieges begegnet und der jungen Generation eine Zukunftsperspektive aufgezeigt werden. Ihr Theater, die Hamburger Kammerspiele am Besenbinderhof, eröffneten 1918 mit einer Frank-Wedekind-Woche und entwickelten sich bald zu einem Avantgardetheater. Zum Ensemble zählten neben H. u. a. Gustaf Gründgens, Werner Hinz, Paul Kemp und Fritz Kortner. Als ihr Mann 1926 zum Leiter des Schauspielhauses ernannt wurde, übernahm H. die Direktion der Kammerspiele und begann, regelmäßig zu inszenieren. 1928 musste die Bühne dem Neubau des Gewerkschaftshauses weichen; man zog zunächst in das Kleine Lustspielhaus an den Großen Bleichen und 1932 in das Thalia Theater. Das Auftrittsverbot für H. aufgrund ihrer jüdischen Herkunft erzwang 1934 die → Emigration nach Wien. Gründgens holte Ziegel nach Berlin ans Staatliche Schauspielhaus, und H. folgte ihrem Mann 1938. Erst ab 1945 konnte sie wieder als Schauspielerin arbeiten, u. a. in der Rolle der Mutter Wolffen in Gerhart Hauptmanns Biberpelz und als Regisseurin an Friedrich Schütters Jungem Theater.