Embden, Charlotte
Salonière, geb. um 1803 Düsseldorf, gest. 14.10.1899 Hamburg
Die Schwester Heinrich Heines, von dem Schriftsteller liebevoll »Lottchen« genannt, lebte von den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts bis zu ihrem Tod in Hamburg. Zeit ihres Lebens stand sie zu ihrem berühmten Bruder in intensivem Kontakt, der seinen Niederschlag in einem regen, in vertraulichstem Ton gehaltenen Briefwechsel gefunden hat. Als einzige Tochter des Tuch- und Manufakturkaufmanns Samson Heine (1764-1828) und seiner Ehefrau Betty (ursprünglich Peira), geb. van Geldern (1771-1859), wuchs Charlotte gemeinsam mit den Brüdern Heinrich (ca. 1797-1856), Gustav (ca. 1804-1886) und Maximilian (ca. 1805-1879) in ihrer Geburtsstadt auf, wo sie eine aufklärerisch-liberale Erziehung genoss. Schon während der Kindheit entwickelte sich ein besonders enges Verhältnis zwischen Charlotte und Heinrich. Nach dem Bankrott des väterlichen Geschäfts in Düsseldorf im Jahr 1819 gelangte Charlotte gemeinsam mit ihren Eltern und den Brüdern nach Hamburg. Hier nahm sich vor allem der Bankier → Salomon Heine, Bruder von Samson, ihrer an. Nach Aufenthalten in Oldesloe und seit Juli 1822 in Lüneburg kehrte die Familie 1828 nach Hamburg zurück, wo Samson Heine noch im selben Jahr starb. 1823 heiratete Charlotte den wohlhabenden Kaufmann Moritz Embden (1790-1866). E. gewährte Heinrich Heine bei seinen zahlreichen Besuchen in Hamburg mitunter Logis. Für E. schrieb Heinrich 1824 das Gedicht »Mein Kind wir waren Kinder«, das gemeinsame Erinnerungen an Kinderspiele im Elternhaus in der Düsseldorfer Bolkerstraße beschwört, weitere Gedichte widmete er ihr. Aus seinen zahlreichen Briefen an die Schwester, die ihm zur engsten familiären Vertrauten wurde, spricht eine fürsorgliche Zugewandtheit, bisweilen auch eine schwärmerische, erotisch getönte Liebe. Mit dem Verleger Julius Campe führte E. Verhandlungen im Auftrag ihres Bruders. In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde der Embden’sche Salon, in dessen Mittelpunkt die Gastgeberin stand, zu einem beliebten Treffpunkt für Persönlichkeiten des literarischen, künstlerischen und musikalischen Lebens. Ende 1855 besuchte E. zusammen mit ihrem Bruder Gustav den kranken Heinrich Heine in Paris. Nach dessen Tod erhielt sie Besuch von Schriftstellern und Literaturhistorikern, so etwa von dem Heine-Biographen Gustav Karpeles. Kaiserin Elisabeth von Österreich besuchte die inzwischen hoch betagte Schwester des von ihr verehrten Dichters 1887 in Hamburg und erhielt einige Heine-Autographen zum Geschenk.