Singer, Günter
Geschäftsführer und Kantor der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, geb. 14.1.1922 Breslau, gest. 1.11.1989 Hamburg
S. stammte aus einem wohlhabenden und religiösen Elternhaus. Infolge rechtlicher Beschränkungen musste er 1941 das jüdische Realgymnasium seiner Heimatstadt Breslau vorzeitig verlassen. Bis zu seiner → Deportation arbeitete er dann als Verwaltungslehrling in der örtlichen Jüdischen Gemeinde. S. überlebte die Lager Theresienstadt, Auschwitz und Birkenau. Nach der Befreiung kehrte er nach Breslau zurück, wo er jedoch keine überlebenden Familienangehörigen mehr vorfand. Er ging nach Erfurt und beteiligte sich dort am Wiederaufbau der Jüdischen Gemeinde. 1953 verließ S. die DDR und wurde Kantor der → Jüdischen Gemeinde Hamburg, drei Jahre später übernahm er auch das Amt des Geschäftsführers. S., der 1986 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, prägte mit seiner Persönlichkeit die Gemeinde nach innen und nach außen. Einerseits bescheiden, selbstlos und korrekt, wirkte er zugleich distanziert und dominant. Am Bau der neuen → Synagoge in der Hohen Weide (55) war S. maßgeblich beteiligt, auch der Bau des Altersheimes in der Schäferkampsallee (63), das in den neunziger Jahren geschlossen wurde, war weitgehend seiner Initiative und Beharrlichkeit zu verdanken. Er vertrat die Hamburger Jüdische Gemeinde in zahlreichen Institutionen: Bis zu seinem Tod war er u. a. Mitglied im Beirat der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland sowie Vorstandsmitglied der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland.