Aschkenasi, Zwi Hirsch ben Jacob

Aschkenasi, Zwi Hirsch ben Jacob

(auch: Chacham Zwi), Rabbiner und Talmudist, geb. 1660 (?) Mähren, gest. 3.5.1718 Lemberg

In Ofen (Ungarn) studierte A. zunächst an der Talmudhochschule seines Großvaters. Längere Aufenthalte in Saloniki und Belgrad zwischen 1676 und 1679 eröffneten ihm die Gelegenheit, sich mit den religiösen Bräuchen und Formen der sefardischen Juden vertraut zu machen. Mit dem Ehrentitel eines Chacham versehen, ließ er sich wiederum in Ofen nieder und verheiratete sich dort. Nach dem gewaltsamen Tod seiner ersten Frau und seiner Tochter während der Belagerung der Stadt 1686 flüchtete A. nach Sarajewo, wo ihn die sefardische Gemeinde als ihren Rabbiner bestimmte. Über Venedig, Prag und Berlin gelangte er 1689 nach Altona. Dort ehelichte er die Tochter des Salman Mirels Neumark, der als Rabbiner der Dreigemeinde Altona-Hamburg-Wandsbek amtierte. Viele Jahre leitete A. ein von wohlhabenden Gemeindemitgliedern eingerichtetes jüdisches Lehrhaus (Klaus), bis er 1706 – gemeinsam mit Moses Rothenburg – zum Nachfolger seines Schwiegervaters ernannt wurde. Meinungsverschiedenheiten mit seinem Amtskollegen veranlassten ihn jedoch schon bald zur Niederlegung seines Amtes. 1710 kehrte er Altona den Rücken, als ihm die aschkenasische Gemeinde in Amsterdam das Oberrabbinat antrug. Dort erschien 1712 ein Teil seiner Rechtsgutachten im Druck, die ihn als einen der herausragenden Kenner des jüdischen Religionsgesetzes auswiesen. Im Streit mit der lokalen sefardischen Gemeinde, der sich an der Frage sabbatianischer Schriften entzündete, wurde A. jedoch 1714 zum Rücktritt gezwungen. Nach einem Aufenthalt in London begab er sich 1717 nach Lemberg (Polen), wo er erneut ein Rabbineramt übernahm, das er bis zu seinem Tod ausübte.

Andreas Brämer