Hinrichsen, Siegmund
Bankier und Politiker, geb. 17.1.1841 Hamburg, gest. 22.10.1902 Hamburg
H. besuchte die Stiftungsschule von 1815 (→ Isr. Freischule), an der sein Vater als Schreib- und Rechenlehrer tätig war. Nach Abschluss der Schulbildung absolvierte er eine Banklehre und machte danach Karriere bei der Norddeutschen Bank. Sie verließ er 1879, um mit einem Kompagnon die Privatbank Hardy & Hinrichsen zu gründen. Parallel zur beruflichen Einspannung war H. zeitlebens ehrenamtlich aktiv. So war er u. a. Präses der Handelskammer und fungierte zeitweilig als Vorsitzender der Freihafenlagerhausgesellschaft. Genauso wichtig nahm H. seine Rolle als Vorsitzender des Vorstandes der Stiftungsschule von 1815. Eindeutige Dominanz im gemeinnützigen Engagement H.s hatte freilich die Politik. Als Dreißigjähriger wurde er 1871 erstmals in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt und blieb dann als Angehöriger der Fraktion »Linkes Zentrum« über 30 Jahre ihr Mitglied. Wortgewandte Argumentation, Humor und eine unverkennbare organisatorische Begabung zeichneten den Abgeordneten aus, weshalb er kontinuierlich in die allgemeine Geschäftsführung des Parlamentes einbezogen wurde. Ab 1872 war er Schriftführer, 1880 bis 1892 Erster Vizepräsident und schließlich von 1892 bis zu seinem Ableben Präsident der Bürgerschaft. H. beschäftigte sich in Redebeiträgen im Plenum und in der Ausschussarbeit mit den meisten gewichtigen Fragen, die sich der hamburgischen Politik in den drei Jahrzehnten seiner Zugehörigkeit zum Landesparlament stellten, etwa mit den Auswirkungen der Reichsgründung, dem Zollanschluss, der Choleraepidemie usw. Besonders nachhaltig war sein Einsatz für sachgerechte Lösungen im Bereich der Verfassungsgestaltung, der allgemeinen Verwaltung, der Geld- und Währungsvereinheitlichung, des Schulwesens und des Kulturlebens.