Goldschmidt, Johanna
geb. Schwabe, Schriftstellerin und Pädagogin geb. 11.12.1806 Bremerlehe, gest. 10.10.1884 Hamburg
G., Tochter des Kaufmanns Marcus Hertz Schwabe und seiner Ehefrau Henriette, lebte seit 1812 in Hamburg. G.s Vater war Mitglied im 1817 gegründeten Neuen Israelitischen → Tempelverein; sie wuchs auf in der liberalen Atmosphäre jüdischer Reform. 1826 heiratete sie den ebenfalls reformerisch gesinnten Kaufmann Moritz David Goldschmidt und wurde Mutter von acht Kindern. 1847 publizierte sie anonym Rebekka und Amalia. Briefwechsel zwischen einer Israelitin und einer Adeligen über Zeit- und Lebensfragen, in dem sie die bedrückte Lage der Juden in Hamburg schilderte. Sie bekannte sich zu einem akkulturierten jüdischen Lebensstil und zur jüdisch-christlichen Verständigung, lehnte aber eine aus Karrieregründen vollzogene Taufe ab. Der Roman enthielt den Entwurf eines interkonfessionellen Frauenvereins, der sich weniger begüterten Geschlechtsgenossinnen zuwandte. Diesen Plan realisierte sie im Frühjahr 1848 unter dem Eindruck der Revolution, indem sie mit acht Jüdinnen und acht freireligiös orientierten Christinnen einen sozialen Verein gründete. Zu ihren Zielen gehörte, für die → Emanzipation von Juden und Frauen einzutreten, konfessionelle Vorurteile zu bekämpfen und den Ausgleich sozialer Unterschiede zu fördern. G. wirkte in Schrift und Tat für die freiheitliche Kindererziehung im Sinne Friedrich Fröbels. Sie unterrichtete Kinder erwerbstätiger Mütter in einer informellen Schule, die 1852 wegen demokratischer und atheistischer Tendenzen polizeilich geschlossen wurde, 1856 aber unter ihrer Leitung neu eröffnet werden konnte und 1862 Bestandteil des neu gegründeten Paulsenstifts wurde. Weil G. sich mit der Anstaltsleitung nicht über den Charakter der Schule einig wurde, schied sie aus und widmete sich fortan ganz dem 1860 gegründeten Fröbelverein und der Gründung von Bürgerkindergärten für Kinder aller sozialen Schichten. Im Fröbelseminar schuf sie Voraussetzungen für neue weibliche Berufe. Als Mitglied der organisierten Frauenbewegung warb sie in öffentlichen Vorträgen für die Fröbellehre und förderte so die internationale Verbreitung der Kindergärten.