Kornitzer, Leon
Kantor, geb. 4.5.1875 Wien, gest. Februar 1947 Haifa
Die tiefgreifenden Veränderungen synagogaler Musik am Hamburger Reformtempel im frühen 20. Jahrhundert wurden durch K. initiiert, der die zuvor gepflegten sefardischen Melodien sowie die an protestantische Kirchenmusik angelehnte Musik in deutscher Sprache durch traditionelle aschkenasische Klänge ersetzte. Als Spross einer alten, dem Kantorenstand verbundenen Familie begann er seine musikalische Ausbildung bei seinem Vater. Weitere Studien folgten von 1887 bis 1893 mit L. Unger in Wien und von 1893 bis 1897 mit L. Schmidt in Brünn. K.s musikalische Tätigkeiten waren vielseitig: Er war Dirigent des Synagogengesangvereins in Iglau (1898), Oberkantor in Klattau und Saaz (1899-1905) und am Kaiser Franz Joseph-Tempel in Prag (1906-1913). Mit seiner Anstellung als Oberkantor am Hamburger → Tempelverband 1913 begann seine fruchtbarste Schaffenszeit, während deren er seinen Tätigkeitsbereich zunehmend erweiterte. Er verfasste mehrere Kompositionen gottesdienstlicher Gesänge, darunter Rômmemmôs El (1926). Als Gründer und Redakteur der Monatszeitschrift Der jüdische Kantor (1928-1938) publizierte er Musikbeilagen sowie vor allem eine Anzahl von Aufsätzen, in denen zumeist praxisnahe Fragen der Vorsänger zur Sprache kamen. K. war auch Herausgeber einer 1933 unter dem Titel Jüdische Klänge publizierten Sammlung von synagogalen, paraliturgischen und folkloristischen Melodien deutsch-jüdischer Komponisten für mehrstimmigen Chor, Violine und Klavier und Klavier solo. K. amtierte außerdem als Vorsitzender der Vereinigung jüdischer Kantoren in Deutschland. Diese Position verhalf ihm zu einem Visum, mit dem er seine seit 1936 geplante Auswanderung nach Eretz Israel 1939 realisieren konnte. Bis zu seinem Tod wirkte er als Dirigent an der Zentralsynagoge in Haifa.